Donnerstag, 25. April 2024

Die Geisteshaltung, der Zeitgeist & die Einschnitte einer vielfältigen Kultur

13. Dezember 2019 | Kategorie: Allgemein, Freizeit & Hobby, Kultur, Ratgeber, Sonstiges

Das Haus zum Maulbeerbaum in Landau: Das kulturhistorisch wertvolle Kleinod konnte vor dem Abriss gerettet werden.
Foto: Pfalz-Express

Der Kulturgedanke einer ganzen Generation beziehungsweise dessen Erbe, also der Zeitgeist, definiert sich über eine den aktuellen Ereignissen und Bedürfnissen entsprechend angepasste beziehungsweise abgestimmte Geisteshaltung, die sich innerhalb einer kulturellen oder interkulturellen Lebensgemeinschaft äußert.

Entsprechend diesem Charakteristikum verfasste Johann Gottfried Herder, ein Pionier der Aufklärung sowie deutscher Dichter, Denker und Philosoph sein sogenanntes Determinativkompositum aus Zeit und Geist als: „Für einen bestimmten geschichtlichen Zeitraum charakteristische Gesinnung, geistige Haltung“.

Diese heutzutage unter dem Begriff Zeitgeist zusammengefasste Definition einer Wertegemeinschaft erlebt scheinbar eine Renaissance und wird in Anbetracht derzeitiger Innen- und Außenpolitik oftmals für den Staatenverbund der Europäischen Union inflationär verwendet.

Dabei versteckt sich unter dem Begriff Wertegemeinschaft eine konstruktive Wertvorstellung oder Tugend in Hinsicht auf eine Person oder eine Interessengemeinschaft, die innerhalb der Gesellschaft als hoch angesehen werden kann. Dementsprechend vorsichtig und wage muss dieser Begriff behandelt werden, da sich aus einer Wertvorstellung schnell der Deckmantel der Moralvorstellung, des Wertmaßstabs oder des Ehrenkodex entwickeln kann. Als Abbild des Zeitgeistes ist somit die Kunst das Charakteristikum einer ganzen Epoche und somit von unschätzbarem geschichtlichem Wert.

Die Geschichtsschreibung, eine praktische Theorie

Die Kunst, welche per Definition als eine schöpferische Auseinandersetzung des Menschen mit seiner Umwelt zu verstehen ist, nutzt dazu entweder, das ihm zur Verfügung stehende Mittel der Sprache, des Materials oder der Inszenierung. Als besonders nachvollziehbar gelten demnach Kunstwerke, die sich in ihrem Erscheinungsbild dem Zuschauer zugewandt und sehr offen präsentieren. Im Falle der Architektur – als eine Kunstform – ist dies zumindest solange gegeben, bevor die Endlichkeit des irdischen Daseins dem Zahn der Zeit zum Opfer gefallen ist.

In diesem Zusammenhang ist es wichtig, zu erkennen, dass Geschichtsschreibung unter diesen Gesichtspunkten nur in einer Annäherung erfolgen kann, da es anscheinend ein menschliches Charakteristikum ist, neben Expansionsbestrebungen, ebenso ganze Kulturen beziehungsweise deren Wertvorstellungen und Kulturgüter vom Erscheinungsbild der Erde für immer verschwinden zu lassen.

Neben der Linguistik, die davor warnt, dass derzeit circa 3000 Sprachen vom Aussterben bedroht sind, werden damit außerdem Traditionen und andere Kulturschätze für immer begraben, die eine Nachzeichnung der tatsächlichen Geschichte der Welt zunehmend erschweren. Einen kleinen Einblick liefern deswegen oftmals nur Artefakte, welche durch einen günstigen Zufall wieder das Tageslicht der Realität erreichen.

Die meisten Kulturgüter gehen jedoch aufgrund von Krieg und Zerstörung sowie den gewalttätigen Eroberungslüsten einiger weniger – mit dem Ziel eine ganze Kultur zu vernichten – für immer verloren.

Die Denkmalpflege und ihr Potenzial zur Geschichtsschreibung

Sowohl für die Denkmalpflege als auch dem äußeren Erscheinungsbild eines historischen Gebäudes ist es deswegen notwendig, rechtzeitig für dessen Erhalt zu sorgen. Hier sind vor allem effektive Maßnahmen gefragt, welche das Gebäude vor eindringender Nässe, Bodenfeuchtigkeit sowie Umweltbelastungen im Wasser, der Luft und dem Wetter schützen.

Beachtlicherweise wurden viele historische Stätten schon zur damaligen Zeit für die Ewigkeit gebaut und sollten einer irdischen Präsenz ein darüber hinaus vermitteln, welches scheinbar nur den gekrönten Häuptern zugestanden werden sollte. Dass selbst diese Bauten irgendwann vom Antlitz der Erde verschwinden, ist der Lauf der Dinge.

Dennoch lohnt es sich, für diese Werte einzustehen, um aus ihnen mögliche Rückschlüsse für ein Weiterleben auf diesem Planeten zu garantieren. Die Besserwisserei des modernen Menschen ist demnach oftmals nur Hybris, die den tatsächlichen Wert alten Wissens oftmals unterschätzt.

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