Freitag, 26. April 2024

„Und ewig rauschen die Gelder“: „Kleine Bühne“ hat Komödie großartig inszeniert – lustig – turbulent – very british!

3. April 2017 | Kategorie: Kultur, Landau
Tolle Premierevorstellung: Die Akteure nebst Regisseurin freuen sich über den Applaus der Zuschauer. Foto: Kunze

Tolle Premierenvorstellung: Akteure und Verantwortliche haben sehr gute Arbeit geleistet.
Foto: Kunze

Landau. Am Samstagabend (1. April) fand die Premiere des Stücks „Und ewig rauschen die Gelder“ in dem Theater „Kleine Bühne“ in Landau statt.

Begeisterter Beifall war der englischen Komödie von Michael Cooney sicher. Dank dem äußerst lustvollen Spiel der Darsteller und mit der Hilfe des gesamten Produktionsteams entstand eine hinreißend komische Aufführung.

Bereits mit dem Fallen des Vorhangs bot sich dem Zuschauer ein liebevoll eingerichtetes Bild, wie man sich eine englische Vorzeigewohnung vorstellt: offener Kamin, klassische Tapete und Abbildungen von der Queen und der Tower Bridge an den Wänden.

Selbst die Kleidung hätte nicht passender sein können. Karierte Pullunder, englischer Tweed, Anzug und Krawatte – alles wurde entsprechend arrangiert.

Es handelt sich um eine unglaubliche Geschichte, wie sie dennoch in der Realität passiert: Betrügereien ganz normaler Leute, die den Sozialstaat anzapfen, um damit ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.

Eric Swan (Stefan Wagner) ist ein freundlicher, bieder wirkender Mann und verheiratet mit Linda (Christine Ehmer). Er hat einen Untermieter (Matthias Becker) und führt augenscheinlich ein geregeltes Leben. Bis auf die Kleinigkeit, dass er schon seit zwei Jahren arbeitslos ist, dies seiner Frau verheimlicht und unrechtmäßig Geld vom Staat kassiert.

Swan erhält Zuwendungen vom Sozialamt für einen Untermieter, der längst nach Kanada ausgewandert ist. Er erhält Pflegegeld, Zuschüsse und diverse Förderungen. Tatsächlich ist es eine Lawine, die Eric Swan losgetreten hat und die er langsam zu stoppen gedenkt.

Genau an dem Tag, an dem er sich dazu entschließt, schickt das Sozialamt den Außenprüfer Mr. Jenkins (Mirko Bohnert) vorbei. Für Eric Swan gilt es nun, sein ganzes Lügenkonstrukt aufrecht zu erhalten. Mit allen Regeln der Kunst wird hier gearbeitet.

Nicht nur, dass sein Untermieter Norman Bassett mit hineingezogen wird und sich mal als arbeitsloser Holzfäller ausgeben muss oder auch als sein Vermieter Eric Swan. Das temporeiche Spiel scheint den Zuschauer bewusst in die Verwirrung führen zu wollen – mit Erfolg.

Eric Swan wird zu seinem eigenen Untermieter, hat schnell mal Gicht und benötigt daher Krankengeld, während seine Frau Linda an seiner sexuellen Ausrichtung zweifelt, da sie Perücken und Frauenkleider gefunden hat, nichts ahnend, dass dies alles mit den staatlichen Hilfeleistungen zu tun hat.

Sie engagiert einen Partnerschaftsmoderator, Dr. Chapman (Philipp Schaan), der just am gleichen Tag auftaucht, um die Familienverhältnisse zu richten. Doch auch Sally Chessington (Isabel Nagel) von der Familienfürsorge erscheint auf der Bildfläche und hat einige Fragen.

An diesem Tag werden alle Register gezogen und von „Tür auf“ bis „Tür zu“ steigert sich das Verwirrspiel und führt zu einer nicht enden wollenden Farce.

Selbst wenn der Zuschauer mal den Faden verliert, was wohl Teil des Spiels ist, tut dies der Boulevardkomödie keinen Abbruch – im Gegenteil.

Es ist köstlich mit anzusehen, wie es Eric Swan, dank seines Untermieters und nicht zu vergessen, von Onkel George (Joachim Graf), gelingt, Antworten passend zu machen und blitzschnell in die erforderten Rollen zu schlüpfen.

Erics Onkel George stirbt sogar vermeintlich vor Ort und der Bestatter Mr. Forbright (Eric Ehrhardt) taucht ebenfalls in dem wohlgefüllten Haus von Eric auf.

Wer ist nun wer und wie soll das alles enden?
Die Darsteller füllten durchweg ihre Rollen in Mimik und Gestik mit spürbarer Spielfreude aus. Matthias Becker verkörperte wunderbar den einfältig wirkenden Untermieter Norman, der plötzlich von dem sympathischen Eric in den Lügenhindernislauf hineingerissen wird.

Stefan Wagner schien die Rolle von Eric Swan auf den Leib geschrieben zu sein. Mirko Bohner überzeugte als Außenprüfer des Sozialamtes: Korrekt, sehr genau und am Schluss verzweifelt und überfordert und der Aufgabe nicht mehr gewachsen.

Kein Wunder, inmitten dieses Pulks von einer wütenden Linda Swan, einem sehr finster dreinblickenden Bestatter, einem hilflosen Paartherapeuten und nicht zuletzt – seiner Chefin vom Sozialamt.

Die gestrenge Mrs. Cowper wurde „feldwebelartig“ von Heidi Moor-Blank dargestellt. Mit dem Auftauchen jener resoluten Dame findet das ganze Rollenspiel ein natürliches, wenn auch unerwartetes Ende.

Joachim Graf lieferte als Onkel George nicht nur Formulare für die trickreichen Betrügereien ab, sondern auch ein aberwitziges Schauspiel in seiner Darstellungsweise.

Die wirklich gelungene Aufführung findet unter der Regie von Maren Dern und Christine Ehmer statt, Regieassistentin ist Sandy Stubenrauch.

Maren Dern betonte, dass durch die freie Entwicklung im Schauspiel die Darsteller eigene Ideen mit einbrachten und situativ reagierten. Auch wurde die Komödie an manchen Stellen gekürzt und etwas vereinfacht.

Jeder Einzelne hat in seinem Schauspiel eine fantastische Leistung erbracht. Die Arbeit des gesamten Theaterkollektivs muss hervorgehoben werden. Bühnenbild, Maske und Frisuren, die Kostüme, die Technik, alles wurde gut durchdacht und harmonisch aufeinander abgestimmt.

Die Theaterfreunde aus dem benachbarten elsässischen Hagenau wohnten dem Theaterstück wieder bei, sowie Landaus Bürgermeister Dr. Maximilian Ingenthron.

Die etwa 90minütige Aufführung war ein echter Angriff auf die Lachmuskeln und endete mit einem lang anhaltenden Applaus des Publikums.

Weitere Aufführungen für die Saison 2017 finden an den folgenden Terminen statt:

Freitag, 7. April, Samstag, 8. April, Ostermontag, 17. April, Freitag, 21. April, Samstag, 22. April, Freitag, 28. April, Samstag, 29. April, Freitag, 5. Mai, Samstag, 6. Mai.

Einlass und Abendkasse: jeweils ab 19.15 Uhr / Beginn 20 Uhr.

Theatersaal im Jugendwerk St. Josef, Queichheimer Hauptstr. 231, 76829 Landau.
Der Reinerlös geht an die Indienhilfe Franklin e. V.

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