Freitag, 19. April 2024

Fake News, Bots, Trolle, Filterblasen: Eine Gefahr für die Demokratie?

12. Oktober 2018 | Kategorie: Allgemein, Computer & Internet, Elsass Oberrhein Metropolregion, Kreis Bad Dürkheim, Kreis Germersheim, Kreis Südliche Weinstraße, Landau, Ludwigshafen, Neustadt a.d. Weinstraße und Speyer, Regional, Rhein-Pfalz-Kreis, Rheinland-Pfalz, Südwestpfalz und Westpfalz

V.li.: Christopher Hauß (Junge Union Kreis Germersheim), Daphne Wolter und der Erste Beigeordnete im Kreis Germersheim, Christoph Buttweiler.
Fotos: Pfalz-Express/Licht

Ist die Vielfalt der Informationen im Internet förderlich für die Demokratie? Diese Frage stellte Medienexpertin Daphne Wolter, Koordinatorin Medienpolitik der Konrad-Adenauer-Stiftung, bei einem Vortrag in der Wörther Festhalle in den Raum.

Eingeladen zu dem Vortrags- und Diskussionsabend mit dem Thema „Digitale Desinformation – Herausforderung für die Demokratie“ hatte die Junge Union und die KPV (Kommunalpolitische Vereinigung der CDU und CSU Deutschlands). Die Moderation übernahmen der Erste Beigeordnete des Landkreises Germersheim, Christoph Buttweiler, und Christopher Hauß vom Arbeitskreis „Rheinkultur“.

Google hat die Marktmacht

Neben vielen schnell verfügbaren Informationen weltweit – fast alle Fernseh-, Radiosender und gedruckte Zeitungen haben mittlerweile eine Online-Variante – sind soziale Netzwerken wie Facebook oder Twitter eine Plattform zur Meinungsbildung. Auch für politischen Parteien oder Wirtschaftsunternehmen sind die Netzwerke ein Mittel zur Medienpräsenz. Viel zu oft gibt es aber auch gezielte Falschinformationen – „Fake News“ -, die die Meinungsbildung beeinflussen können.

Wolter spricht von einer „Googleisierung“ – eine Suchmaschine hat die Marktmarkt. Ein Problem bei großangelegten Desinformationskampgnen, die tatsächlich „auch eine Demokratie erschüttern können.“ Kaum ein Leser nehme sich noch Zeit für eine fundierte Recherche, so Wolter. Zu viele Informationen in zu kurzer Zeit strömen auf die Menschen ein.

Gedruckte Zeitungen verlieren

Das Internet hat mittlerweile auch in Deutschland direkt nach dem Fernsehen (95 Prozent) und dem Radio (ebenfalls 95 Prozent) den dritten Platz als Informationsmedium erobert. 93 Prozent lesen Nachrichten im Internet (Stand 2017, Quelle Statista). Gedruckte Zeitungen verlieren an Beliebtheit: Die Zahl der Leser sank von 94 Prozent im Jahr 2014 auf 87 Prozent im Jahr 2017.

Neben dem Vorteil, im Internet Informationen quasi in Echtzeit abrufen zu können, birgt „immer schneller und aktueller“ jedoch auch die Gefahr von Fehlern und Falschinformationen, die sich sofort in Rekordgeschwindigkeit im Netz verbreiten. Ein klassisches Beispiel dafür sei der „Fall Lisa“ in Berlin, so Wolter, der nie stattgefunden, aber sogar den russischen Außenminister auf den Plan gerufen habe.

Falschinformations-Kampagnen werden zum Problem

Neben unbeabsichtigten Fehlern in der Berichterstattung – die es natürlich auch früher schon gab – entwickeln sich heutzutage gezielte Falschinformations-Kampagnen zu einer echten Herausforderung. Das könne bis zu Beeinflussung von Wahlkämpfen gehen. Fakten dagegen zu halten, sie immer schwieriger, wenn Internet-Kampagnen Nutzer auf emotionaler Ebene ansprächen, sagt Wolter.

