Mittwoch 18.Juni 2025

Eurovision Song Contest 2025: Propalästinensische Proteste gegen die israelische Sängerin Yuval Raphael

16. Mai 2025 | Kategorie: Nachrichten

In Basel findet der diesjährige ESC statt.
Fotoquelle: Hans bei pixabay.com

Basel. Der Eurovision Song Contest (ESC) 2025, der in Basel ausgetragen wird, steht erneut im Fokus politischer Spannungen, insbesondere durch propalästinensische Demonstrationen gegen die Teilnahme der israelischen Sängerin Yuval Raphael.

Die 24-jährige Künstlerin hat sich mit ihrem Lied „New Day Will Rise“ für das Finale am 17. Mai 2025 qualifiziert, nachdem sie das zweite Halbfinale am 15. Mai erfolgreich bestanden hat. Dennoch sehen sich israelische Künstler, wie Raphael, regelmäßig Boykottaufrufen, Anfeindungen und Behinderungen ausgesetzt, die ihre künstlerische Freiheit auf der ESC-Bühne einschränken.

Israel beim ESC 2025

Yuval Raphael, eine Überlebende des Hamas-Angriffs auf das Supernova-Musikfestival am 7. Oktober 2023, vertritt Israel mit dem von Keren Peles geschriebenen Lied „New Day Will Rise“, das in Englisch, Hebräisch und Französisch gesungen wird.

Ihre Teilnahme im Finale ist ein bedeutender Erfolg, da sie trotz Protesten und Buhrufe im Publikum eine starke Leistung zeigte. Bereits bei der Eröffnungsparade am 11. Mai 2025 in Basel kam es zu einem Vorfall, bei dem ein Demonstrant mit einer palästinensischen Flagge eine Geste machte, die als Morddrohung interpretiert wurde – eine Handbewegung, die ein „Kehle durchschneiden“ andeutete.

Der israelische Sender Kan erstattete Anzeige bei der Schweizer Polizei, die den Vorfall bestätigte, und wandte sich an die Europäische Rundfunkunion (EBU), um den Demonstranten zu identifizieren.

Während des zweiten Halbfinales am 15. Mai 2025 störten sechs Personen mit Pfeifen und überdimensionierten palästinensischen Flaggen Raphaels Probeauftritt, wurden jedoch schnell aus der St. Jakobshalle entfernt.

Im Publikum waren palästinensische Flaggen sichtbar, und es kam zu Buhrufen, aber Raphael ließ sich nicht beirren und lieferte eine gefühlvolle Performance, die von vielen Zuschauern mit Applaus belohnt wurde. Die Sängerin hatte sich auf solche Störungen vorbereitet, indem sie Proben mit Hintergrundgeräuschen absolvierte. Ihre Qualifikation für das Finale unterstreicht ihre Entschlossenheit, trotz Widrigkeiten ihre Botschaft von Hoffnung und Zusammenhalt zu vermitteln.

Propalästinensische Demonstrationen begleiteten die Veranstaltung, mit Plakaten wie „Das 11. Gebot: Israel darf alles“ und Forderungen nach einem Ausschluss Israels. Über 70 ehemalige ESC-Teilnehmer, darunter der Vorjahressieger Nemo, sowie 26 EU-Parlamentsabgeordnete unterstützten Boykottaufrufe gegen Raphael aufgrund des Gaza-Konflikts.

Die Sicherheitslage in Basel wurde verschärft, da Israel eine Reisewarnung ausgab und Raphaels Schutz im Vordergrund stand. Die Sängerin äußerte vorab, dass sie mit Ablehnung rechne, aber dennoch entschlossen sei, ihr Land mit Stolz zu repräsentieren: „Ich weiß, dass mich manche Leute dort nicht sehen wollen.“

Wiederkehrende Behinderungen

Israels Teilnahme am ESC ist seit dem Debüt 1973 von politischen Kontroversen geprägt. Die erste Teilnehmerin, Ilanit, trat 1973 in Luxemburg unter strengen Sicherheitsmaßnahmen auf, einschließlich einer kugelsicheren Weste, nach dem Münchner Olympia-Attentat 1972. In den folgenden Jahrzehnten führten politische Spannungen wiederholt zu Protesten: 1979 zog die Türkei ihre Teilnahme zurück, und 1978 unterbrach Jordanien die Übertragung, als Israels Sieg absehbar war.

Im Jahr 2024 sah sich Eden Golan in Malmö massiven Protesten ausgesetzt, einschließlich Buhrufen und Todesdrohungen, erreichte aber dennoch den fünften Platz. Ihr Song „October Rain“ wurde von der EBU als zu politisch abgelehnt und zu „Hurricane“ geändert.

Dieses Muster zeigt, dass israelische Künstler regelmäßig unter Druck stehen, ihre Teilnahme politisiert wird und sie unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen auftreten. Boykottaufrufe, oft von der BDS-Bewegung unterstützt, sowie Drohungen sind wiederkehrende Hindernisse. Der deutsche Kulturstaatsminister Wolfram Weimer nannte 2025 Forderungen nach Israels Ausschluss „abstoßend“, insbesondere angesichts Raphaels Überlebensgeschichte.

Hintergründe der Proteste

Die Proteste gegen Israels Teilnahme wurzeln im israelisch-palästinensischen Konflikt, insbesondere in der Kritik an Israels Vorgehen im Gazastreifen. Demonstranten verweisen auf die hohe Zahl palästinensischer Opfer – laut dem von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministerium über 52.800 Tote – und werfen Israel Völkermord und Apartheid vor. Viele kritisieren eine Doppelmoral, da Russland 2022 nach dem Ukraine-Einmarsch ausgeschlossen wurde, Israel jedoch teilnehmen darf.

Die EBU betont die politische Neutralität des Wettbewerbs und weist Boykottaufrufe zurück, da es sich um einen Wettbewerb zwischen Rundfunkanstalten handle. Dennoch erregte die Entscheidung, palästinensische Flaggen in der Arena zuzulassen, Kontroversen, da sie häufig während Raphaels Auftritten geschwenkt wurden.

Auswirkungen und Reaktionen

Die Proteste und Drohungen belasten israelische Künstler erheblich. Raphael, die noch Schrapnell in ihrem Körper trägt, musste unter massivem Polizeischutz auftreten, was ihre künstlerische Freiheit einschränkt.

Dennoch ist ihre Teilnahme im Finale ein starkes Zeichen ihrer Resilienz. In Israel wird befürchtet, dass Boykottaufrufe die internationale Isolation verstärken könnten, doch die Unterstützung durch das Publikum, wie Golans fünfter Platz 2024, zeigt, dass viele die künstlerische Leistung von der Politik trennen.

 

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