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Einzelhandesgutachten für VG Jockgrim: Wo gibt es neue Einkaufszentren, wo nicht?

25. März 2013 | Kategorie: Kreis Germersheim, Regional

Dipl. Geograph Gerhard Beck, Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung mbH, Ludwigsburg, (li.), überreicht Bürgermeister Uwe Schwind (re.) das Einzelhandelskonzept. Foto: vgjockgrim)

Jockgrim – Im Rahmen einer öffentlichen Sitzung des Verbandsgemeinderats wurde über das Einzelhandelskonzept für die Verbandsgemeinde Jockgrim beraten.

Eingeladen waren neben dem Verbandsgemeinderat auch die Gemeinderäte der vier Ortsgemeinden sowie Bürger aus der Verbandsgemeinde Jockgrim. Am Ende der Sitzung wurde das Einzelhandelskonzept bei einer Stimmenthaltung einstimmig beschlossen.

Im Dezember 2011 wurde die Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA) von der Verbandsgemeinde Jockgrim beauftragt, ein Einzelhandelskonzept zu erstellen. Schwerpunktmäßig sollte in dem Konzept die Sicherung der wohnortnahen Grundversorgung mit Lebensmitteln behandelt werden. Bürgermeister Uwe Schwind erläuterte in seiner Begrüßung, warum das Konzept notwendig geworden war.

Konkreter Anlass war neben der allgemeinen Fortschreibung des Flächennutzungsplans die Anfrage eines Investors, in der Ortsgemeinde Jockgrim einen großflächigen Einzelhandelsbetrieb (> 1.000 qm Verkaufsfläche) anzusiedeln sowie das Interesse eines Investors zur Ansiedlung eines Verbrauchermarkts in Neupotz, Nähe Hardtwald am Kreisel zur Bundesstraße 9. Außerdem sollten für Hatzenbühl und Rheinzabern mögliche Erweiterungsflächen untersucht und dargestellt werden.

Die Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd (SGD Süd) fordert bei Ansiedlungen großflächiger Einzelhandelsbetriebe ein entsprechendes Gutachten zur Kaufkraftbindung. Nach den Worten von Bürgermeister Schwind sei die GMA ein Fachbüro und hätte damit die von den Landesplanungsbehörden geforderte, beratende Funktion eingenommen.

Dipl. Geograph Gerhard Beck von der GMA präsentierte die Ergebnisse der Untersuchungen.

Ergebnisse für Hatzenbühl

Für die Ortsgemeinde Hatzenbühl wurde im Konzept kein zusätzlicher Bedarf im Bereich der Lebensmittelversorgung festgestellt. Hatzenbühl sei über die vorhandenen Strukturen im sogenannten zentralörtlichen Versorgungsbereich hinaus mit dem Nettomarkt am südlichen Ortsrand der Einwohnerzahl angemessen mit Einkaufsmöglichkeiten des Grundbedarfs versehen.

Ergebnisse für Jockgrim

In Jockgrim konzentriere sich der innerörtliche Geschäftsbesatz in zwei örtlichen Bereichen, so Beck. Im Lebensmittelbereich käme dem Lebensmitteldiscounter Netto im Gewerbegebiet Mittelweg eine wichtige Funktion zu. Jockgrim habe darüber hinaus ausreichend Kaufkraft für einen Lebensmittel-Vollsortimenter.

Im innerörtlichen zentralen Versorgungsbereich wurden verschiedene Ansiedlungsstandorte überprüft, z.B.in der Max-Planck-Straße südlich vom Bürgerhaus und in der Buchstraße nördlich des Penny-Markts. Beide Standorte müssten ausscheiden, weil die erforderlichen freien Flächenpotentiale in einer Größenordnung von 5000 qm für die Ansiedlung eines Lebensmittel-Vollsortimenters an den dortigen Standorten nicht gegeben waren.

Letztendlich käme nur ein Standort an der K10 zwischen der Wohnbebauung in der Tulpenstraße und dem Gewerbegebiet im Mittelwegring in Frage. Obwohl dieser Standort zwar nicht im zentralen Versorgungsbereich liege, könne hier nach Gesprächen zwischen der Verbandsgemeindeverwaltung Jockgrim, des zuständigen Regionalverbands sowie der SGD Süd als Aufsichtsbehörde voraussichtlich ausnahmsweise einer Ansiedlung eines Vollsortimenters zugestimmt werden.

Drei mögliche Investoren hätten sich vorgestellt. Die Ortsgemeinde Jockgrim habe sich laut Schwind für einen der drei entschieden.

Ergebnisse für  Neupotz

Die Ortsgemeinde Neupotz verfügt über keinen eigenen Lebensmittelmarkt im Ort. Einige Direktvermarkter, zwei Bäckereien und eine Metzgerei sind jedoch vorhanden. Nach den Ausführungen von Beck seien trotz der verhältnismäßig geringen Einwohnerzahl durch die Nähe zur B9 wirtschaftlich ausreichende Rahmenbedingungen für die Ansiedlung eines Lebensmittelmarkts gegeben. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht sei deshalb ein Standort an der B9 im Baugebiet Hardtwald sinnvoll.

Bürgermeister Schwind erläuterte, dass durch archäologische Fundstellen dieser Standort aber nicht realisierbar war. Die Ortsgemeinde Neupotz hätte vorab eine archäologische Ausgrabung bzw. Sicherung mit voraussichtlichen Kosten in Höhe von 700.000 Euro in Auftrag geben müssen, was von keinem möglichen Investor als Zusatzkosten akzeptierbar wäre.

Ergebnisse für Rheinzabern

Den zentralen Versorgungs- und innerörtlichen Geschäftsbereich bilden im Schwerpunkt die Hauptstraße, Außerdorf sowie der östliche Abschnitt der Rappengasse. Größere Lebensmittelmärkte seien in Ortsrandlage (Rewe, Aldi, Penny) etabliert. Nach den Worten Becks seien in Rheinzabern deshalb in Bezug auf die Einwohnerzahl angemessen Einkaufsmöglichkeiten vorhanden.

Im Bedarfsfall könne er sich eine Prüfung der Möglichkeiten zur Modernisierung und begrenzten Vergrößerung bestehender Lebensmittelmärkte zur Bestandssicherung vorstellen.

Aus dem Publikum wurden Bedenken geäußert, dass durch die Einrichtung eines Vollsortimenters in Jockgrim die Lebensmittelmärkte in Rheinzabern unter Umständen Kaufkraftabflüsse hinnehmen müssten und damit der Standort in Gefahr geriete. Beck schloss eine Gefährdung der Standorte in Rheinzabern aus, da aus seiner Sicht in der Verbandsgemeinde insgesamt ausreichend Kaufkraft vorhanden sei.

Das Einzelhandelskonzept steht auf der Internetseite der Verbandsgemeinde Jockgrim www.vg-jockgrim.de in der Rubrik „Wirtschaft“ zum Download bereit.

 

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