Freitag, 26. April 2024

Sensationeller Fund in Jockgrim: Ziegelschabe – erstes lebendes Exemplar der Blattella tegularia nachgewiesen

1. April 2017 | Kategorie: Kreis Germersheim, Regional
Unglaublich: In Jockgrim wurde tatsächlich eine Ziegelschabe entdeckt. Das Tier lebt zwischen Ziegeln und ernährt sich auch von diesen. Jürgen Welker, Norbert Pirron, Karl Dieter Wünstel, Landrat Dr. Fritz Brechtel und Bürgermeisterin Sabine Baumann freuen sich über den seltenen Fund.

Unglaublich: In Jockgrim wurde tatsächlich eine Ziegelschabe entdeckt. Das Tier lebt zwischen Ziegeln und ernährt sich auch von diesen. Jürgen Welker, Norbert Pirron, Karl Dieter Wünstel, Landrat Dr. Fritz Brechtel und Bürgermeisterin Sabine Baumann freuen sich über den seltenen Fund.

Jockgrim – Ein kleines Tier verursacht derzeit nicht nur in Jockgrim große Aufregung: Die Fachwelt feiert den ersten Lebendfund einer Blattella tegularia (Ziegelschabe) auf dem Gelände der ehemaligen Ziegelei als Sensation.

Während Mitarbeiter des örtlichen Baufhofs auf dem Vorplatz des VHS- und Museumsgebäudes „Haus Nummer 20“ in der Unteren Buchstraße 20 eine Rampe, Pflanzbeete sowie Fahrrad- und Behindertenparkplätze herstellten, fiel ihnen ein silbern glänzendes Insekt auf.

Beiläufig machten sie Ortbürgermeisterin Sabine Baumann darauf aufmerksam, die eigentlich wegen der Auswahl der Bepflanzung vor Ort war. Kurzentschlossen zog diese den promovierten Biologen Landrat Dr. Fritz Brechtel hinzu – zu Recht, wie sich herausstellte.

Schon am Folgetag trafen Wissenschaftler vom Institut für Ökologie, Evolution und Diversität der Goethe-Universität Frankfurt ein und konnten es kaum glauben: Bei dem Fund handelt es sich tatsächlich um das erste lebende Exemplar einer Ziegelschabe. Fossile Funde und mündliche Berichte ehemaliger Ziegeleiarbeiter hatten immer wieder Hinweise darauf gegeben, dass es in Jockgrim noch eine Population dieser seltenen Art geben könnte.

Die Blattella tegularia jockgrimensis gehört in der Klasse der Insektenfauna zur Ordnung der Blattoden (Schaben). Wie alle Schaben hat auch die Ziegelschabe einen abgeplatteten Körper, der allerdings eine markante Form aufweist: Er erinnert stark an die Form des Ludowici-Ziegels Z1, einschließlich der Doppelfalz.

Diese fehlende Symmetrie macht die Ziegelschabe leider völlig fluguntauglich. Unter dem arttypischen Halsschild ragt ein Kopf mit intelligent blickenden Facettenaugen hervor. Die Ziegelschabe gilt als Allesfresser und verzehrt auch kleine Mengen von Tonerde. Dabei bevorzugt sie gebranntes Ziegelmaterial, worauf bereits Zeichnungen auf Tontafeln aus der Römerzeit Hinweise geben.

Die Wissenschaftler unterstellen eine vorteilhafte Wirkung auf ihre Verdauung. Bedenken um ihre Ziegeldächer müssen die Jockgrimer nicht haben: Die Ziegelschabe verzehrt nur winzige Mengen, die sie zudem im Anschluss an den Verdauungsprozess wieder zur Verfügung stellt.

Die in Jockgrim aufgefundene Ziegelschabe war in zweifacher Hinsicht ein Glücksfall: Wie die Entomologen der Goethe-Universität bestätigen, handelt es sich bei dem Tier um ein Weibchen, das noch ein Eipaket am Körper trug. Sobald die Jungtiere geschlüpft sind, sollen einige davon zu wissenschaftlichen Untersuchungen nach Frankfurt reisen.

Auch die renommierte Cornell Universität in Ithaka im amerikanischen Bundesstaat New York hat bereits Interesse angemeldet. Die Blattella tegularia jockgrimensis soll beim nächsten „Entomology Symposium“ des weltweit führenden Instituts auf dem Gebiet der Insektenforschung Hauptthema sein.

Ithakas Bürgermeister Svante L. Myrick und Ortsbürgermeisterin Sabine Baumann sind nun wegen einer möglichen Städtepartnerschaft zwischen Jockgrim und Ithaka in Kontakt. Dieses Vorhaben könnte vermutlich sogar mit LEADER-Fördermitteln aus dem Budget für „interkontinentale Städtepartnerschaften auf Basis entomologischer Sensationen“ bezuschusst werden (Stand 1. April 2017).

Jockgrim, Ziegelschabe Blattella tegularia jockgrimensis - Porträt

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3 Kommentare auf "Sensationeller Fund in Jockgrim: Ziegelschabe – erstes lebendes Exemplar der Blattella tegularia nachgewiesen"

  1. Danny G. sagt:

    Muss man der Gemeinde Jockgrim gratulieren ! Ich habe auch schon öfter davon gehört, dass diese Tiere vor ca. 75-100 Jahren ausgestorben sein sollen .
    Dass jetzt ein lebendes Exemplar mit Eierpacket gefunden wurde grenzt für mich als Koleopterologen an ein Wunder und ich betrachte diesen Tag als einen Meilenstein der Entomologie !

    • Sabine B. sagt:

      Besten Dank für die Glückwünsche! Leider ist uns die sensationelle Blattella tegularia jockgrimensis mit Ablauf des 1. April abhanden gekommen (wie konnte das bloß passieren). Jetzt wird es doch nichts mit „Hauptstadt der Entomologie“ 🙁

  2. Spassbremse sagt:

    Bin vor Entzückung beim Lesen der Überschrift fast vom Stuhl gefallen. Völlig euphorisiert den Artikel verschlungen. Wollte mich schon auf den Weg nach Jockgrim machen. Dann das Datum bemerkt. Jetzt ist totale Ernüchterung eingekehrt…der Tag ist im Eimer. Schämt Euch, PEX-Team :-(((