Donnerstag, 25. April 2024

Neujahrsempfang Kandel: „Möge die Macht mit uns sein“

12. Januar 2016 | Kategorie: Kreis Germersheim, Politik regional, Regional
Darth "Tiele": Der Stadtlenker immer auf der Suche nach Zuschüssen und Zustimmung für seine Projekte. Fotos: Stadt Kandel

Darth „Tiele“: Der Stadtlenker immer auf der Suche nach Zuschüssen und Zustimmung für seine Projekte.
Fotos: Stadt Kandel

Kandel – Am Sonntag hatte die Stadt Kandel zum Neujahrsempfang geladen. In der voll besetzten Stadthalle begrüßte Stadtbürgermeister Günther Tielebörger die zahlreichen Gäste.

Der Empfang wurde traditionell musikalisch von der Kandeler Stadtkapelle unter Leitung von Andreas Hack umrahmt.

Füchtlinge: „Hassattacken und Brandanschläge sind keine Lösung“

Thema Nummer 1 wie überall: Die Flüchtlinge.

Das allgegenwärtige Problem der Flüchtlingsströme habe auf kommunalpolitischer Ebene „durchgeschlagen“, sagte Tielebörger in seiner Neujahrsansprache.

Dabei scheine sich Europa einig zu sein bei der Kriegsführung und bei den Bombenabwürfen im Nahen Osten.
Allerdings würden die verantwortlichen Politiker verkennen, dass derjenige, der Waffen liefere und Bomben abwerfe, sich auch um die Flüchtlinge kümmern müsse.

Es gebe unkontrollierte Durchreise, Begrüßung oder Durchwinken, ein verbarrikatiertes Europa, auch von den wackelnden Grundfesten des Europahauses werde gesprochen.

In Deutschland versuche man, dem Flüchtlingsstrom mit neuen Gesetzen Herr zu werden. Und die Bundeskanzlerin wolle die Flüchtlingsströme mit drei Milliarden Euro in der Türkei aufhalten.

30 – 40 Millionen Afrikanern säßen laut Wissenschaftlern schon auf gepackten Koffer sitzen, die „aus Armutsgründen nur auf eine Initialzündung warteten“, um den Kontinent zu verlassen.

„Würden wir all diesen verzweifelten Menschen pro Tag einen Dollar geben, hätten sie eine Perspektive in ihrem Land“, ist Tielebörger sicher.

Das „Durchhaltevermögen“ der Bundeskanzlerin bezeichnete der Bürgermeister als „begrüßenswert“.  Mit dem Satz: „Wir schaffen das!“ habe sie die Richtung vorgegeben – er selbst könne ihr nur zustimmen. Der Blickwinkel Deutschlands als Bösewicht habe sich durch ihre Politik positiv verändert.

Und wer sonst, wenn nicht Deutschland, könne es schaffen, meinte Tielebörger.

Dass die Einwanderungspolitik Merkels auf kommunaler Ebene große Probleme bereitet, räumte Tielebörger ein.
Unterbringung und Eingliederung hätten oberste Priorität, aber auch Arbeit und Sprache seien wichtig.

Man dürfe aber nicht vergessen, dass Unterkünfte nicht nur für die Flüchtlinge geschaffen würden. Auch deutsche Bedürftige, „die jahrelang auch schon einen bezahlbaren Wohnraum suchen“, sollen davon profitieren.

Die Spaltung zwischen Arm und Reich werde wohl weiter vorangehen. Das sei auch Ursache vielen Unbehagens und Widerständen gegenüber den Asylbewerbern: „Jedoch sind Hassattacken und Brandanschläge keine Lösung und müssen vehement bekämpft werden.“

Derzeit leben in der Verbandsgemeinde rund 170 Asylbewerber, davon in der Stadt Kandel etwa 100. Sie konnten bisher dezentral in Wohnungen untergebracht werden.

Auch das Bürgerhaus in Minderslachen sei zum Teil hierfür jetzt vorgesehen, berichtete Tielebörger. Man brauche aber unbedingt weitere Unterkünfte und werde deshalb wieder die Eigentümer leer stehender Häuser und Wohnungen aufsuchen und sie bitten, diese zur Verfügung zu stellen.

 

Geehrt wurden auch wieder zahlreiche Sportler...

Von der Beigeordneten Monika Schmerbeck wurden Schüler geehrt, die aufgrund bester Leistungen ein Stipendium aus der Todt’schen Stiftung erhalten haben. Europa-Gymnasium: Simon Eck, Jannik Fritz, Carsten Schmerbeck, Rebecca Vollmer und Katja Zapf. IGS Kandel: Luisa Schneider und Rebecca Willms. Maria-Ward-Schule Landau: Caroline Peters. Montessori-Schule Landau: Nele Nau.

