Freitag, 26. April 2024

Zickenkrieg bei Händel: Alessandro zwischen zwei Frauen

26. Februar 2013 | Kategorie: Kultur, Nordbaden

Alessandro liebt hier mal Rosanne. Foto: staatstheater-Karlsruhe

 

Karlsruhe. Die internationalen Händel-Festspiele im Staatstheater Karlsruhe stehen für einzigartige Barock-Aufführungen und haben überregionale Bedeutung. Ihr Publikum ist eine kleine, aber feine Fangemeinde. Es gibt zum Beispiel Leute, die seit Beginn dieser Festspiele dabei sind und Begeisterung, Anregung aber auch Kritik in Blogs kundtun.
Mit der Barock-Oper Alessandro hat man den Schritt gewagt, sie in Originallänge zu präsentieren, cirka 4, 5 Stunden Konzentration, aber natürlich auch Genuss! Das heißt, sehr viele Wiederholungen führen unter Umständen im Publikum zu Ermüdungserscheinungen, was auch die beiden Pausen kaum auffangen können.
Alessandro, die Oper um den großen Feldherrn Alexander den Großen und seine Liebschaften, führte schon zu Händels Lebzeiten zu manchem Zickenkrieg zwischen den beiden Protagonistinnen, die die beiden Rivalinnen Lisaura und Rosanne auf der Bühne verkörperten.
Das ewige Spiel „Er liebt mich, er liebt mich nicht“ setzt sich auf der Bühne fort. Alessandro überwindet alle Mauern bei seinen Eroberungen, doch mit den Frauen kommt er nicht klar. Er kann sie nicht einschätzen, lebt in seinem eigenen Kosmos. War Alexander der Große homophil? Darüber streiten sich die Gelehrten. In der Regie des jungen Regisseurs Alexander Fahima jedenfalls ist Alexander ein teigig aussehender, geifernder, liebestoller Satyr, der tollkühn und grausam und in der Liebe wie ein Blatt im Wind ist.
King Kong, Godzilla und Spinnen bietet Fahima als Entree im Schwarz-weiß-Film an. Spätestens jetzt wäre die Chance gegeben, die Aufführung als Multi-Media-Spektakel weiter zu treiben, was zwar nicht werkimmanent, aber trotzdem tolerabel gewesen wäre. Noch bei einer zweiten Stelle werden Farbspiele geboten. Da der Regisseur das nicht weiter führt, ist die Gelegenheit vorbei. Die Aufführung bleibt etwas statisch, wie auch die Choreographien, die man so auch schon anderswo gesehen hat.
Die deutschen Händel-Solisten, dem Publikum ganz nahe. Doch was ist das? Plötzlich blitzt das Cembalo urplötzlich mit „Yesterday“ auf. Was damit bezweckt wird? Keine Ahnung! Was bedeuten eigentlich die Glaskästen an der Bühnenrampe, die zum Teil mit Steinen gefüllt sind? Strand? Manches erscheint nicht als zu Ende gedacht. Doch die Inszenierung ist das eine und durchaus diskussionswürdig, die andere (wunderbare) Sache sind die beiden bezaubernden Darstellerinnen der Lisaura und Rosanne, Raffaella Milanesi und Yetzabel Arias Fernández, Letztere eine jüngere Ausgabe der großen Montserrat Caballé.

Auch Countertenor Lawrence Zazzo weiß als Alessandro das Publikum absolut zu begeistern. Im Vorgriff auf die Comedia dell Arte betanzen die drei Freunde Clito, Leonato und Cleone (Andrew Finden, Eleazar Rodriguez, Rebecca Raffell) in Musketier-Manier die Freundschaft, die Alessandro zwar einfordert, aber selbst nicht geben kann. Eifersucht, Liebe, Tod und Teufel, Schicksal, Krieg in wunderbare Barock-Musik verpackt: Karlsruhe bleibt das Mekka der Barock-Fans.
Noch gibt es Gelegenheit, bis 3. März nämlich, die Festspiele zu besuchen. Am Mittwoch, 27. Februar gibt es einen Klavierabend der Internationalen Händel-Akademie, am Samstag, 2. März  das Abschlusskonzert und Klavierabend mit Ronald Brautigam, sowie am 3. März einen Hammerklavierabend mit Andreas Staier, Christine Schornsheim, jeweils im Schloss Gottesaue. (desa)

Karten unter 0721-933333; www.Staatstheater.Karlsruhe.de

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