Freitag, 26. April 2024

Özdemir will an Bankett mit Erdogan teilnehmen: „Kritik ein Gesicht geben“

26. September 2018 | Kategorie: Politik

Cem Özdemir.
Foto: dts Nachrichtenagentur

Berlin – Grünen-Politiker Cem Özdemir ist sich „sicher, dass Herr Erdogan bereits darüber unterrichtet ist, dass ich am Staatsbankett teilnehmen werde – sicher nicht zu seiner Freude“.

Dies sagte Özdemir der „Welt“ mit Blick auf das Bankett, zu dem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier anlässlich des Staatsbesuchs des türkischen Amtskollegen eingeladen hat.

Anders als seine Fraktionskollegen und Abgeordnete aus anderen Parteien – darunter FDP, Linke und AfD – will Özdemir an der hochrangigen Veranstaltung teilnehmen.

„Erdogan muss sich damit abfinden, dass in Deutschland die Opposition Teil der Politik ist und nicht wie in der Türkei ins Gefängnis gesperrt oder mundtot gemacht wird. Er muss aushalten, dass er allein durch meine Anwesenheit daran erinnert wird, dass er in der Türkei ein Unrechtsregime betreibt“, sagte der vormalige Grünen-Chef und jetzige Vorsitzende des Verkehrsausschusses im Deutschen Bundestag.

Weil er mit seiner „klaren Kritik gewissermaßen ein Gesicht geworden“ sei für den Protest gegen Erdogan und sein „Willkürregime“, sei ihm die Teilnahme an dem Bankett wichtig.

Darüber habe er sich nicht nur mit der Fraktionsspitze abgestimmt, sondern „auch mit prominenten türkischen Exilanten, Vertretern der türkischen und kurdischen Gemeinde, die mich alle in meiner Entscheidung bestärkt haben“.

Zu den jüngst eher versöhnlichen Tönen Erdogan in Richtung Berlin sagte Özdemir: „Ich übersetze seine Ankündigung, das bilaterale Verhältnis verbessern zu wollen, mal in Deutsch. Das heißt: `Ich brauche Geld. Ich bin isoliert, mein Wirtschaftsmodell ist gescheitert, die Türkei steht vor einem Scherbenhaufen.`“ Darum müsse dem türkischen Präsidenten in den Gesprächen in Deutschland klar gesagt werden: „Eine Intensivierung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit gibt es nur im Falle umfassender Reformen.

Und damit meine ich nicht nur die dringend notwendigen ökonomische Reformen – Stichwort Wiederherstellung der Unabhängigkeit der Zentralbank -, sondern vor allem auch politische Reformen – Stichwort Unabhängigkeit der Justiz, Meinungs- und Pressefreiheit.“

Zur am Donnerstag anstehenden Entscheidung, ob die Fußball-EM 2024 an Deutschland oder die Türkei vergeben wird, sagte Özdemir: „Die Türkei ist so fußballbegeistert wie Deutschland. Aber wenn es in der aktuellen Lage mit rechten Dingen zugeht, ist die Sache glasklar: Aufgrund der menschenrechtlichen Situation in der Türkei kann die Entscheidung nur zugunsten Deutschlands ausfallen.“. (dts Nachrichtenagentur) 

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5 Kommentare auf "Özdemir will an Bankett mit Erdogan teilnehmen: „Kritik ein Gesicht geben“"

  1. Giftzwockel sagt:

    Solange in Deutschland lebende Türken mit Begeisterung Sultan Erdogan zujubeln und ihn wählen, hätte Herr Özdemir einen Haufen andere Aufgaben zu erledigen, als sich pressewirksam beim „großen Fressen“ aufzublasen.
    Die Realitätsferne abgehobener Politiker kommt dieser Tage immer deutlicher ans Tageslicht!

  2. Markus sagt:

    Was hat er über den „Sultan“ gescholten, und nun ist er noch beim „große Fressen“ mit dabei. Für Erdogan wird er Luft sein.

  3. Hans-Jürgen Höpfner sagt:

    Weidel/Gauland: Erdogan darf derzeit keinen Staatsempfang in Deutschland bekommen

    Berlin, 26. September 2018. Zum anstehenden Staatsbesuch des Staatspräsidenten Erdogan erklären Alice Weidel und Alexander Gauland ihre Ablehnung des geplanten Staatsempfangs.

    Alice Weidel: „Es ist völlig unangemessen, Erdogan einen feierlichen Empfang mit allen Ehren in der aktuellen Situation zu bereiten. Was Steinmeier da macht, ist ein fatales Signal in Richtung Türkei. Denn Erdogan mischt sich ununterbrochen in die inneren Angelegenheiten Deutschlands ein, in dem er die Türken, die bei uns leben, für seine Wahlkampfzwecke manipuliert. Er versucht darüber hinaus konsequent, deren Integration in unsere Gesellschaft zu verhindern. Anstelle Erdogan einen Empfang zu bereiten, sollte man das Gegenteil tun…

    • Hans-Jürgen Höpfner sagt:

      …. Anstelle Erdogan einen Empfang zu bereiten, sollte man das Gegenteil tun: Jegliche Zusammenarbeit mit ihm sofort einstellen.“

      Alexander Gauland: „Die AfD-Fraktion wird an dem Staatsempfang für Erdogan nicht teilnehmen, da es sich hier um zwei Staatsmänner handelt, die wir beide aus verschiedenen Gründen ablehnen. Steinmeier hat die Neutralität verlassen, die sein hohes Amt ihm gebietet, in dem er jüngst für ein Konzert geworben hat, auf dem linksradikale Bands auftraten. Erdogan ist schon länger kein Partner Deutschlands mehr, sein Land gehört nicht zu Europa.“

      afd.de

  4. Markus sagt:

    Ich erkenne bei den bunten „Gutmenschen“ die beliebte Tugend, Überfreundlich sein, Jede menge Geld dabei haben, Arsch kriechen.
    Aber egal, Erdogan Land ist für uns deutsche doch ein beliebtes Urlaubsland.
    Mich eingeschlossen.