Berlin. Die Entwicklungspsychologin Alison Gopnik warnt vor der frühen Förderung von Kindern.
„Sie kann viel Gutes bei Kindern bewirken, die zu Hause wenig Anregung bekommen“, sagte sie dem „Zeit“-Magazin. „Doch der gegenwärtige Druck auf die Kindergärten, Unterricht anzubieten, ist gefährlich.“ Gopnik, die an der Universität Berkeley Psychologie und Philosophie lehrt, hält es für wenig ratsam, Kinder zu früh zum Lernen anzuhalten. „Wir hören heute andauernd, wie wichtig es sei, Kinder Konzentration zu lehren.
Allerdings geht Impulskontrolle auf Kosten der Kreativität. (…) Menschen konnten nur deswegen so viel entdecken, weil ihr Verstand in der Kindheit diese lange unkontrollierte Phase durchläuft.“ Der weite Blick auf die Welt gehe aber schnell verloren. „Das beginnt mit etwa fünf Jahren. Nicht zufällig ist das meist die Zeit der Einschulung.“ Kinder würden von Erwachsenen meist unterschätzt, dabei hätten sie diesen einiges voraus. Sie seien sich etwa ihrer selbst viel bewusster als Erwachsene. „Ich glaube, es handelt sich zumindest um einen Zustand größerer Wachheit.“ Babys sind wahre Meister darin, „Zusammenhänge zu erschließen. Schon Einjährige betreiben so etwas wie eine unbewusste Statistik: Sie können häufige von seltenen Ereignissen unterscheiden und daraus Regeln ableiten.“ Gopnik, Jahrgang 1955, erforscht seit drei Jahrzehnten das kindliche Denken. (dts)
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