Kandel: Yippieja-yeah: BiKaGe-Cowboys und Indianer feuern bei Prunksitzung auf „Gelbfießler“ und Brandschutz

5. Februar 2017 | Kategorie: Kreis Germersheim, Regional
Glanz im Wilden Westen mit Prinzenpaar Angelika I. und Holger I. Fotos: Pfalz-Express/Licht Fotogalerie am Textende

Glanz im Wilden Westen mit Prinzenpaar Angelika I. und Holger I.
Fotos: Pfalz-Express/Licht
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Kandel – Die Prunksitzungen der Karnevalsgesellschaft BiKaGe gelten als närrisches Flaggschiff in der Region. Wegen ihrer Professionalität, üppigen Showteilen und oft scharfem Witz in der Bütt sind die Veranstaltungen fast immer ausverkauft.

In diesem Jahr wurden unter dem Motto „Wilder Weschde bei de BiKaGe, Yippiejaja-yippie -yippie -yeah!“ wieder Kuriositäten und Missstände von regional bis international aufs Korn genommen.

Besonders im Visier der Narren zwei Themen, die in fast allen Sketchen auftauchten: Erstens die „Gelbfießler“ (oder „Gälfießler“ = Badener, im Besonderen Karlsruher).

Zweitens die Diskussion um die Nutzung der Bienwaldhalle wegen des zu erweiternden Brandschutzes, der von der Kreisverwaltung gefordert worden war und 300.000 Euro hätte kosten sollen.

Die Brandschutz-Diskussion hatte im Oktober die Vereine aufgescheucht, allen voran die BiKaGe, die Raum und Garderobe fest für die Fastnachtskampagne eingeplant hatte. Letztendlich fand sich eine Kompromiss-Lösung mit Landrat Fritz Brechtel, der Stadt und den Vereinen. Vergessen hat man das allerdings nicht und so musste der anwesende Cowboy-Landrat sich so manch närrischen Hieb gefallen lassen.

Das Publikum wurde gleich zu Beginn geeicht, indem es lautstark mitsingen durfte; das Prinzenpaar Angelika I. und Holger I. strahlte wunderschön und glamourös von der Bühne, auch wenn der Prinz als gebürtiger Saarländer die obligatorischen Buh-Rufe erdulden musste.

Pfälzer Lokalpatriotismus war eh angesagt in diesem Jahr. Trapper „Old Schoppehand“ alias Klaus Zahneißen polterte auf der Suche nach Präsident „Brilly The Kid“ Karlheinz Schöttinger: „Weder Schorle noch Williamsbirn´- was de Gälfießler fehlt, isch ganz einfach Hirn.“

Die Krautwickel bezauberten als kleine Mustangs mit Fabian Stucki als Mini-Macho. Im Anschluss stichelte Jungbüttenredner Philipp Ohmer ebenfalls in Richtung „falsche Rheinseite“, prangerte die „Bummelzügle“ in die Pfalz am „Saumagenbahnhof“ (Karlsruhe) an und entledigte sich demonstrativ der gelben Gummistiefel und eines blauen KSC-Schals („ha noi!“), um im „richtigen“ pfälzer FCK-Outfit seinen Auftritt zu beschließen.

Narren-Till Tobias Knittel hielt seinen Spiegel vor: Brexit, Trump, Flughafen Hahn (diese Kröten mussten die SPD-Abgeordneten Alexander Schweitzer und Barbara Schleicher-Rothmund schlucken), das „Bundespräsidentenkandidatenkarussell“, Steinmeier, Gabriel, Schulz, die Groko, die schwarzen Kassen der RLP-CDU  (nicht betroffen, aber anwesend: CDU-Bundestagsabgeordneter Thomas Gebhart) oder – natürlich – der Brandschutz: Der „Mahn-Sheriff“ der BiKaGe führte alle vor. Auch beim Elferrat gab es kaum einen Gag ohne Seitenhieb auf die feurigen Verwicklungen mit der Kreisverwaltung.

Die „Sagrotan-Feen“, das Putzfrauen-Duo Melanie Fath und Martina Kellner, hatten kein Erbarmen mit einem Gast, der als lebender Deckenhalter fungieren musste, diese Aufgabe jedoch dank Muckis mit Bravour meisterte. Landrat Brechtel wurde in einer – natürlich erfundenen – Geschichte als Baggersee-Besucher ohne Badehose, dafür aber mit Pfanne ohne Boden als misslungenen Sichtschutz vor den sensiblen Körperteilen, durch den Kakao gezogen. Die Nachnamen der Bürgermeister Tielebörger, Poß (Schöttinger: „Boss-Hoss-Poß“) und des Papstes mussten für einen frivolen Quiz herhalten.

Wie immer gesanglich top und eines der Highlights des Abends: Das Krautkopf-Team, bei dem der Wilde Westen logischerweise auch gleich „nach Karlsruhe“ anfängt. Lustig-kritisch besungen wurden Themen wie der Pokemon-Wahn, das Doping im Sport und ebenfalls Brexit, Trump und Hahn. Auch der unlängst abgebrannte öffentliche Bücherschrank oder die „nordische“ Herkunft von Bürgermeister Tielebörger wurden von den Krautköpfen nicht verschont.

Prunksitzung Kandel Bikage 2017, Krautkopf-Team

Benjamin Burkard, der Sensemann mit dem unwiderstehlichen niederländischen Akzent, bekam dieses Jahr Todes-Konkurrenz aus dem Elsass, aus Bayern und und dem Saarland: Tiefschwarzer Humor an der Grenze zum Jenseits.

Ein Bühnendebüt hatten die Brüder Timo und Patrick Oßwald (Shoubuwe) als maskuliner „Winntetubbe“ und schwuler Winnetütü im rosa Röckchen – in Anlehnung an den Film „Der Schuh des Manitou“.

Die „zwei Deppen am Gartenzaun“, Beppo und Gusch (Dirk Werling und Klaus Zahneißen), ergingen sich im Schilderwald von Kandel wiederum in Gelbfießler-Bashing. Zahneißen war als Stadtsheriff vom Ordnungsamt außerdem fleißig am „Knolle“ verteilen.

Mit Ronnie Kuntz, Benjamin Burkard und den Showbuwe ging es zum Schluss im Saloon und in der Prärie auf Kopfgeldjäger-Suche. Dieser Teil war zu diesem Zeitpunkt nach fast fünf Stunden Prunksitzung möglicherweise einen Tick zu lang geraten. Ein Bademantel-Tänzchen der Showbuwe hob die Stimmung aber gleich wieder.

Die Tanzakrobatik (von klein nach groß: Krautwickel, Mini-Garde, Große Garde, Schautanzgruppe) und Kostüme ließen nichts zu wünschen übrig. Für den guten Ton sorgte die BiKaGe-Band „Wicky and the Medinights“.  (cli)

Information: 

4. Prunksitzung am Samstag, 04.02.2017: einzelne freie Karten
5. Prunksitzung am Freitag, 10.02.2017: 12 freie Karten
6. Prunksitzung am Samstag, 11.02.2017: ausverkauft
Karten bei  HUT & MODE, Martina Kellner, Hauptstr. 98, 76870 Kandel, Telefon 07275/1376.

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