Neujahrsempfang in Kandel: Vorwärts planen – nicht rückwärts denken

13. Januar 2019 | Kategorie: Kreis Germersheim, Politik regional, Regional

Stadtbürgermeister Günther Tielebörger.
Fotos und Video: Pfalz-Express/Licht
Fotostrecke und Video am Textende

Kandel – Beim Neujahrsempfang am Sonntagmorgen in der Stadthalle hat Stadtbürgermeister Günther Tielebörger (SPD) einerseits für eine sozialere Politik in Land und Bund plädiert und andererseits die Kandeler Vorhaben und Projekte vorgestellt und erläutert.

Die Enttäuschung über die etablierten Parteien generiere sich in der Hauptsache durch eine zu wenig stringente Sozialpolitik, sagte Tielebörger sinngemäß. Zu wenig sozialer Wohnungsbau, zu viele prekäre Arbeitsverhältnisse und drohende Altersarmut sorgten dafür, dass sich viele Menschen von der momentanen Politik abwendeten. Tielebörger appellierte an alle Politiker, sich für mehr sozialen Ausgleich einzusetzen.

„Und den rechten Demonstranten sage ich kein Willkommen“, so Tielebörger mit Blick auf die regelmäßig stattfindenden Demos. Man wolle keine Spaltung der Gesellschaft in der Kandeler Gemeinschaft.

Dank an Politiker für Demo-Unterstützung

Den anwesenden SPD-Abgeordneten Thomas Hitschler (Bundestag) und Alexander Schweitzer (Landtag) dankte Tielebörger für die Unterstützung. Die beiden Politiker sind regelmäßig bei den Kundgebungen des Bündnisses „WIR sind Kandel“ dabei. Schön, dass die beiden und auch andere Abgeordnete auf der „Seite der Guten“ mitdemonstrierten, sagte der Stadtchef. Wenn das so bliebe, hätten „die Bösen“ keine Chance. Tielebörger dankte auch Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD), „die uns ja auch im letzten Jahr bei diesen Aktionen sehr stark unterstützt hat.“

Außerdem kritisierte er die „Schwäche Europas“ auf politischer und wirtschaftlicher Ebene und ganz besonders die EU-Bürokratie.

Land soll mehr Geld geben

So schlug er der Bogen in den kommunalen Bereich. Ein Großteil der Kommunen sei hoch verschuldet und es sei kein Ende abzusehen. Kosten, die beispielsweise durch das neue Kita-Gesetz entstehen, sollten vom Land übernommen werden, meinte Tielebörger: „ Ich hoffe, dass das Land an sein Konnexitätsprinzip denkt: Wer bestellt, bezahlt.“

Kandel sei eigentlich eine finanzstarke Gemeinde, allerdings käme man schon seit Jahren mit eignen Mitteln nicht mehr aus dem Sumpf der Verschuldung heraus. Trotzdem müsse man in die Zukunft planen und nicht rückwärts denken.

Kandeler Belange

In Kandel selbst geht es am Montag los mit der Umgestaltung der Rheinstraße. Das geschieht mit mehreren Bauabschnitten. Begonnen wird an der Ampel Hauptstraße/Rheinstraße, dann immer weiter in Richtung Kreisel Kandel Mitte. Ein Wermutstropfen: Glasfaserkabel werden im Zuge der Arbeiten nicht verlegt. Kein Telekommunikationsanbieter habe sich dazu bereit erklärt, bedauerte Tielebörger.

„Dreckecken“ kommen weg

Mit den 7 Millionen Fördergeld des Landes für das Projekt „Aktive Stadt“ sollen drei „Dreckecken“ beseitigt werden, unter anderem auch das verwüstete Grundstück an der Ecke Hauptstraße/Marktstraße.

Kitas werden ausgebaut

Die katholische Kita in der Landauer Straße wird fünfgruppig ausgebaut, in der Pestalozzistraße wird eine Kita in kommunaler Trägerschaft gebaut. Für beide Projekte sind rund 3 Millionen Euro angesetzt.

Öffentliche Toilette

Endlich soll es auch eine öffentliche Toilette in Kandel geben – und zwar eine selbstreinigende.  Die Toilette ist seit vielen Jahren Thema im Stadtrat.

Bauprojekte

Bei der unbefriedigenden Verkehrssituation beim Spargelhof Zapf hat der Landesbetrieb Mobilität (LBM) auf Drängen der Stadt mittlerweile eine Kreisel-Lösung in Betracht gezogen.

In der Alten Post will ein neuer Eigentümer denkmalgeschützt sanieren und Wohnungen darin unterbringen. Auch die beiden Neubaugebiete K2 und K7 waren Thema. Im Stadion und der Bienwaldhalle stehen ebenfalls Umbau- und Sanierungsmaßnahmen an.

Neu gebaut werden im Gebiet östlich der Lauterburger Straße der Bauhof, ein Ärztehaus und ein Motel. Bauhofmitarbeiter hätten übrigens vor und nach der letzten Demo am Samstag zehn Stunden lang Schilder auf- und abgebaut, merkte Tielebörger an.

Online-Shopping

Tielebörger mahnte einen Ausbau der digitalen Strukturen in Kandel an. In der Partnerstadt Reichshoffen im Elsass sei es beispielsweise völlig selbstverständlich, dass man in Geschäften zuvor online bestellen und dann die Ware schon gepackt abholen oder sich liefern lassen könne. Der Einzelhandel in Kandel müsse jedoch bestehen bleiben, denn man sei eine attraktive Einkaufsstadt mit vielen Events, die auch zahlreiche auswärtige Besucher anzögen.

Ehrungen

Wie jedes Jahr wurden auch diesmal wieder herausragende Sportler, Schüler und Ehrenamtler ausgezeichnet. Ein gesonderter Bericht dazu folgt demnächst.

Geistliche Worte

Der katholische Pfarrer Stanislaus Mach sprach für beide Konfessionen ein humorvolles Gebet und wünschte den Menschen viele persönliche Lichtblicke im neuen Jahr.

BiKaGe im Ägypten-Look

Nicht fehlen beim Neujahrsempfang durfte eine Abordnung des Karnevalvereins BiKaGe, der am 6. Januar Bürgermeister Tielebörger die Stadtschlüssel und die – wie immer leere – Stadtkasse abgeknöpft hatte. Hoheitlichen Glanz verbreiteten das Prinzenpaar Sabine IV und Volker I. mit Hofdamen im Pharaonen-Look gemäß dem Kampagnen-Motto „Motto „BiKa-Helau ruft uff em Nil, de Pharao un´s Krokodil“.

Für musikalische Unterhaltung sorgte die Stadtkapelle Kandel. (cli)

 

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