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19.000 Besucher beim Wormser Spectaculum

2. Juni 2013 | Kategorie: Rheinland-Pfalz

Am letzten Tag hatten die Mittelalterfans Glück – es zeigte sich die Sonne. So konnten trotz aller Wetter-Unbill noch einige Kämpfe ausgefochten werden. Fotos: Martin Braun.

Schlechtes Wetter sorgt für Besucherrückgang/ Mittelaltermarkt sonst aber gelungen und ohne Vorkommnisse

Worms – Als am Samstagabend Feuerplanet seine spektakuläre Feuershow präsentierte, der gesamte Äschebuckel mit Zuschauern bevölkert war und immer wieder begeisterter Applaus aufbrandete, da war es auf dem Spectaculum endlich so wie es sein sollte.

Rund 40 Lagergruppen, circa 100 Händler und insgesamt um die 150 zusätzliche Helfer hatten nach monatelanger Vorbereitung eine Mittelalterszenerie geschaffen, die in Südwestdeutschland ihres gleichen sucht und dann auch durch Besucher gewürdigt wurde.

Dem vorausgegangen waren ein komplett verregneter Freitag, an dem die Gewandeten fast unter sich waren. Im Laufe des kalten Samstags klarte es zwar langsam auf, jedoch scheuten die meisten Familien scheinbar noch die durchnässten und matschigen Wege ins Wäldchen. Am Sonntag dann endlich wurden die Mühen der Haupt- und Ehrenamtlichen belohnt: Besuchermassen strömten den ganzen Tag auf das Spectaculum. Insgesamt 19.0000 zählte die Kultur und Veranstaltungs GmbH bis Sonntagabend.

Am Freitag mit Dauerregen waren die Gewandeten noch unter sich, am Sonntag bei strahlendem Sonnenschein strömten die Massen. Das Spectaculum 2013 war wahrlich eins der Extreme.

Das Spectaculum Worms mal auch ganz anderer Perspektive. Foto: Martin Braun

Überfilzte Lodenstoffe schützen vor Regen

In diesem Jahr bestand der Tross des Spectaculums aus 40 früh-, hoch- und spätmittelalterlichen Gruppen mit insgesamt rund 550 Darstellern, die den Marktbesuchern authentische Eindrücke vom mittelalterlichen Leben boten. Bis auf einzelne Lagergruppen und Händler reisten alle angemeldeten Aktiven aus ganz Deutschland und dem angrenzenden Ausland an. Die Gewandeten ließen sich von den Wetterprognosen nicht abschrecken, sondern genossen sichtlich ein etwas anderes Spectaculum. „Bei schönem Wetter lagern kann ja jeder“, hörte man an der einen Stelle, „mit dem Matsch auf den Wegen wird es nur noch authentischer“ an der anderen.

Überfilzte Lodenkleidung und Zelte aus Leinenstoff, der sich bei Nässe zusammenzieht, schützten vor allem am Freitag vor über 25 Liter Regen pro Quadratmeter. Ein Händler mit Holzschuhen konnte außerdem bereits am Freitagnachmittag „ausverkauft“ für alle gängigen Schuhgrößen vermelden. Überhaupt: die Händler, die Wärmendes oder Schützendes im Angebot hatten konnten sich über gute Umsätze freuen.

Programm konnte bis auf Feldschlacht größtenteils stattfinden

Ein echter Ritter lässt sich vom Matsch nicht das Leben verdriesen.

Egal ob Familie mit Kindern, junge Erwachsene oder Ältere – für alle wurde beim zwölften Spectaculum etwas geboten. In den Abendstunden sorgten „Zwielicht“, „Omnia“ und am Sonntagnachmittag „Saltatio Mortis“ mit ihren Konzerten für beste Unterhaltung. Die nächtlichen Feuershows im Anschluss an die musikalischen Höhepunkte am Abend faszinierten Jung und Alt.