Bots

Die Kampagnen finden hauptsächlich auf Facebook und Twitter statt. Das Fiese daran: Nicht immer sitzen „echte“ Menschen den virtuellen Diskussionen am Rechner. Es gibt effiziente kleine Helfer, die „Bots“. Das sind Programme, die vorgeben, menschliche Nutzer zu sein und maschinell gesteuert sind. Diese seien mittlerweile so gut entwickelt, dass sie oft nicht aufgespürt werden könnten, sagt Wolter: „Technisch ausgefeilt, sie können den menschlichen Rhythmus nachahmen und sich an Antworten anpassen.“

Die ursprüngliche Funktion, nämlich selbständig vordefinierte Aufgaben bei Erbebenfrühwarnsystemen, Feueralarmen oder Nachverfolgung von Postsendungen zu erfüllen, wird von verschiedenen (Täter)Kreisen mit eigener Motivation genutzt. Dazu zählen beispielsweise politische Ziele oder es spielen kommerzielle Interessen eine Rolle.

„Influence-Bots“ sind meist echt Bot-Netze, die untereinander befreundet sind und fingierte Unterhaltungen vortäuschen. Und die „Clone-Bots“ – die klauen Daten.

Trolle

Weiter sind die sogenannten Trolle in den sozialen Netzwerken und in Kommentarspalten von Nachrichtenmagazinen unterwegs. Trolle sind Menschen, die versuchen, im Netz Diskussion zu stören oder zu unterbrechen („trollen“) oder in ihre Richtung zu lenken. So sollen Russland und China ganze „Troll-Fabriken“ (oder auch „Troll-Armeen) unterhalten, die die öffentliche Stimmung in Online-Foren und Kommentarbereichen im Sinne der Regierung beeinflusst.

Aufmerksamkeits-Syndrom

Auch kommerzielle Interessen können im Netz eine Rolle spielen: Schlagzeilen oder Unterhaltung im negativen Sinn – und die Klicks schnellen in die Höhe.

Fake News

Der wohl bekannteste Begriff ist nicht erst seit Donald Trump „Fake News“.

Fake News sind Desinformationen: Fakten werden entweder frei erfunden, manipuliert, aus einem wahren Kern weiter gesponnen oder bewusst falsch interpretiert.

Merkel und Künast oft Opfer

Diese Meldungen sind oft der Renner im Netz. So waren laut Wolter sieben von zehn der erfolgreichsten Artikel über Angela Merkel im Bundestagswahlkampf Fake News. Eine Meldung, nach der die Bundeskanzlerin gesagt haben soll, Deutsche müssten Gewalt von Ausländern akzeptieren, wurde über 170.000 mal geteilt. Oft würden bei Fake-News Sätze aus Zusammenhang gerissen und eine absurde These dazu gestellt, erklärte Daphne Wolter.

Auch beliebt: Einer Person falsche Zitate in den Mund zu legen. Der Grünen-Politikerin Renate Künast beispielsweise wurde unterstellt gesagt zu haben, man müsse einem Flüchtling, der ein Mörder sei, weiterhelfen. Diese Meldung sei auch von seriösen Medien verbreitet worden, so Wolter. Das führe zu Zuspitzung von Konfliktlagen, wenn die Stimmung sowieso schon aufgeheizt sei.

Oft werde aber auch eine unliebsame Meinung schnell zu „Fake News“ gemacht, wie es der US-Präsident gerne tue. Abgrenzen müsse man zwischen klassischen Zeitungsenten und Satire – diese zählten nicht zu den Fake News.

Echokammern und Filterblasen

Wer sich online nur auf Plattformen informiert und sich in Kreisen bewegt, die ausschließlich die eigene Meinung widerspiegeln und verstärken, hält sich in „Echokammern“ oder „Filterblasen“ auf.

Wolter empfiehlt, sich auch anderweitig Informationen zu beschaffen, gründliche Recherche auf Faktenbasis zu betreiben, Meldungen mit Rationalität zu hinterfragen oder auf Faktenchecker-Seiten nachzuschauen. „Und nicht immer sofort ohne Überprüfung alles retweeten oder teilen.“

Ist Regulierung sinnvoll?

Es sei wichtig zu lernen, Manipulatuinsversuche zu erkennen, sagt Wolter. Dazu müsse erkannt und hinterfragt werden, welche Mechanismen wirken und die vielzitierte Medienkompetenz und unabhängiger Journalismus gestärkt werden.

