Staatsministerin Maria Böhmer besucht Haus zum Maulbeerbaum in Landau: „Ich bin begeistert“

14. September 2017 | Kategorie: Landau, Regional
Dr. Gebhart (links) lud Staatsministerin Dr. Böhmer zu einem Besuch des Hauses zum Maulbeerbaum ein. Foto: Pfalz-Express/Ahme

Dr. Gebhart (links) lud Staatsministerin Dr. Böhmer zu einem Besuch des Hauses zum Maulbeerbaum ein.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Landau. Die Genossenschaft Haus zum Maulbeerbaum, die mittlerweile 150 Mitglieder hat, lud zu einer Präsentation ihres Projekts zum Erhalt des Hauses zum Maulbeerbaum vor Ort ein.

Auf Einladung des südpfälzischen Bundestagsabgeordneten Dr. Thomas Gebhart besichtigte Staatsministerin Prof. Dr. Maria Böhmer das Haus zum Maulbeerbaum.

Im Erdgeschoss und Innenhof wurden unter anderem Fotos der Wandmalereien präsentiert, die im nicht zugänglichen Obergeschoss des Gebäudes erhalten sind.

Noch ist das Haus eingerüstet. Eine geplante Begehung des oberen Stockwerks konnte aus Gründen der Sicherheit leider nicht stattfinden. Foto: Pfalz-Express/Ahme

Noch ist das Haus eingerüstet. Eine geplante Begehung des oberen Stockwerks konnte an diesem Tag aus Sicherheitsgründen leider nicht stattfinden.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Maria Böhmer ist als Sonderbeauftragte des Auswärtigen Amtes unter anderem zuständig für UNESCO-Welterbe. In dieser Funktion überreichte Maria Böhmer im Mai in Berlin Urkunden zur Anerkennung der Genossenschaftsidee als immaterielles Weltkulturerbe an Genossenschaftsvertreter.

Dr. Gebhart und (Noch)-Hausherr OB Thomas Hirsch begrüßten Böhmer und erläuterten der sehr interessierten Ministerin, wie das älteste Haus der Stadt nun doch noch gerettet werden kann. „Wir haben hier einen kulturhistorischen Schatz. Ohne das bürgerschaftliche Engagement hätte das Haus abgerissen werden müssen, so Dr. Gebhart.

Gunhild Wolf erläutert die Bedeutung der Wandmalereien. Foto: Pfalz-Express/Ahme

Dr. Böhmer (Mitte) fragt Gunhild Wolf nach der Bedeutung der Wandmalereien.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

OB Hirsch stellte das Haus in eine Reihe mit Gebäuden wie dem Frank Loebschen Haus oder Altem Kaufhaus. Auch hier setzte sich die Bürgerschaft mit aller Kraft ein. „Dafür bin ich dankbar“, so Hirsch.

300.000 Euro, die ein Abriss des Gebäudes gekostet hätte, sind von der Stadt zum Erhalt des Hauses zur Verfügung gestellt worden, 200.000 hat das Land dazu gegeben und 100.000 kann die Genossenschaft aufbringen. „Doch den Durchbruch hat der Bundeszuschuss von 300.000 Euro gebracht. Mit diesen 900.000 Euro ist es möglich, zunächst eine Bestandssanierung durchzuführen“, erläuterte Hirsch den finanziellen Background.

„Was Einer alleine nicht zuwege bringt, das vermögen Viele“ lautet das Motto Raiffeisens und das ist auch die Genossenschaftsidee“, sagte Böhmer. „Die Genossenschaftsidee ist als erstes in die Liste der immatriellen Weltkulturerbe eingetragen worden. Das ist noch relativ neu“. Ein hartes Ringen und sehr schwierig sei es gewesen, dies auf der Konferenz in Addis Abeba durchzusetzen.

Da sie in Berlin „Tür an Tür“ mit Dr. Gebhart sitze, habe man auch über das Projekt „Haus zum Maulbeerbaum“ und die damit verbundene Genossenschaftsidee gesprochen.

