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Kreis Germersheim: Rückläufige Gewerbesteuer und veränderter Landesfinanzausgleich bringen Kreishaushalt 2020 ins Minus

4. November 2019 | Kategorie: Kreis Germersheim

Symbolbild: dts Nachrichtenagentur

Kreis Germersheim – Die Finanzen des Kreishaushalts kommen im nächsten Jahr in Schlingern: Gegenüber 2019 bricht der Kreishaushalt um 9,7 Mio. Euro ein. Das teilte Landrat Dr. Fritz Brechtel mit. 

„Der positive Trend hat sich leider umgekehrt: Rückläufige Gewerbesteuereinnahmen führen zu einer deutlich niedrigeren Kreisumlage, die über zusätzliche Landeszuweisungen nicht vollständig kompensiert werden können. Weiter steigende Sozial- und Jugendhilfeaufwendungen sowie höhere Personalaufwendungen belasten den Kreishaushalt schwer“, so Brechtel.

Nach einem Überschuss von 4,1 Mio. Euro im Jahr 2019 wird nun ein Haushaltsdefizit von 5,6 Mio. Euro erwartet. „Hätte das Land nicht letztes Jahr den Finanzausgleich geändert, wodurch wir jährlich 5 Mio. Euro an Zuweisungen verlieren, hätte es voraussichtlich für eine rote Null gereicht“, so Brechtel.

Kreiskämmerer Martin Schnerch weist auf die Mechanismen des Landesfinanzausgleichs hin: „Die Steuereinnahmen der Gemeinden werden mit einem Jahr Verzögerung im Finanzausgleich wirksam. Wörth hat gegenüber dem Vorjahreszeitraum 40,5 Mio. Euro und Germersheim 8,6 Mio. Euro bei der Gewerbesteuer verloren. Das kann von allen anderen Steuereinnahmen nicht kompensiert werden. Die Kreisumlage geht von 91,8 auf 69,0 Mio. Euro (- 22,8 Mio. Euro) zurück. Dem stehen um 19,1 Mio. Euro auf 25,3 Mio. Euro verbesserte Schlüsselzuweisungen gegenüber. Der sich daraus ergebende negative Saldo beträgt 3,7 Mio. Euro.“

Weiter führten zusätzliche Anforderungen aus dem Kinder- und Jugendhilfebereich und den sozialen Aufgaben zu einem höheren strukturellen Defizit: Der Zuschuss des Jugendhilfehaushalts erhöht sich um ca. 2,0 Mio. Euro. Ausschlaggebend dafür sind Entwicklungen im Kindertagesstättenbereich (+0,6 Mio. Euro) und den Hilfen zur Erziehung (+ 0,5 Mio. Euro). Beim Sozialamt resultieren höhere Belastungen aus der Umsetzung der 3. Reformstufe des Bildungs- und Teilhabegesetzes (+1,6 Mio. Euro).

„Steigen die gesetzlichen Anforderungen an die Verwaltung, so bedarf es oft zusätzlichen Personals“, so Schnerch. Der Personalhaushalt 2020 steigt deshalb von 28,5 auf 30,5 Mio. Euro (+2,0 Mio. Euro), wobei die Personalkostenerstattungen nahezu gleichbleiben. Dadurch erhöht sich dort der Zuschussbedarf von 21,0 auf 23,0 Mio. Euro.

„Trotz der schlechten finanziellen Ausgangslage werden wir an unserem Investitionsprogramm festhalten“, führt Brechtel weiter aus. „Viele Maßnahmen befinden sich bereits in der Ausführungsphase oder sind dringend geboten, um einen Sanierungsstau zu verhindern.“

Dazu sei die momentane Refinanzierung sehr günstig. Für die Investitionen sind 24,3 Mio. Euro vorgesehen. „Ganz besonders freut es mich, dass unser „Leuchtturmprojekt“, die Smart Factory oder „Lernfabrik“, für die BBS Germersheim und Wörth insgesamt auf breiten Zuspruch gestoßen ist und wir diese Maßnahme in 2020 realisieren werden. Hinzu kommen der digitale Breitbandausbau und weitere Schulbaumaßnahmen“, betont der Kreischef.

Der unausgeglichene Kreishaushalt muss mit Krediten zwischenfinanziert werden. Weitere Mittel müssen laut Schnerch für Tilgungen vorgesehen werden. Die Verschuldung steigt insgesamt um 19,6 Mio. Euro auf 115,9 Mio. Euro (Vorjahr: 96,3 Mio. Euro).

„Dem Landkreis steht 2020 ein schwieriges finanzielles Jahr bevor. Bei der immensen Vielzahl an Pflichtaufgaben mit Schwerpunkt Soziales ist es nahezu unmöglich, den Kreishaushalt wie in den vergangenen Jahren ansatzweise zu konsolidieren“, kommentiert Brechtel die Situation für das kommende Jahr. „Wir können es nicht oft genug klarstellen, aber vielen Gemeinden in Rheinland-Pfalz fehlt es an einer ausreichenden Finanzausstattung.“

Zusätzlich habe die letztjährige Gesetzesreform der Landesregierung zum Landesfinanzausgleich die finanzielle Lage vor allem der Landkreise und des kreisangehörigen Raums weiter verschärft. (kv/red)

 

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Ein Kommentar auf "Kreis Germersheim: Rückläufige Gewerbesteuer und veränderter Landesfinanzausgleich bringen Kreishaushalt 2020 ins Minus"

  1. Schnarch sagt:

    Solange die Projekte des Kreises – wie vorgesehen – fast allesamt in der Gegend umRülzheim, Bellheim und Germersheim ausgeführt werden und der Südteil mit Kandel und Wörth dafür Kreisumlage zahlen darf, ist doch alles in Ordnung.