Der Erste Kreisbeigeordnete Buttweiler appellierte in diesem Zusammenhang an Eltern und Lehrer, großes Augenmerk auf einen aufgeklärten Umgang mit dem Internet zu legen. „Wir müssen den Kindern beibringen, wie sie sich gefahrlos im Netz bewegen können.“

Eine rege Diskussion entspann sich darüber, ob eine staatliche Regulierung zu missbräuchlichem Verhalten im Netz sinnvoll ist oder nicht. Für alle Zuhörer war klar: Die Meinungsfreiheit darf nicht beschnitten werden. Das noch neue Netzwerkdurchsetzungsgesetz sei nicht sonderlich gut gemacht und müsse nachgebessert werden, sagte Wolter.

Dennoch brauche es eine Regulierung. Der Öffentliche Rundfunk sie ein gutes Beispiel dafür. „Das funktioniert im Großen und Ganzen gut, auch wenn manchmal Fehler vorkommen oder es auch mal tendenziöse Berichte gibt.“ Trotzdem fühlten sich laut einer Studie 24 Prozent der Befragten von den herkömmlichen Medien besonders in gesellschaftspolitischen Fragen nicht mehr richtig vertreten.

Bei Facebook als privatrechtlichem Unternehmen hingegen sei ist alles erlaubt. Eine Verrohung der Sprache oder Jugendschutzgesetze zu brechen – bei Facekook kein Problem. „Man kann ohne Folgen den Holocaust leugnen.“ Eine Regulierung sei notwendig, „aber nicht in Richtung Meinungsäußerung, sondern strafrechtlich ausgerichtet.“

Nicht „Gehirn und Etikette am Rechner abgeben“

An der Veranstaltung hatten Mitglieder verschiedener Parteien teilgenommen. Man solle nicht „Gehirn und Etikette am Rechner abgeben“, sagte ein Zuhörer und sprach damit wohl fast allen Anwesenden und Internet-Nutzen aus der Seele. (cli)

 

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13 Kommentare auf "Fake News, Bots, Trolle, Filterblasen: Eine Gefahr für die Demokratie?"

  1. Helmut Hebeisen sagt:

    Gerade was das Thema Bots angeht, scheint gerade hier im PEX die rechte Szene in dieser Richtung sehr aktiv zu sein. gggggghhhhhkeeeee und Aufgewachte sind mal als klassisches Beispiel zu nennen.

    • Hans-Jürgen Höpfner sagt:

      Super, ein Extra-Abschnitt für Hebeiisen, Tobi:
      —————-
      Trolle
      Weiter sind die sogenannten Trolle in den sozialen Netzwerken und in Kommentarspalten von Nachrichtenmagazinen unterwegs. Trolle sind Menschen, die versuchen, im Netz Diskussion zu stören oder zu unterbrechen („trollen“)
      —————–
      Daran erkennbar, dass keine Argumente kommen, nur lächerliche Beschimpfungen und die abgedroschene NahZieh-Keule.

      Langweilig.

    • qanon sagt:

      Der linke pawlowsche Reflex bei Hebeisen wurde erfolgreich geweckt. Auch wenn man den Artikel weder gelesen hat, noch ihn verstanden hat wird hier das linke Gedankengut verrbeitet.
      Bei Aufgewachte und GGGGGGGRRRRRRR bin ich mir Sicher das das keine Bots sind. Sie sind dafür einer der Trolle hier bei PEX.

      Bots

      Die Kampagnen finden hauptsächlich auf Facebook und Twitter statt. Das Fiese daran: Nicht immer sitzen „echte“ Menschen den virtuellen Diskussionen am Rechner. .:“

  2. qanon sagt:

    Bei PEX heissen die Forumtrolle u.a. Chris, Tobi und Hebeisen.
    Hebeisen tut sich hier seit neuesten sehr negativ hervor, weil er sein intolerantes Gedankengut anderen vorwirft.
    Das mit den Bots hat Hebeisen nicht verstanden was das eigentlich ist.

