Germersheim – Auf Einladung von Landrat Dr. Fritz Brechtel informierten am Montagabend Vertreter der Albtal Verkehrsgesellschaft und des ZSPNV (Zweckverband Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd) über geplante Maßnahmen und auch darüber, wie man den derzeitigen Problemen Herr werden will.
Die AVG steht seit längerem in der Kritik. Verspätungen, Zugausfälle oder unzureichende Informationen auf Anzeigetafeln an den Bahnhöfen haben große Teile der Fahrgäste und der kommunalen Politik verärgert. 7182 Menschen nutzen täglich die Linien S51 und S52 (Erhebung 2016/AVG).
Der Tenor des gestrigen Abends: Man bemühe sich auf verschiedenen Ebenen und mit allen involvierten Verkehrsgesellschaften wie der VRN oder die Deutsche Bahn um Lösungen. Die dürften aber noch eine Weile auf sich warten lassen. Informationen im Detail gibt es in der Bildergalerie unten.
Als Gründe für die Verspätungen nannte der Bereichsleiter Verkehr der AVG, Daniel Sartorius, beispielsweise neuralgische Punkte in der Karlsruher Innenstadt. Dadurch entstünden dann an weiteren Stationen häufig „Verspätungsüberträge“.
Das Ziel, das man sich für 2016 gesetzt hatte, nämlich 96 Prozent Pünktlichkeit zu erreichen, habe man „deutlich verfehlt“, berichtete Kai Kampmann, Leiter des betrieblichen Qualitätsmanagements bei der AVG. Andere Gründe seien Personalmangel oder auch externe Einflüsse wie Störungen bei der Infrastruktur. Als pünktlich gilt noch, wenn ein Zug drei Minuten (nach anderen Definitionen auch fünf) verspätet ist.
Die manchmal falschen Uhrzeiten auf den Anzeigetafeln erklärte Kampmann mit einer Anpassung der Datenstruktur an den Schnittstellen der Server. Einen genauen Zeitpunkt für die vollständige Behebung konnte er auf Nachfrage von Landrat Brechtel jedoch nicht nennen.
Zu wenig Personal?
Insgesamt brauche man ständig mindestens 376 Triebfahrzeugführer, sagte Sartorius. Deshalb sollen künftig mehr Fahrer ausgebildet werden. 50 Personen seien es im letzten Jahr gewesen, von denen aber einige aus diversen Gründen bereits wieder weggefallen seien. Auch mehr Fahrzeuge würden gebraucht.
Zuhörer bemängelten dennoch lange Warte- und Umsteigezeiten und forderten unter anderem einen zweigleisigen Ausbau auf der Strecke Winden – Kandel – Wörth. Das werde geprüft, erklärte Michael Heilmann, Verbandsdirektor des ZSPNV Süd. Da eine solche Maßnahme nicht im Verkehrswegeplan des Bundes aufgenommen worden sei, sei eine Finanzierung über andere Mittel nicht so einfach.
Die Strecken Schifferstadt-Speyer und Speyer-Germersheim-Wörth sind beide elektrifiziert und zweigleisig. Die Bahnlinie Winden-Kandel-Wörth-Karlsruhe Hbf ist zwischen Winden und Wörth eingleisig und wird mit Dieseltriebwagen befahren; lediglich der Streckenabschnitt Wörth-Karlsruhe Hbf ist zweigleisig und elektrifiziert.
Immerhin: Ins benachbarte Elsass fahren demnächst mehr Züge. Die französische Sicherheits- und Leittechnik ist aber noch nicht vollständig mit der deutschen kompatibel. Daran werde ebenfalls gearbeitet, sagte Heilmann. Dass sich am Wochenende die Fahrzeiten ändern (was eine Zuhörerin nachfragte), liege auch an den anderen Verkehrsgesellschaften und ihren Anschlusszeiten.
Herbert Jäger von der Bürgerinitiative „Verkehrsforum Südpfalz“ stellte seine Ideen für einen Fahrplan in der Region im 30-Minuten-Takt nebst höherer Rationalisierung vor: „Wir haben einen tollen Ausbau der Strecke. 40.000 Menschen könnten sie nutzen, aber bei diesem Angebot fahren sie nicht“, meint Jäger. Die meisten Fahrgäste seien eh Schüler oder „Leute, die sich nicht in deutscher Sprache unterhalten.“
Heilmann entgegnete, man lebe in einer Welt der Verkehrsverträge, die könne man nicht einfach „hin- und her schieben“. Man versuche eine umsteigefreie Verbindung im Berufsverkehr als nächsten Schritt. Das könne aber nur in Abstimmung mit anderen Gesellschaften funktionieren.
Magnus Hellmich vom Verein „Trans-Pamina/Südpfalz mobil“ erinnerte unter anderem an die Forderung, die Bahnlinie Strasbourg-Lauterbourg mit der Linie Wörth-Lauterbourg im Stundentakt zu verknüpfen. (cli)
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