Sonntag, 28. April 2024

Sexismus-Debatte mit unangenehmem Beigeschmack

28. Januar 2013 | Kategorie: Allgemein, Politik, Regional, Rheinland-Pfalz

 

Ein korrekter Rainer Brüderle beim Landauer Dreikönigstreffen der FDP. Foto: Ahme

Berlin – In der Diskussion um eine mutmaßlich sexistische „Anmache“ durch FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle bekommt der neue liberale Spitzenkandidat Rückendeckung von Parteifreund Wolfgang Kubicki.

Der BAMS sagte Kubicki: „Ich flirte für mein Leben gern, künftig aber sicher nicht mehr mit Kolleginnen von Ihnen. Denn ich möchte vermeiden, dass eine Journalistin, die ich anflirte, dies später als sexuellen Übergriff versteht und anprangert.“ Auch Gregor Gysi von der Links-Partei verteidigt Brüderle. „Ich finde das Ganze überzogen“, sagte Gysi dem ARD-Magazin „Bericht aus Berlin“. Natürlich habe jeder Mensch das Recht, nicht belästigt zu werden. „Ein Jahr später finde ich auch ein bisschen sehr spät, ehrlich gesagt. Also insofern sage ich mal, wir müssten mal lernen, alle wieder das Maß zu wahren“, so der Linken-Fraktionschef weiter. Er selber würde sich auch weiterhin mit Journalistinnen an Hotelbars treffen. „Ich bin da ziemlich hemmungsfrei, muss ich zu meiner Schande gestehen“.

In einem Bericht über Brüderle schilderte die linke Stern-Journalistin Laura Himmelreich, wie sie vor einem Jahr an der Hotelbar von Brüderle in einer Stuttgarter Hotelbar „belästigt“ worden sei. Brüderle habe ihr in den Ausschnitt geschaut, Brüderle befinde sich außerdem in einem Zustand der „Dauererotisierung“.

Kommentar:

Dass Journalistinnen interessant für Politiker sind, ist kein Geheimnis. Umgekehrt aber auch. Doris Köpf war Journalistin beim Focus als sie den damaligen Ministerpräsidenten und späteren Bundeskanzler Kanzler Gerhard Schröder kennen lernte und später heiratete. Anne Sinclair ist Journalistin und war Ehefrau von Dominique Strauss-Kahn, Ex-IWF-Chef und Präsidentschaftskandidat der französischen Sozialisten. Daniela Schadt, die Lebensgefährtin von Bundespräsident Gauck war bei der Nürnberger Zeitung als Leitende Politikredakteurin beschäftigt. Sie hat ihren Beruf aber jetzt aufgegeben.

Irgendwie scheint es da schon eine Faszination zu geben. Geld macht sexy, Macht und Einflussreichtum aber auch. (Gefällt sicher auch Journalistinnen.)

„Ist es nicht eigenartig, dass Ihre Abhandlung gerade jetzt erscheint, nach einem Jahr?“ Auf diese Frage eines Twitter-Followers zwitschert Himmelreich: „Weil eine Geschichte über das „neue Gesicht“ der FDP nun eine andere Relevanz hat.“ Die ehemalige Spiegel-Journalistin Ursula Kosser sagt in einem Interview:  „Es ist schlichtweg unfair, ihr vorzuwerfen, sie hätte das doch direkt vor einem Jahr machen können”.  Himmelreich habe zunächst überprüfen müssen, ob es sich bei dem Verhalten des Politikers um einen einmaligen „Ausrutscher” gehandelt habe. Dass sie sich entschlossen habe, die Geschichte jetzt zu schreiben, hält Kosser für „unglaublich mutig”. Berufsfeministin Alice Schwarzer jubelt gar in „Die Welt“: „Seit die Journalistin Laura Himmelreich Klartext geschrieben hat, ist Brüderle kein Politiker mit Zukunft mehr, sondern ein Mann von gestern.“

Aber ist es vielleicht nicht auch so, dass Sexismus-Vorwürfe gerne erhoben werden, um politisch aussichtsreiche Kandidaten „kalt zu stellen“? Wie im Fall Assange, der durch seine Wikileaks-Enthüllungen eine ernsthafte Gefahr für Amerika darstellte und ausgeschaltet werden musste. Ein anderes Beispiel gibt Dominique Strauss-Kahn, der das Zimmermädchen begehrte. Er war aussichtsreicher Kandidat für die französische Präsidentschaft. Beide sind sicherlich aufgrund ihres Lebenswandels angreifbar und konnten deshalb auch leicht in die bereitgestellten Sex-Fallen tappen.

Dies werde ein harter Wahlkampf und es werde nicht das letzte Mal sein, dass politische Gegner und Andersdenkende „ganz tief in den Schlamm greifen“, sagte jedenfalls Außenminister Guido Westerwelle zum Fall Brüderle.  (Überlegungen von Desireé Ahme,  Journalistin)

Rainer Brüderle ist in die Schlagzeilen mit einer Sexismus-Debatte geraten. Ist die Diskussion um Rainer Brüderle gerechtfertigt?

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