Mittwoch, 01. Mai 2024

Pirmasenser Stadtjugendring: Dreh- und Angelpunkt für alle Vereine der Stadt

10. Oktober 2022 | Kategorie: Südwestpfalz und Westpfalz, Wirtschaft in der Region

Sitzung beim Stadtjugendring: Linke Tischseite (von vorne): Michael Fuhrmann, Vorsitzender Stadtjugendring PS; Lena Kästner, Tanzclub Silbercasino Pirmasens e. V. sowie CVJM; Lukas Bath, Leiter Jugendbüro PS. Rechte Tischseite (von vorne): Cheyenne Ebelshäuser, Reit- und Fahrverein Pirmasens-Winzeln e. V.; Karsten Speyer, Gartenbahner Südwest e. V.; Sabine Sturm, ars publicandi; Jonas Haas, Fanfaren- und Spielmannszug Niedersimten 2004 e. V. sowie CVJM.
Foto: ars publicandi/Andreas Becker

Die Pirmasenser Vereinswelt ist vielfältig und breit in der Stadtgemeinschaft verankert. Soweit sie Kinder- und Jugendarbeit betreiben, sind Vereine aller Couleur genauso wie Verbände und Organisationen eingeladen, sich aktiv im Stadtjugendring einzubringen.

Dieser koordiniert als Dachverband den regen Austausch untereinander und sorgt so für wichtige Impulse und pragmatische Hilfestellungen.

Was ist der Stadtjugendring Pirmasens, welche Aufgaben und Zielsetzungen hat er und was kann er bewirken? Eine kleine Tischrunde wirft Fragen wie diese auf. Rede und Antwort stehen Lukas Bath (Leiter Jugendbüro PS), Michael Fuhrmann (Vorsitzender Stadtjugendring PS), Karsten Speyer (Gartenbahner Südwest e. V.), Lena Kästner (Tanzclub Silbercasino Pirmasens e. V. sowie CVJM), Cheyenne Ebelshäuser (Reit- und Fahrverein Pirmasens-Winzeln e. V.) und Jonas Haas (Fanfaren- und Spielmannszug Niedersimten 2004 e. V. sowie CVJM). Sabine Sturm von ars publicandi hat nachgefragt.  

V.li.: Sabine Sturm, ars publicandi; Karsten Speyer, Gartenbahner Südwest e. V.; Cheyenne Ebelshäuser, Reit- und Fahrverein Pirmasens-Winzeln.
Foto: ars publicandi/Andreas Becker

 Sabine Sturm: Herr Bath, ist der Stadtjugendring aus überregionalem Blickwinkel gesehen eine Pirmasenser Besonderheit?

Lukas Bath: Nein, aber irgendwie auch ja. Also nicht etwa, dass wir ihn erfunden hätten –schließlich gibt es deutschlandweit rund 700 solcher Organisationen, und dem Landesjugendring Rheinland-Pfalz gehören 17 Kreis- 20 Stadtjugendringe an. Andererseits sind wir in Pirmasens landesweit mit Abstand der größte überhaupt: Mit 45 Vereinen und sieben Kooperationspartnern an Bord erreichen wir um die 6.000 Mitglieder. Außerdem haben wir einen guten Namen: Gerade von außerhalb hören wir immer wieder, dass die Dinge bei uns besonders gut laufen.

Sabine Sturm: Von welchen „Dingen“ ist die Rede und um was für eine Organisation handelt es sich denn überhaupt?

Michael Fuhrmann: Den Stadtjugendring können Sie sich als ein Dach vorstellen, unter dem alle Vereine und Verbände aus Pirmasens zusammenkommen können, die aktiv Kinder- und Jugend­arbeit betreiben. Es wird gesungen und getanzt, gespielt und gebastelt, einem großen Hobby nachgegangen, die Lieblingssportart betrieben oder auch einfach nur die Freizeit gemeinsam gestaltet. Wir bieten den Vereinsvertretern eine Plattform zum regen Austausch an. Die Treffen finden mal hier, mal dort bei den Vereinen statt, die mit im Boot sind.

Sabine Sturm: Und wie kann man sich so ein Treffen vorstellen?

Karsten Speyer: Das kann ich gern aus Sicht unseres Modelleisenbahnvereins beantworten: Der Gartenbahner Südwest e. V. ist seit 2005 dabei. Im Stadtjugendring kommen etwa zehnmal pro Jahr gut 80 Vertreterinnen und Vertreter der Vereine zusammen. Das läuft ohne großes Programm ab, ist also eher wie eine Kontaktbörse für informelle Gespräche zu sehen. Hier werden beispielsweise Termine koordiniert, um konkurrierende Termine zu vermeiden, und vielerlei gegenseitige Hilfestellungen besprochen. Dabei kann es sich am oberen Ende der Fahnenstange um den Neuaufbau einer Jugendabteilung handeln oder ganz pragmatisch einfach nur darum, eine Hüpfburg oder Rollenrutsche aus eigenen Beständen fürs nächste Hoffest bereitzustellen – vielleicht sogar gleich noch mit einem eigens dafür abgestellten Betreuungsteam.