Neujahrsempfang Kandel Sportler

Große Sportlerehrung. Den Bericht dazu gibt es hier.

 

...und Ehrenamtler.

Fritz Eich (re.), Werner Esser (2.v.li.) und Johanna Becker (nicht auf dem Bild) wurden von Bürgermeister Tielebörger und der Ersten Beigeordneten Gudrun Lind für herausragendes gesellschaftliches Engagement geehrt.

Rückblick und Ausblick

In seinem Jahresrückblick ließ der Stadtchef einige Ereignisse des vergangenen Jahres Revue passieren.

Dazu zählten „große Investitionen und Bauvorhaben“: Stadthalle, Bahnhofsumbau, der neue Kindergarten im Neubaugebiet K2, neue Parkplätze im Stadtkern nannte Tielebörger unter anderem.

Über das Städtebauförderungsprogramm seien in den letzten 20 Jahren sind rund 8 Millionen Euro nach Kandel geflossen.
Mit dem Nachfolgeprogramm „Aktive Stadt“ will man nun wieder auf die Zuschussliste des Landes kommen. „Die Entwicklung geht weiter! Nichts tun bringt Rückschritt!“, mahnte der Bürgermeister.

In Arbeitskreisen unter Beteiligung der Bürger will man die Zukunft Kandels besprechen und Schwerpunkte festlegen. Auch der Seniorentreff soll noch einmal angegangen werden.

Vieles steht noch an: Das VHS-Haus in der Turmstraße 7 muss saniert werden, die Grundschule braucht eine Mensa. Als Übergangslösung hat die Stadt für zwei Jahre Räumlichkeiten in der Stadthalle zur Verfügung gestellt.

Im Gespräch ist das Gemeindehaus in der Schulgasse 2, das möglicherweise von der Protestantischen Kirche übernommen wird. Hier könnte die Mensa eingerichtet werden.

„Aber auch die Seniorennachmittage, Volkshochschulkurse, Integrationskreise und Kleiderkammer oder ähnliches könnte dort stattfinden. Ich hoffe, dass wir bald zu einer einvernehmlichen Regelung kommen und wir mit den in Aussicht gestellten Landeszuschüssen dieses Projekt angehen können“, sagte Tielebörger.

Neujahrsempfang Kandel Gaeste

Über ein sogenanntes „City-Management“ soll die Zusammenarbeit mit dem Verein für Handel und Gewerbe verstärkt und intensiviert werden.

Sanierungen in der Stadt findet die ganz besondere Aufmerksamkeit des Stadtchefs. Man müsse überlegen, wie die „Alte Post“ in der Hauptstraße gegenüber der Metzgerei Wenz saniert werden könne, zudem würden dringend Ideen gebraucht, die Bahnhofstraße 2 wieder aufzubauen.

„Ich hoffe, dass hier der Eigentümer bald ein Einsehen hat und selbst Hand anlegt, um diesen Schandfleck zu beseitigt.“

Auch in der Hauptstraße gebe es einiges zu tun (Gebäude NKD-Markt, Anwesen Bohlender, Leerstand Schlecker).
Der ehemalige Kindergarten am Plätzel 4 soll von der Kirchengemeinde saniert werden.

Das Bauprojekt im Stadtkern schreitet indes voran. Und mit dem Bauprojekt „Quartier am Markt“ gegenüber der Grundschule wird im Frühjahr diesen Jahres begonnen. Dort soll es etwa 20 Wohnungen mit Tiefgarage auf eigenem Gelände geben.

Unser Kulturverein, der KuKuK, wird auch in diesem Jahr wieder aktiv unser Kulturprogramm mitbestimmen.

Für den Schwanenweiher werde ein „rechtskräftigen Bebauungsplan“ erwartet, kündigte Tielebörger an. Damit könne auch Programm des Kulturvereins der KuKuKweiter ausgebaut werden.

Mit den Partnerstädten gibt es jeweils ein Jubiläum zu feiern: 50 Jahre Städtepartnerschaft mit der englischen Stadt Whitworth und 55 Jahre mit Reichshoffen stehen an. Ende August ist dazu ein großes Fest geplant.

Zu den Finanzen der Stadt sagte Tielebörger: „Kandel ist und bleibt wirtschaftlich stark. Neben Wörth sind wir die einzigen, die bei der Kreisumlage noch die sogenannte Progression bezahlen müssen, d.h. also, noch etwas mehr als die normale Kreisumlage.

Doch reichen unsere Einnahmen nicht aus, um unsere Kosten, allein schon die Personalkosten für Bauhof, Kindergärten, Stadtbücherei, Jugendzentrum usw. zu bezahlen. Von den 10 Millionen Einnahmen gehen allein 8 Millionen als Umlagen für Verbandsgemeinde-, Kreis und auch das Land drauf, sodass schon überschaubar ist, dass mit den restlichen 2 Millionen nicht viel Staat zu machen ist.