Oberbürgermeister Michael Kissel: „Mein ganz besonderer Dank gilt dieses Jahr den Aktiven, die trotz der widrigen Wetterverhältnisse ein tolles Programm auf die Beine gestellt haben und es vor allem auch drei Tage durchgeführt haben.“

Ein friedliches Fest

Die Einsatzkräfte von Feuerwehr, ASB und dem Sicherheitsdienst SES vermeldeten ein friedliches Spectaculum ohne Zwischenfälle. Lediglich vermehrte kleinere Stromausfälle durch die Nässe machten dem technischen KVG-Team immer wieder zu schaffen. Über das gesamte Wochenende stand das Projektmanagement außerdem mit dem Ordnungsamt und der Feuerwehr in Kontakt und beobachteten das nahende Rhein-Hochwasser. Doch außer geänderten Verkehrsführungen für Besucher (die sonst genutzte Ausfahrt über die Dämme an der Bürgerweide musste ab Samstag sicherheitshalber gesperrt werden), blieb das Spectaculum von weiteren Unannehmlichkeiten verschont.

Kreuzfahrergemeinschaft sammelt Spenden für kranken Jungen

Die Kreuzfahrergemeinschaft Kurpfalz hatte bereits im Vorfeld des Spectaculums zu einer Spendenaktion für einen sehr kranken Jungen aus Dresden aufgerufen, dessen größter Wunsch es ist, Ritter zu werden. Die Gewandeten um Bogner Tom (alias Thomas Haaß) öffneten am Wochenende ihr Lager, boten Führungen und für die jüngeren Besucher Kinderknappenprüfungen an und sammelten dabei Geld. Begeistert von der Idee unterstützten auch andere Gruppen spontan die Aktion und eine Frau brachte sogar Geld von einer Sammlung in ihrem Kindergarten vorbei. Auch wenn der genaue Spendenbetrag am späten Sonntagnachmittag noch nicht feststand, so war sich Bogner Tom zumindest schon sicher, dass man Julian davon ein echtes Ritterschwert werde kaufen können.

Experiment mit Instrumentalworkshops geglückt

In Kooperation mit dem Festival „wunderhoeren – Tage alter Musik und Literatur in Worms“ wurden erstmals Instrumentalworkshops auf dem Spectaculum angeboten. Vorkenntnisse waren nicht von Nöten, da es Anfänger- und Fortgeschrittenenkurse gab. Neben Nyckelharpa und Drehleiher war vor allem der Marktsack-Schnupperkurs ein echter Renner und schon im Vorfeld des Marktes restlos ausgebucht. Kulturkoordinator Volker Gallé, der die Kooperation initiiert hatte: „Das Experiment ist fraglos geglückt und wir freuen uns natürlich über den Erfolg. Die Workshops haben sowohl das Programm von „wunderhoeren“ als auch das des Spectaculums bereichert.“ Gerade auf dem Mittelaltermarkt hatte es in der Vergangenheit schon oft Anfragen gegeben, ob und wo Interessierte denn historische Instrumente ausprobieren könnten.

Verabschiedung von Ulrich Mieland

Am Sonntagnachmittag wurde es dann noch einmal sehr emotional auf dem Spectaculum, als das „Netzwerk Lebendiges Mittelalter“ rund um Marktmeister Klaus Susemichel, Baumeister und Kindsvogt Dieter Christmann sowie Trossmeister Uwe Hildenbeutel den scheidenden KVG-Geschäftsführer Ulrich Mieland verabschiedeten. Mieland, der als früherer Kulturamts-Chef das Spectaculum vor zwölf Jahren mit aus der Taufe hob und seine Entwicklung in all den Jahren maßgeblich beeinflusste, war sichtlich gerührt von den sehr persönlichen Reden der Gewandeten, die ihm auch einige Geschenke überreichten.

Veranstalter

Das Spectaculum Worms ist eine Veranstaltung der Kultur und Veranstaltungs GmbH in Zusammenarbeit mit dem „Netzwerk Lebendiges Mittelalter Worms“ und wird unterstützt durch die Kulturkoordination der Stadt Worms. (red)

Kräuterkundlerin.

 

 

 

 

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