Michael Fuhrmann: Nicht selten kommt es auch vor, dass wir auf konkrete Hilfsbedarfe aufmerksam werden und Unterstützungen vermitteln. Hierfür hat sich ein äußerst wertvolles Netzwerk etabliert mit Förderern wie der Kinder- und Jugendhilfestiftung Rainer Jochum, dem Lions-Club oder dem Rotary Club. Aus unseren eigenen Mitteln mit einem jährlichen Budget von gerade mal 2.500 Euro wären solche Unterstützungen gar nicht zu stemmen. Wichtigste Ziele jedoch bleiben, das Netzwerk unter den Vereinen auszubauen und eine gut funktionierende Verbindung zwischen hauptamtlichen Helferinnen und Helfern sowie den Ehrenamtlichen auf den Weg zu bringen. Auf diese Weise wird in Pirmasens über das Ehrenamt unglaublich vieles pragmatisch ermöglicht, was per se ansonsten gar nicht zu realisieren wäre.

Sabine Sturm: Das Stichwort Finanzen ist gefallen. Wer kümmert sich darum?

Lena Kästner: Wir haben gerade erst in diesem Jahr einen eigenständig agierenden Förder­verein gegründet. Neben meinem Engagement im Stadtjugendring für den Tanzclub Silbercasino Pirmasens, wo ich seit vier Jahren aktiv tanze und Gruppen trainiere, bin ich im Vorstand des Förder­vereins als Schriftführerin tätig. Zum einen geht es darum, ganz fokussiert Fördertöpfe öffnen zu können, von denen wir sonst vielleicht gar nichts wüssten oder auch nicht darauf zugreifen könnten, weil der Stadtjugendring selbst keine juristische Person ist. Zum anderen sind sämtliche laufenden Geldangelegenheiten inklusive der Kassenführung dorthin ausgelagert.

Sabine Sturm: Wo wird denn an ganz konkreten Beispielen Ihr Wirken in der Stadt sichtbar?

Karsten Speyer: Ganz klar wäre hier der große städtische Kinderspieltag zu nennen, der alljährlich stattfindet – in enger Zusammenarbeit veranstaltet von Jugendbüro und Stadtjugend­ring. Aber auch an etlichen Aktionen und Festen wie dem Spielfest am Eisweiher sind wir regelmäßig aktiv beteiligt.

Sabine Sturm: Es steckt ja schon im Namen, dass Kinder und Jugend im Mittelpunkt der Arbeit stehen. Umso schöner zu sehen, dass sich dort gerade auch junge Leute zu engagieren scheinen. Wie alt bist du denn und was hat dich dazu bewogen mitzumachen, Cheyenne?

Cheyenne Ebelshäuser: Also ich bin 14 und seit acht Jahren schon im Reit- und Fahrverein Pirmasens-Winzeln; den vertrete ich seit 2019 im Stadtjugendring. Zuerst habe ich einfach mal nur reingeschnuppert, aber schnell gemerkt, dass es mir Spaß macht. Ich hätte anfangs nie gedacht, dass ich es hinkriege, vor so vielen Leuten zu präsentieren, was wir so alles tun im Verein – und dass das auch gut ankommt. Und im Herbst mache ich jetzt meinen Juleica-Schein, das wird auch vom Stadtjugendring vermittelt.

Sabine Sturm: Was genau ist Juleica?

Michael Fuhrmann: Juleica steht für die Jugendleiterinnen-Card, ein bundesweit einheitlicher Ausweis für Ehrenamtliche in der Jugendarbeit. Die Idee dahinter ist, elementares Wissen für die Befähigung zur Gruppenleitung in einer Ausbildung zu verankern. Das reicht von juristischen Aspekten wie etwa der Aufsichtspflicht bis hin zu Methoden der Gewalt- und Suchtprävention. Die Karte bietet gleichzeitig aber auch einige Rechte und Vergünstigungen, sozusagen als kleine Gegenleistung für das ehrenamtliche Engagement. Der CVJM organisiert in Pirmasens als treibende Kraft entsprechende Kurse. Nicht zuletzt deshalb ist bei uns die Anzahl der Juleica-Trägerinnen und -Träger auch auffallend hoch.

Sabine Sturm: Und was treibt dich persönlich an, dich zu engagieren, Jonas?

