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Rheinzabern: Gelungener Auftakt zum Kultursommer Rheinland-Pfalz mit L’Appassionata

25. Mai 2014 | Kategorie: Allgemein, Regional

Stehender Applaus für L’Appassionata.
Fotos: Beil

Rheinzabern – Gewagt und gewonnen, so könnte man den Auftakt zum Kultursommer Rheinland-Pfalz am 24. Mai in Rheinzabern bezeichnen.

Unerwartet viele Gäste aus Rheinzabern und der Region waren in die Turn- und Festhalle gekommen. Dort hielt das Quartett L’Appassionata, was der Name verspricht: Klassik mit Leidenschaft, so dass stehender Applaus unausweichlich war. Nach wochenlangen Proben sollte ihr Konzert das Motto „Europa emotional“ musikalisch transportieren, nicht zuletzt angesichts der verschiedenen Jahrestage von Auf und Ab europäischer Geschichte.

Musik als gemeinsames Kulturerbe eignet sich besonders, um Brücken zu bauen und Freundschaft zu pflegen, weshalb auch der Partnerschaftsverein Rheinzabern-Chalmoux eingebunden war.

Das Quartett L’Appassionata, bestehend aus Barbara Müller, Violine, Jihyun Yun, Viola, Barbara Meier, Violoncello, und Claudia Rösner, Klavier, stellte die einzelnen Stücke jeweils vor, so dass sie besonders aufmerksam verfolgt werden konnten.

Mit der Trisonate in G-Dur für Violine, Viola und Basso Continuo (nach BWV 1038) von Vater Johann Sebastian (1685-1750) und Sohn Carl Philipp Emanuel Bach (1714-1788) stimmte man das Publikum ein. Das Stück stammt aus einer Epoche, in der die höfische Kultur von Versailles zur Leitkultur an Europas Fürstenhöfen geworden war.

Die untergehende Abendsonne beobachtend, mag so mancher an barocke Feste in illuminierten Schlossparks oder prunkvollen Salon erinnert worden sein.

Als musikalischer Brückenbauer gilt auch Johannes Brahms. Das Klavierquartett in c-Moll für Klavier, Violine, Viola und Violoncello, op. 60 verkörpert nämlich zwei Jahrzehnte Liebesschmerz. In der Werther-Rolle trug Brahms das Stück 20 Jahre mit sich herum, ehe es veröffentlicht wurde. Seine Gefühle für Clara Schumann, die für ihn Unerreichbare, beflügelten den großen Musiker zu einem besonderen Werk.

Im wahrsten Sinne des Wortes spielte L’Appasionata auf der „Klaviatur der Gefühle“: Herzklopfen, Sehnsucht, Irrungen, Wirrungen, Zweifel, Traurigkeit, Verzweiflung.

Ernest Chausson (1855-1899) schließlich ist der Komponist des dritten Stückes: Quatuor en la majeur pour piano, vilon, alto et violoncello, op. 30. Chausson gilt als einer der bedeutendsten französischen Komponisten, weshalb sein Pariser Salon als einer der wichtigsten Treffpunkte der französischen Kunstelite galt. Großen Einfluss auf ihn hatten sein Lehrer César Franck, aber auch Brahms und insbesondere Richard Wagner, weshalb Chausson auch in Bayreuth zu Gast war.

Chaussons war Zeitgenosse des großen Impressionisten Claude Monet, weshalb seine Musik zu Monets Impressionen über das Meer und die wilde Küste der Normandie idealiter passt, genau wie etwa zum Stil eines Gustav Klimt, dem Begründer der Wiener Secession. Somit gilt auch bei Chausson: Musik als Brückenbauer für Kunst, Kultur und Menschen.

Ein kurzes Mozart-Stück als Dreingabe zum frenetischen Applaus leitete zu den Dankesworten des Ortsbürgermeisters und vhs-Leiters über. Gerhard Beil zitierte den französischen Dichter Victor Hugo, wonach Musik ausdrücken könne, was mit Worten nicht zu sagen sei.

Schokoladen-Dank für die Damen von Ortsbürgermeister Gerhard Beil.

An diesem Abend bedeutete es wohl: „Rheinzabern – hier gefällt ’s mir!“, der Slogan des Römerdorfes, wo eine weitere Facette vielfältigen Kulturlebens zu genießen war. Statt der obligatorischen Blumensträuße dürfen sich die Künstlerinnen die Blumen im Sommergarten des Landgasthofes Goldenes Lamm anschauen, wozu der Ortsbürgermeister einen Verzehrgutschein überreichte. Und da der Monat Mai auch für „linde Lüfte“ bekannt ist, gab es etwas Süßes von „Lindt“ obendrein.

Letztlich schlug Bernd Ohnemüller, Vorsitzender des Partnerschaftsvereins, den Bogen zur Jumelage Rheinzaberns mit fünf Gemeinden in Burgund. „Der Partnerschaftsverein hatte auch die Bewirtung übernommen, so dass mit Fug und Recht vom Genuss „Mit allen Sinnen“ gesprochen werden kann, dem Motto des Kultursommers Rheinland-Pfalz. Der Dank gilt deshalb auch der Sparkasse Germersheim-Kandel und der VR-Bank für ihre großzügige Kunst-Förderung“, so Ortsbürgermeister Gerhard Beil.

(red/Gerhard Beil)

 

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