Freitag, 26. April 2024

Prunksitzung in Kandel: Mit der BiKaGe in die 50er gerockt

19. Januar 2016 | Kategorie: Kreis Germersheim, Regional
Prächtiges Spektakel: Die Prunksitzung 20116 der BiKaGe. Fotos: pfalz-express.de/Licht Fotostrecke am Textende

Prächtiges Spektakel: Die Prunksitzung 20116 der BiKaGe.
Fotos: pfalz-express.de/Licht
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Kandel – Jedes Jahr ein Kracher: Die Prunksitzungen des Karnevalsvereins BiKaGe sind weit über Kandels Grenzen hinaus für beste Unterhaltung mit Spitzenqualität berühmt.

In diesem Jahr schlug das Stimmungsbarometer wieder voll aus: Mit dem Motto „Es rockt un rollt die Fasenacht, die Swinging Fifties sin erwacht!“ legten die Bikaner die Messlatte hoch.

Rock´n Roll, Wortwitz, Tanzakrobatik (von klein nach groß: Krautwickel, Mini-Garde, Große Garde, Schautanzgruppe) und sogar Schauspielkunst rissen die Gäste in der Bienwaldhalle von ihren Stühlen.

Die Band „Wicky and the Medinights“ spielte professionell und ohne falsche Töne.

Fleißige Regenten

Interessant das Prinzenpaar, das nicht nur auf dem Thron zu sitzen geruhte, sondern richtig mitackerte: Prinz Sascha (Sascha Fath, stammt aus einem „politisch bekannten Viehstrichort“) machte fleißig Musik und seine Prinzessin Melanie (Melanie Fath, die mit der „große Gosch“) mutierte sogar zum Aschenputtel, als sie als Putzfrau zu fortgeschrittener Stunde zusammen mit Kollegin Marianne (Martina Kellner) den Pilgerweg zum „Kandeler Kompostella“ wienerte und wischte.

Den Anfang des Showteils machte Tanzmariechen Linda Eisenlohr, die als gelenkiger Wirbelwind im getupften Petticoat-Kleid über die Bühne fegte.

Viele Ahs und Ohs und mächtig Fußgetrappel gab es für die Krautwickel, die im Fiefties-Outfit (Lederjacken und Haartollen für die Jungen und ebenfalls Petticoats für die Mädchen) eine erstaunliche Performance (Musik aus dem Musical Grease) schafften – und irgendwie ganz kindlich und erwachsen gleichermaßen aussahen.

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„Jungbüttenredner“ Klaus Zahneißen mit Riesenschmalzlocke und einer Krachledernen legte seinen „Bammel“ ab, je länger der „Hoseschisser“ über das schwarz-weiße „Kannel“, „die Badwann de Reih noch“ oder über Marilyn Monroes Bravo-Starschnitt („do hots gefühlsecht gegnallt“) sinnierte.

Eine Stichelei über den Rhein durfte natürlich nicht fehlen: „Ä Reis nach Baden isch für annre schick und fei, doch dem echten Pfälzer, dem kann Karlsruh gschdohle sei.“

„Drum halt ich Euch den Spiegel vor…“

Dass der Fisch vom Kopfe stinkt, wusste der Narren-Till (Tobias Knittel) zu berichten. In der Bütt geißelt er jedes Jahr Themen mit Brisanz – und derer gab und gibt es mehr als genug.

„IS-Verbot muss her, so de Maiziere, hält das Volk wohl für beschränkt, weil kein Mensch rafft, was er so denkt“, ging an die Adresse des Bundesinnenministers.

Narren Till Bikage

Mit „Deutschland sich den Saudis anbiedert – wie diese Scheinheiligkeit anwidert“, bekamen Wirtschaft und Politik ihr Fett ab.

Der VW-Abgasskandal „stinkt zum Himmel“, meint der Narren-Till. Zum Bestechungsskandal im Fußball befand er: „Es kommt heraus – der Blatter ist ne fiese Laus“ – was  auch schon andere herausgefunden haben.

„Flüchtlinge, sagt Merkel unbesonnen, Ihr seid willkommen – doch leider hat sie keinen Plan, wie man den Menschen helfen kann“, nahm der Wortakrobat das wohl drängendste aktuelle Thema derzeit auf. Achtung, Respekt und Toleranz von beiden Seiten Toleranz forderte er und hielt Allen den Spiegel vor.