Jonas Haas: Ich denke, ich bin da ganz klassisch reingewachsen. Mein Vater gehört zum Vorstand vom Fanfaren- und Spielmannszug Niedersimten 2004 e. V. und hat mich bereits im Kindesalter mitgenommen. Ich konnte mich schon früh in der Jugendarbeit rund um unsere Ferienangebote einbringen und bin mit 15 Jahren zum Stadtjugendring gestoßen. Mir gefällt besonders gut, hier immer wieder neue Menschen kennen zu lernen, die ähnlich ticken wie ich. Und irgendwie kann man auch ganz viel für sich selbst mitnehmen.

Lukas Bath: Jonas legt übrigens auch wie Cheyenne im Herbst seine Juleica-Prüfung ab. Mir ist wichtig zu betonen, wie froh wir darüber sind, mit den beiden und einigen anderen mehr einen so engagierten Nachwuchs zu haben. Erfahrung mag wichtig sein, aber nur, wenn wir den Altersdurchschnitt sozusagen mit frischem Blut niedrig halten können, kommen neue Ideen und Impulse hinein – und wer anderes als junge Leute weiß schließlich, was in der Kinder- und Jugendarbeit gefragt ist! Ein gesunder Altersmix ist insofern für uns als Stadtjugendring das A und O.

Sabine Sturm: Vielen Dank Ihnen und euch allen für die sehr interessante Gesprächsrunde!

Der Pirmasenser Oberbürgermeister Markus Zwick (stehend) ist regelmäßiger Gast bei Stadtjugendring-Sitzungen – hier beim Verein für Deutsche Schäferhunde, Ortsgruppe Pirmasens.
Foto: ars publicandi/Andreas Becker

Info zur Stadt Pirmasens

Erste urkundliche Erwähnung fand Pirmasens um 850 als „pirminiseusna“, angelehnt an den Klostergründer Pirminius. Der als Stadtgründer geltende Landgraf Ludwig IX. errichtete im heutigen Pirmasens die Garnison für ein Grenadierregiment, es folgten 1763 die Stadtrechte.

Am südwestlichen Rand des Pfälzerwalds gelegen und grenznah zu Frankreich ist das rund 42.000 Einwohner zählende, rheinland-pfälzische Pirmasens wie Rom auf sieben Hügeln erbaut. In ihrer Blütezeit galt die Stadt als Zentrum der deutschen Schuhindustrie und ist in dieser Branche heute noch wichtiger Dreh- und Angelpunkt; ihren Sitz in Pirmasens haben zum Beispiel die Deutsche Schuhfachschule und das International Shoe Competence Center (ISC).

Zu den tragenden Wirt­schaftsbereichen zählen unter anderem chemische Industrie, Kunststofffertigung, Fördertechnik-Anlagen und Maschinenbau.

Pirmasens positioniert sich heute als Einkaufsstadt mit touristi­schem Anspruch und gut ausgestattetem Messegelände. Seit 1965 wird eine Städtepartnerschaft mit dem französischen Poissy gepflegt. Weitere Informationen auf www.pirmasens.de.

Der Pirmasenser Oberbürgermeister Markus Zwick zum Stadtjugendring

„Die immensen Leistungen unseres Stadtjugendrings als Dreh- und Angelpunkt für alle Vereine der Stadt können gar nicht hoch genug herausgestellt werden: Hier werden Jahr für Jahr ganz elementare Impulse gegeben für die so wichtige Kinder- und Jugendarbeit auf Vereinsebene. Als früherer Jugendamtsleiter und aktuell für das zuständige Dezernat verantwortlich, ist mir das Thema wie kaum ein anderes ans Herz gewachsen!

Und aus Erfahrung weiß ich: Dass Pirmasens gerade in diesem Bereich immer wieder neue Maßstäbe setzt, ist zuallererst das Verdienst der zahlreichen Akteure, die in ihrer Freizeit und mit ihrem ehrenamtlichen Engagement einen Grundstein für die erfolgreiche Sozialisation und Entwicklung unserer Kinder setzen.

Dies ist natürlich gerade in den Zeiten wichtig, in denen die Schere immer weiter auseinandergeht zwischen dringend Notwendigem und dem, was eine Kommune qua finanzieller Ausstattung aus eigener Kraft überhaupt zu tun in der Lage ist. Insofern agiert der Stadt­jugendring mustergültig für viele andere kommunale Fokusbereiche mehr. Hier nämlich wird über das Ehrenamt so viel Gutes erreicht, was ohne beherztes Anpacken gar nicht möglich wäre.

Besonders stolz macht mich als Stadtoberhaupt, in diesem Zusammenhang immer öfter außerhalb von Pirmasens als der Stadt der Macher und Netzwerker zu hören, wo aus allen Teilen der Stadtgemeinschaft selbst Hand angelegt wird, statt zu jammern und auf andere zu warten!“

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