Freitag, 17. Mai 2024

Fünf neue Stolpersteine erinnern an jüdische Schülerinnen des Käthe-Kollwitz-Gymnasiums

30. April 2024 | Kategorie: Neustadt a.d. Weinstraße und Speyer

Würdigungen und Dankesworte zum Projekt des KKGs sprachen neben Oberbürgermeister Weigel auch Kurt Werner für die NS-Gedenkstätte, Eberhard Dittus für die jüdische Kultusgemeinde, Dekan Andreas Rummel für den evangelischen Kirchenbezirk, Dekan Michael Paul für den katholischen Kirchenbezirk sowie Stefan Vogt, Schulleiter des KKGs.
Foto: Stadt Neustadt

Neustadt. Vor dem Käthe-Kollwitz-Gymnasium (KKG) sind fünf neue Stolpersteine verlegt worden. Sie erinnern an fünf ehemalige, jüdische Schülerinnen, die während der NS-Zeit verfolgt wurden.

Vier von ihnen gelang die Flucht in die USA, eine wurde 1943 deportiert und starb im polnischen Sobibor.

Die Gedenktafeln „Hier lernte“ erinnern an: Elizabeth Joan Weiner und Dorothea Berger, beide geborgene Wolff, Lieselotte Rosenstiel, Gusti Ackermann, geborene Mayer, und Ilse Levy, geborene Haas. Schülerinnen des KKGs stellen die Biographien und den Leidensweg aller fünf mit sehr bewegenden Worten vor.

„Vielen Dank für diese Aktion“, sagte Oberbürgermeister Marc Weigel. „Die Steine erinnern daran, dass sich mitten in unserer Stadt ein unglaubliches Verbrechen zugetragen hat. Dass unter unseren Augen Schulkameradinnen, Nachbarn und Freunde entrechtet, verletzt, entwurzelt und ermordet wurden.“ Viele hätten sicher Angst vor Repressalien gehabt, aber im Spiel sei gewiss auch eine gehörige Portion Gleichgültigkeit gewesen. „Die Lebensgeschichten machen mich sprachlos.“

Möglich wurde die Verlegung, die vom städtischen Bauhof vorbereitet und dem Künstler Holger Kratz durchgeführt wurde, durch umfangreiche Recherchearbeiten. Angestoßen hatte sie Karin Hoffmann im Schuljahr 2002/2003.

Die ehemalige Lehrerin des KKG durchforstete damals mit ihrem Grundkurs evangelische Religion das Archiv der Schule nach Namen jüdischer Schülerinnen aus den Jahren 1921 bis 1940. Dabei gelang es ihr auch, einen Kontakt mit Gusti Ackermann herzustellen, die damals in Florida lebte.

Weitere Nachforschungen begannen 2022, nachdem das Internet neue Möglichkeiten bot. Mit ins Rechercheboot stiegen die Lehrerinnen Dorothea Herzer und Heike Schnell, auch das Stadtarchiv half mit.

Herzer sagte, „das Projekt hat detektivische Instinkte geweckt. Aber je mehr wir gefunden haben, desto mehr litten wir mit“. Den beiden Pädagoginnen wiederum gelang es, die Tochter von Elizabeth Wolff, später Beth Weiner, ausfindig zu machen. Auch sie lebt in den USA und wollte eigentlich zur Stolpersteinverlegung nach Neustadt anreisen. Die Geschehnisse im Gazastreifen sowie steigende anti-jüdische Agitationen machten den Plänen einen Strich durch die Rechnung.

Der erste von mittlerweile fast 50 Stolpersteinen wurde bereits im Dezember 2002 für den Lehrer Dr. Karl Strauß vor dem Kurfürst-Ruprecht-Gymnasium verlegt.

Ideengeber des Projekts „Stolpersteine“ ist der Kölner Bildhauer Gunter Demnig. Es handelt sich um kleine Messingplatten, die in den Boden verlegt werden für Personen, die im so genannten Dritten Reich Opfer des Nationalsozialismus wurden. Die Steine sollen Passanten „zum Stolpern“ und damit zum Nachdenken bringen.

Würdigungen und Dankesworte zum Projekt des KKGs sprachen neben Oberbürgermeister Weigel auch Kurt Werner für die NS-Gedenkstätte, Eberhard Dittus für die jüdische Kultusgemeinde, Dekan Andreas Rummel für den evangelischen Kirchenbezirk, Dekan Michael Paul für den katholischen Kirchenbezirk sowie Stefan Vogt, Schulleiter des KKGs.

Die neuen Stolpersteine wurden vom Künstler Holger Kratz verlegt. Um das ausgefräste Loch hat sich der städtische Bauhof gekümmert.
Foto: Stadtverwaltung Neustadt

 

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