Rheinland-Pfalz geht es gut: Das Bruttoinlandsprodukt des Bundeslandes legte 2018 im Vergleich zum Vorjahr um 1,7 Prozent zu und lag damit über dem bundesdeutschen Wachstumsschnitt von 1,4 Prozent.
Insbesondere die Dienstleistungsbranche boomte. 2020 stehen allerdings mehrere Herausforderungen, wie der Brexit und das potenzielle Abflachen des deutschen Wirtschaftswachstums, auf dem Programm. Wie ist Rheinland-Pfalz dafür gerüstet? Und welche Branchen könnten besonders empfindlich auf die Umwälzungen reagieren?
Dienstleistungssektor verwundbar
Die schlechte Nachricht vorweg: Gerade die florierende Dienstleistungsbranche könnte unter wirtschaftlich schwierigen Zeiten leiden. So wuchs der Teilsektor Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation 2018 besonders stark – mit 2,6 Prozent Plus im Vergleich zum Vorjahr. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten, gekoppelt mit einer geringeren Zahl an Urlaubern aus dem Vereinigten Königreich nach dem Brexit, könnte aber gerade der Tourismus in den kommenden Jahren Einbußen verzeichnen. Hier wird es für Betreiber von Hotels und Gaststätten zunehmend wichtiger, sich frühzeitig zu wappnen und die Region Rheinland-Pfalz noch attraktiver zu bewerben.
Auswirkungen auf Rohstoffpreise gering
Entwarnung gibt es an anderer Stelle: Die wirtschaftlichen Umwälzungen werden die Rohstoffpreise vermutlich nur in geringem Ausmaße beeinflussen, was den Firmen in der Region Sicherheit verschafft. Zwar ist Großbritannien mit einem Bruttoinlandsprodukt von 2,743 Billionen Dollar (Stand November 2019) weiterhin eine der wichtigsten Volkswirtschaften der Welt. Doch die großen Käufer von Rohstoffen wie Öl sind inzwischen die asiatischen Länder: Die Volksrepublik China importiert die meisten Rohstoffe weltweit.
Großbritanniens Ausscheiden aus der EU dürfte daher nur geringe Auswirkungen auf etwa den Rohölpreis haben, der seit Monaten sehr hoch liegt. Auch für Anleger in der Region ist das eine positive Nachricht. Andere Rohstoffpreise, wie jene von Gold oder Kupfer, sollten ebenfalls in den kommenden Jahren stabil bleiben, was den Unternehmen Planungssicherheit verschafft – und Sicherheit ist ein wichtiger Indikator für die Investitionsfreudigkeit der hiesigen Firmen.
Ebenfalls gut: Das weiterhin starke Wirtschaftswachstum vieler asiatischer Länder hilft den exportorientierten Unternehmen im Bundesland. Als Exportnation ist Deutschland wie kein zweites Land auf eine wachsende Weltwirtschaft angewiesen.
Industrie und Bauwesen robust
Ebenfalls positiv: Industrie und Bauwesen zeigen sich in Rheinland-Pfalz robust. Die Industrie wuchs im vergangenen Jahr um 1,5 Prozent, das Baugewerbe legte noch deutlicher zu: Ein Plus von 5,9 Prozent lag sogar über dem sehr guten bundesdeutschen Durchschnitt. Hier müsste ein möglicher wirtschaftlicher Einschnitt schon sehr tief treffen, um die Zahlen ins Minus rutschen zu lassen.
Lediglich die Lage in Großbritannien könnte noch für Unsicherheiten gerade in der Industrie sorgen: Laut Informationen von Deloitte dürfte der kommende Brexit vor allem die Wirtschaft in Süddeutschland treffen, die Exporte zwischen Deutschland und Großbritannien sind in den Jahren 2016 bis 2018 um rund acht Prozent gesunken. Allerdings könnten Bundesländer wie Bayern und Baden-Württemberg hiervon stärker betroffen sein als Regionen wie die Pfalz.
Fazit
Die Wirtschaft in Rheinland-Pfalz ist stark und auch kommende Unsicherheiten wie ein mögliches Abflauen des Wachstums sollten die zugrunde liegenden Stärken nicht allzu sehr beeinflussen. Die weltwirtschaftliche Lage bleibt großteils stabil und die Pfalz ist vor allem beim Baugewerbe und im Dienstleistungssektor weiterhin erfolgreich. Das sollte sich auch 2020 nicht ändern. Anwohner in der Region dürfen also aufatmen.
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