„Diät-Furz“, FKK und Haarstellplatz-Probleme

Die Minigarde vertrieb anschließend die düsteren Gedanken mit dem Zauberer von Oz, bevor sich die Putzdamen Melanie (=Prinzessin) und Marianne „den Pilgerweg zum „Kandeler Kompostella“ entlang wischten und sich ihre „Opfer“ auserkoren.

Eins davon war die Landtagsabgeordnete Barbara-Schleicher-Rothmund (SPD), die – sehr schlank – keinen „Diät-Furz“ ausließe, wie die beiden Schrubberinnen mutmaßten.

Der Nächste, der dran glauben musste, war Stadtbürgermeister Günther Tielebörger, den Marianne angeblich am FKK-Strand getroffen habe und dieser „sichtlich“ erfreut gewesen sei.

Auf dem (nicht mehr komplett behaarten) Haupt von Verbandsbürgermeister Volker Poß habe im nächsten Jahr jedes Haar wieder einen Stellplatz, prophezeite indes mit kundigem Blick Putzfrau Melanie, die mit einer Lupe ganz genau hinschaute.

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Poolnudel-Ärgerniss, Angler – und ein Tod im Urlaub

Das Krautkopfteam nahm stimmgewaltig auch lokale Themen aufs Korn. Neben Streik und Bullenhitze wurde der Rechtsstreit um das Anglerheim besungen („Jeden Abend die gleiche Leier – am Angelweiher“).

Zuviel Platz beanspruchen nach Meinung der Krautköpf´ die Schwimmnudeln, auch Poolnudeln genannt, im Kandeler Waldschwimmbad.

„Beim Schwimmen immer die Nudel im Schritt – es entsteht ein Tsunmai, da kommst du nicht mit“, trällerten die Krautköpfe.

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Hervorragend auch wieder Benjamin Burkard als Sensemann mit niederländischem Akzent, der sich als Urlauber am Toten Meer als Touristenschreck erwiesen hatte und auf der Jagd nach King Elvis leider erfolglos war – zu viele Doubles hatte er statt dessen erwischt, klagte der „Tod“.

Philipp Ohmer, der Jüngling auf Brautschau, sucht eine „Frää“ und stellte Überlegungen an, ob der Schwierigkeiten bei diesem Unterfangen nicht lieber schwul zu werden.

Die zwei Deppen am Gartenzaun, Beppo und Gusch (Dirk Werling und Klaus Zahneißen) versuchten zusammen den entflogenen Vogel der Schwiegermutter mit dem Laubsauger einzufangen – was bedauerlicherweise in Gefledder endete.

Pling, pling

Mit Ronnie Kuntz, Benjamin Burkard und den Showbuwe ging es zurück „in die Zukunft“. Angelehnt an den Spielfilm wurden Sequenzen daraus „bikanisch“ interpretiert.

Fantastisch gemacht: Die Real-Simulation der frühen Computer- oder Gameboy-Spiele mit einem Showbub, der die Sprünge von „Super Mario“ und Co. höchst sportlich vollführte. Nicht fehlen durften dabei die nervigen Pieptöne der frühen Computerspiele.

Das war nun nicht ganz 50er Jahre-like und manch älterer Gast konnte diesen Teil der Vorführung nicht so recht einordnen – der Generation 30 hat´s gefallen.

Zum großen Showdown mit der Schautanzgruppe tanzte und rockte das Publikum in der Halle. „Sugar Baby“ putschte nochmals das Tanzfieber hoch, bis es zu den Klängen von „So schön war die Zeit“ hieß: Abschied nehmen, der Vorhang fällt. (cli)

Psst: Jedoch nicht für lange, es können noch vier Prunksitzungen besucht werden.

Termine:

Fr 22. Jan – 19:31: 3. Prunksitzung
Sa 23. Jan – 19:31: 4. Prunksitzung
Fr 29. Jan – 19:31: 5. Prunksitzung
Sa 30. Jan – 19:31: 6. Prunksitzung

Spaß für Senioren und Reichshoffener

Am Tag danach kamen dann die Senioren und die Gäste der elsässischenPartnerstadt Reichshoffen in den Genuss der prächtigen karnevalistischen Show.

Und die beiden Bürgermeister  – konnten knappe zwölf Stunden nach der ersten Prunksitzung gleich wieder über die Gags lachen.

Bikage 2016 Senioren und Reichshofen

Links Volker Poß, rechts Günther Tielebörger. Das Huhn in der Mitte: Kreisbeigeordneter Michael Braun.

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