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Hagenbach: Mit „Luther-Menü“ Stationen des Reformators „nachgegessen“ – „Gottes Wort schmackhaft machen“

29. Oktober 2017 | Kategorie: Kreis Germersheim
Das Koch-Team auf Luthers Spuren. Fotos: v. privat

Das Koch-Team auf Luthers Spuren.
Fotos: v. privat

Hagenbach – Als Entrée schmeckte „Erfurter Stadtsäckl mit Linsen und Fisch“, etwas ungewöhnlich, aber Fisch mit Erbsenbrei mochte angeblich auch Luther.

Und um ihn ging es an diesem Abend, zu dem Pfarrer Andreas Pfautsch mit seinem Team der Auferstehungskirche ins Hagenbacher Kulturzentrum geladen hatte: „Luther war ein Mann des Wortes, der Musik und der Gemeinschaft, und er war kein Kostverächter“.

So war das Abendessen nicht nur ein Eintopf, den Luther als „gute gemeine Hausspeise“ lobte, sondern ein Vier-Gänge-Menü im schimmernden Kerzenschein, bei dem die Speisenfolge mit Informationen und Texten von Dr. Ludwig Burgdörfer daher kam und mit Renaissance-Klängen der Flötistin Heidrun Paulus und Naila Alvarenga am Cembalo garniert war.

„Gegen das hartnäckige Gerücht, dass Protestanten Spaßbremsen seien, werde wir hier mit Gerichten dagegen halten“, versprach Burgdörfer, der mit Koch Thomas Gust das 9. Luther-Menü in der Pfälzer Landeskirche ausrichtete.

Der Leiter des Missionarisch-Ökumenischen Dienstes (MÖD), der auch durch seine Sendungen im SWR bekannt ist, zeichnete Luthers wichtige Lebensstationen nach, der Koch hatte mit vier Küchenhelfern und sieben Servicekräften aus der Kirchengemeinde passend dazu Gerichte der Region serviert.

Nach Erfurt gab es die kulinarische Begegnung mit der bedeutendsten Luther-Station Wittenberg, „Anhaltiner Kartoffelplätzchen mit Apfelchutney und Blutwurst“, während man vom Conférencier den Ablasshandel – heute als „fundraising“ bekannt, näher erläutert bekam.

Mit dem Spruch: „wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt“, konnte man sich in die Vip-Lounge im Himmel einkaufen, wogegen Luther mit seinen 95 Thesen protestierte. „Hätte uns Luther dies nicht vermiest, wäre das bei der heuten Finanzlage der Kirche eine gute Marketingidee“, schmunzelte Burgdörfer.

Für sein Protestieren und die zunehmende Dynamik der Reformbewegung musste sich Luther in Augsburg verteidigen. Zur Bayernstadt wiederum kam aus der Küche ein wunderbar zarter Kalbsrollbraten, dessen wohlschmeckend gewürzte Füllung an den Tischen eifrig analysiert wurde. „Den werde ich auch zuhause ausprobieren“, meinte Hobbykoch Walter Scherrer. Wie überhaupt die Feinschmecker eifrig über das Essen im Allgemeinen und selbst kreierte Rezepte im Besonderen schwärmten.

Während die Musikerinnen mit dem französischen Trinklied „Tourdion“ zum eigens gebrauten Lutherbier animierten, amüsierten sich die Essensgäste vor allem über Burgdörfers Erzählungen zu Luthers Eheleben mit seiner klugen, resoluten Ehefrau Katharina.

Sie sorgte mit Umsicht und Klugheit dafür, dass der „zerstreute“ Gelehrte und begnadete Redner im Alltag dieser unfassbar abenteuerlichen Zeit zurecht kam. Nicht überliefert ist allerdings, ob sie ihm damals schon „Variationen vom Apfelbäumchen“ sprich Bratapfel mit Nüssen, Marzipan und Zimt zauberte. Aber der Küchenchef dachte beim Dessert an das berühmte Zitat vom Apfelbäumchen und an Wormser Äpfel.

Die Vorladung 1521 zum Reichstag in Worms war zwar nicht das Ende, aber der Beginn einer schweren Zeit für Luther. Er galt als vogelfrei und musste sich auf der Wartburg bei Eisenach zurückziehen. Das Ziel von Pfarrer Pfautsch und Burgdörfer war erreicht: „Wir sind mit dem Luther-Menü unterwegs, um Gottes Wort schmackhaft zu machen“. (mb/red)

Luther-Menü Hagenbach - 3

Luther-Menü Hagenbach -2

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