    Trolle
    Weiter sind die sogenannten Trolle in den sozialen Netzwerken und in Kommentarspalten von Nachrichtenmagazinen unterwegs. Trolle sind Menschen, die versuchen, im Netz Diskussion zu stören oder zu unterbrechen („trollen“) oder in ihre Richtung zu lenken. So sollen Russland und China ganze „Troll-Fabriken“ (oder auch „Troll-Armeen) unterhalten, die die öffentliche Stimmung in Online-Foren und Kommentarbereichen im Sinne der Regierung beeinflusst

  3. GGGGGGKKKKKEEEE sagt:

    „Die Mehrheit der CDU-Mitglieder sieht sich ideologisch rechts von ihrer Partei. Aus der Perspektive der Mitglieder befinde sich die CDU „als Partei deutlich links von der eigenen Position“, heißt es in einer Studie der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS), über die zunächst „Spiegel Online“ berichtete. Die Studie dokumentiert damit, dass die Partei sich offenbar deutlich von ihren eigenen Mitgliedern entfernt hat. Die Ergebnisse dürften deshalb parteiinterne Diskussionen über die Ausrichtung der CDU und den Kurs von Bundeskanzlerin Angela Merkel befeuern.“ FAZ, 9.12.2017

    Fake News?

  4. GGGGGGKKKKKEEEE sagt:

    „Die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) distanziert sich von der scharfen Kritik von Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) am Kirchenasyl. In einem der „Welt“ vorliegenden Positionspapier der KAS mit dem Titel „Kirchenasyl – Rechtsbruch oder Akt der Barmherzigkeit?“ heißt es: „Das Kirchenasyl als Akt christlicher Barmherzigkeit eignet sich nicht als Medium der politischen Auseinandersetzung.““ – Die WELT, 24.02.2015

    Dass Merkel wenige Monate später ganz Deutschland in ein Kirche umgewandelt hat, war dann ja nur noch konsequent … Blutopfer inklusive!

  5. Aufgewachte sagt:

    Fake-news gibt es nicht erst seit dem Internetzeitalter. Bewusst irreführende und einseitige Berichterstattung bis hin zu einem verlogenen Kampagnenjournalismus existiert eben auch neben dem Internet in den „anerkannten“ Medien (…). Diese Medien fungieren als verlängerter Arm der jeweils herrschenden Meinung und indoktrinieren die Bürger. Zum Glück gibt es noch neutralere Online-Medien, bei denen man eine ausgewogenere Berichterstattung vorfindet, und bei denen ein offener Meinungsaustausch noch stattfinden darf. (…) Im Besitze der absoluten Wahrheit ist eh‘ niemand, wir können nur versuchen, dieser näher zu kommen.

    • Chris sagt:

      Dann versuchen sie es mal, für sie ein langer weg

      • qanon sagt:

        @Chris:

        Suchen und finden sie ihren Prädiktor. Wenn Sie ihren Prädiktor gefunden haben erstatten Sie hier Meldung mit Namen, Rang, Historie ihres Prädiktors, uswusw. und klären mal das Forum auf was ihr Prädiktor mit den andren Forumsteilnehmern zu tun hat.

        • Chris sagt:

          @quanon: suchen und finden Sie einen guten Arzt. Wenn sie ihn gefunden haben erstatten sie hier Meldung damit ihre Freunde hier ihn auch finden könnt.
          Und klären Sie das Forum auf welche Medikamente er ihnen verschrieben hat damit Gekadingens,Zwerrfel, fipsi, und dir Frau doolittle die auch nehmen können.

  6. FrankR sagt:

    Zitat Artikel:
    „Dennoch brauche es eine Regulierung. Der Öffentliche Rundfunk sie ein gutes Beispiel dafür. „Das funktioniert im Großen und Ganzen gut, auch wenn manchmal Fehler vorkommen oder es auch mal tendenziöse Berichte gibt.“

    Da musste ich doch mal herzlich lachen… die Frage ist, WER hier in einer Filterblase lebt?
    Nirgendwo wird mehr gelogen, manipuliert und gefaked als in den ÖR und den – sich selbst so nennenden – „Qualitätsmedien“… vor allem sollte der Leser sich mal Volker Pispers letztes Programm antun, wo er sehr deutlich veranschaulicht, WEM die Presse in Deutschland gehört – nämlich ca. 12 Familienclans, die damit die Meinung der Schafe beeinflussen…

    Unabhängige Medien – am Axxx…