„Es war klug, dieses Haus für weitere Generationen zu erhalten“, ist Böhmer begeistert und freut sich auch über das ehrenamtliche Engagement der Menschen rund um Gunhild Wolf, die zunächst etwas zur Geschichte des Hauses erzählt hatte.

Böhmer wies aber auch daraufhin, dass zur Genossenschaftsidee Transparenz und Offenlegung gehöre – für die Genossenschaftsmitglieder eine Selbstverständlichkeit.

Die rührige Gunhild Wolf hat auch ein Buch über ein kleines Gespenst geschrieben, das im Haus zum Maulbeerbaum sein niedliches Unwesen treibt und die Geschichte des Hauses darin erzählt. Auch die Bausteinaktion ist sehr erfolgreich: Am Tag des offenen Denkmals wurden etliche Bausteine verkauft. Sogar das Portal hat schon einen Sponsor gefunden, nämlich die FIX-Stiftung, die 5.000 Euro investiert hat.

„Das sind tolle Ideen, die mich begeistern“, sagt Böhmer. Sie findet das Projekt „phantastisch“ und möchte weiter darüber unterrichtet werden.

Wie das Haus nun letztendlich genutzt werden wird, steht noch nicht fest – ein fertiges Konzept gibt es  nicht.

Angedacht ist zum Beispiel eine Studenten-WG, die nur ein gemeinsames Bad benötigt. Man stehe in Kontakt mit der Uni um eventuell auch Erasmus-Studenten dort zu beherbergen. Auch Existenzgründer könnten dort arbeiten. Die Jakobusgesellschaft hat außerdem festgestellt, dass sich zwei Jakobswege in Landau kreuzen – eine Pilgerherberge wäre daher sehr passend. Die Gesellschaft bemühe sich bereits um Fördermittel, erzählt Gunhild Wolf.

Maria Böhmer kann sich sowohl das Pilgerhotel („gut für den Tourismus“) als auch das Erasmusprojekt („europäische Geschichte in Landau“) gut vorstellen.

„Das Haus soll ein Treffpunkt werden“, wünscht sich Dr. Gebhart, selbst einmal Erasmus-Student. „Sie haben noch einen anstrengenden Weg mit viel Arbeit vor sich“ so Böhmer und Gebhart. (desa)

Waltraud Kappes erläuterte die Bausteinaktion...

Vereins-Kassenprüferin Waltraud Kappes erläuterte die Bausteinaktion…

Hintergrund „Repräsentative Liste des Immateriellen Kulturerbes“:

Die „Idee und Praxis der Organisation gemeinsamer Interessen in Genossenschaften“ war Ende 2016 in Addis Abeba in die „Repräsentative Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit“ der UNESCO eingetragen worden. Die „Repräsentative Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit“ umfasst beispielweise Musik, Tanz, Theater, aber auch mündliche Überlieferungen, Bräuche, Feste und Handwerkskünste. Sie wurde 2008 eingeführt, um das Immaterielle Kulturerbe weltweit sichtbar zu machen und das Bewusstsein um die Vielfalt kultureller Ausdrucksformen zu schaffen.

...und stellte auch Gunhild Wolfs Buch "Whisper, das kleine Gespenst" vor. Fotos: Pfalz-Express/Ahme

…und stellte auch Gunhild Wolfs Buch „Whisper, das kleine Gespenst“ vor.
Fotos: Pfalz-Express/Ahme

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Ein Kommentar auf "Staatsministerin Maria Böhmer besucht Haus zum Maulbeerbaum in Landau: „Ich bin begeistert“"

  1. GKEEEEE sagt:

    Es gibt hierzu eine Stellungnahme der Freien Wähler in Landau, die unter anderem auf die Verschuldungssituation der Stadt Landau hinweist.

    http://www.fwg-landau.de/Stellungnahme-Maulbeerbaum-09-2017-Zeitung.pdf

    Sehr aufschlussreich ist auch die wieder mal völlig neutrale Berichterstattung der Rheinpfalz …