Germersheim – Anfang Mai hatte die Stadtverwaltung Germersheim zu einer Seniorenfahrt für Teilnehmer ab 60plus nach Freiburg eingeladen.
An sich eine schöne Sache, aber einige Kritikpunkte hat der SPD-Bürgermeisterkandidat Gerald Seibel dann doch.
Es war das erste Mal, dass Teilnehmer ab 60 Jahren eingeladen wurden. Früher war die Fahrt, deren Kosten von der Stadt Germersheim getragen werden, erst Teilnehmern ab 70 Jahren vorbehalten. Da auch Personen eingeladen wurden, die in diesem Jahr erst noch 60 werden, erhielt auch Seibel, der Ende September seinen 60. Geburtstag feiert, eine offizielle Einladung der Stadt für die Fahrt.
Das Angebot stieß auf große Resonanz: Am Abfahrtsort starteten neun Reisebusse mit 480 Personen nach Freiburg, um einen Tag in der Freiburger Altstadt zu verbringen.
Seibel berichtet, dass in ihm Nachgang „indirekt mehrfache Nachfragen, warum ich als Bürgermeisterkandidat an der Seniorenfahrt teilgenommen habe“ erreicht hätten. Es sei doch schließlich keine Wahlkampfveranstaltung gewesen.
Seibel schreibt dazu in einer Mitteilung: „Dem stimme ich voll und ganz zu. An dieser Fahrt habe ich wie alle anderen auch auf Einladung der Stadt teilgenommen. Nimmt man nun das gesetzte Mindestalter für diese Veranstaltung, von 60plus, als Maßstab, hätte der Herr Bürgermeister mit 54 Jahren hier eigentlich nicht teilnehmen dürfen. Aber als sozusagen Gastgeber dieser Veranstaltung ließ er sich die ganztägige Teilnahme nicht nehmen, und überließ die Führung des Stadthauses an diesem Tag seinem Vertreter.“
Seibel stellt auch andere Überlegungen an: „Jetzt darf ich spekulieren: Vielleicht hätte er dies auch gar nicht gemacht, wenn die Fahrt nicht unmittelbar vor dem Wahltag gewesen wäre. Wenn man also hier jemandem eine indirekte Wahlkampfveranstaltung unterstellt, dann doch bitte unserem Herrn Bürgermeister, denn auch die deutlich erhöhte Teilnehmerzahl durch das Herabsetzen des Eintrittsalters legt den Gedanken nahe, dass es sich hier um ein verstecktes Wahlkampf-Event auf Kosten des Stadtsäckels handeln könnte. Zumal der Termin für diese Fahrt noch vor dem Wahltermin angesetzt wurde, so wie andere Übergabe- und Einweihungsveranstaltungen auch. In den Jahren davor war die Seniorenfahrt im Juni, Juli oder September.“
Die Fahrt nach Freiburg sei schön gewesen, er gönne sie jedem Teilnehmer von Herzen. „Hätte die Fahrt nach dem Wahltag stattgefunden, wäre das völlig unkritisch, so aber hat das Ganze für den Ein oder Anderen ein gewisses ´Geschmäckle´.“
Die teilnehmenden Senioren seien jedoch allesamt mündig, könnten sich selbst ein Urteil bilden und wüssten, wen sie am 14. Mai zu wählen hätten, so Seibel: „Und das ist auch gut so.“
Bürgermeister Schaile sagt auf Nachfrage des Pfalz-Express dazu, dass das herabgesetzte Alter der Teilnehmer ein Wunsch der Senioren selbst gewesen sei. Viele seien mit Anfang 60 bereits berentet und hätten sich mit der Altersvorgabe „70“ benachteiligt gefühlt. Diesem Wunsch sei man gerne nachgekommen. Dass er als Bürgermeister selbst dabei gewesen sei, sei ja wohl „selbstverständlich“.
Den Termin Anfang Mai habe man gewählt, weil es vielen Senioren bei früheren Ausflügen in den Sommermonaten zu heiß gewesen sei. Seit 27 Jahren würden die Fahrten zum größten Teil aus der Stadtkasse bezahlt: „Es war schon immer eine Leistung der Stadt“, sagte Schaile.
Gerald Seibel indes bleibt dabei: Schon allein die Anzahl von neun Bussen – mehr als doppelt so viele wie sonst – sei dem Wahlkampf des Bürgermeisters geschuldet.
Anmerkung der Redaktion
Ab Freitag, 12. Mai, wird der Pfalz-Express keine Beiträge mehr zu den Wahlen im Kreis Germersheim veröffentlichen.
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