Stadtbürgermeister Günther Tielebörger.

Stadtbürgermeister Günther Tielebörger.

Dieses ist ein grundsätzliches strukturelles Problem, und wir brauchen dringend einen besseren Finanzausgleich durch das Land. Dieses Problem ist in allen Gemeinden landauf, landab, bekannt, darf uns aber nicht davon abhalten, unsere Stadt wettbewerbsmäßig am Leben zu halten und die Lebensqualität noch zu verbessern.“

Im sogenannten Baugebiet „K2“ nördlich des neuen Kindergartens sollen bald 150 Häuser gebaut werden. Nachdem der Erschließungsträger „Kommunalbau“ den Vertrag gekündigt hat, sei die Stadt dabei, mit neuen Erschließungsträgern Verhandlungen aufzunehmen.

Im danach folgenden Baugebiet „K7“ sollen weitere Einfamilienhäuser, aber auch Mehrfamilienhäuser mit dem Schwerpunkt Wohnraum für die Generation 60plus zu schaffen: „Eine gute Mischung von Jung und Alt.“

Weitere Themen, die Tielebörger ansprach, waren das Gewerbegebiet östlich der Lauterburger Straße, Investitionen für den neuen Bauhof, der neu gebaut werden soll, die Kreuzung Kandel-Mitte und der Ausbau der Rheinstraße.

Zur Rheinstraße liegen die Unterlagen jetzt in der Verwaltung aus. In einer Bürgerversammlung will man zusammen mit dem Straßenbauamt Anfang Februar dann das Konzept besprechen und Anregungen der Bürger aufnehmen: „ Wenn alles klappt, kann im Frühjahr dieses Jahres begonnen werden und 2017 die neue Schwarzdecke als Abschluss der Maßnahme dafür sorgen, dass die Lärmemissionen dort erheblich reduziert werden.“

Was die öffentliche WC-Anlage in der Frankenhofpassage angehe, sei er bei den Verhandlungen mit den Eigentümern noch nicht zu einem entsprechenden Vertrag gekommen: „Wir bleiben dran“, versprach Tielebörger.

Die Verbandsgemeinde will zudem das Feuerwehrgerätehaus erweitern und einen Dienstleistungsbereich mit Wartung der Atemschutzgeräte, der auch die Nachbarfeuerwehren Jockgrim und Hagenbach bedienen soll, dazu bauen.

In der Nachbarschaft soll die Rettungswache für das Rote Kreuz entstehen. Diese Entwicklung sei sehr positiv auch für die Stadt: „Die Zusammenarbeit Rettungswache, Feuerwehr und Krankenhaus wird dann noch besser.“
Die Telekom verspricht derweil schnelles Internet im Horst 2016 und in der Innenstadt 2017.

Tielebörger appellierte an die Bürger, unbedingt am 13. März zur Wahl zu gehen: „Gehen Sie zur Wahl, damit Sie dann guten Gewissens sicher sein können, dass diejenigen Abgeordneten, die Sie gewählt haben, sich dann weiterhin auch für Kandel einsetzen werden.“

Er erwarte nicht unbedingt ein ruhiges Jahr, sagte Tielebörger zum Abschluss: „Kleine und große Herausforderungen werden auf uns zukommen, aber Sie wissen ja:: „Gemeinsam schaffen wir das.“ Und in Anlehnung an das momentan grassierende Star Wars-Fieber: „Möge die Macht mit uns sein!“ (red/cli)

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Ein Kommentar auf "Neujahrsempfang Kandel: „Möge die Macht mit uns sein“"

  1. Spassbremse sagt:

    Wie man es sich als Politiker, angesichts der aktuellen Ereignisse, erdreisten kann, solche Kommentare fernab jeglicher Realität öffentlich abzugeben, ist mir schlichtweg unbegreiflich. „Der Blickwinkel Deutschlands als Bösewicht habe sich durch ihre Politik positiv verändert“. Unfassbar. Der Versuch, jegliche demokratische Diskussion mit dem schullehrerhaften Verweis auf unsere Vergangenheit zu unterdrücken, ist dermaßen erbärmlich, dass mir die Worte fehlen. Zur Erinnerung: Wir schreiben das Jahr 2016, nicht 1946. Auf die weiteren, vor Naivität nur so strotzenden Plattitüden, will ich gar nicht weiter eingehen. Sehr passend allerdings, das Titelbild des Artikels. Der „liebe“ Darth Tiele, eingerahmt von seinen Sturmtruppen, hatte bis kurz vor seinem tragischen Ende die Rolle des Bösewichts inne. In diesem Sinne…Möge sich die Geschichte (im politischen Sinne) wiederholen!