„Die Berger Hall` wird nicht benutzt – drum feiern wir im Hagenbacher KUZ!“ heißt das diesjährige Jahresmotto des Berger Carnevalvereins Rot-Weiß „die Gäßeknie“.
Bekanntlich ist die Berger Halle wegen Brandschutzmaßnahmen gesperrt und die Fastnachter finden in der Hagenbacher Kulturhalle ein Ausweichquartier, für das sich Präsident Dirk Brunner und Sitzungspräsident Berni Fried bei Bürgermeister F.X.Scherrer herzlich bedankten.
Patrick Abdorf, der letztjährige Prinz ging schon bei seiner Einstimmung zur Prunksitzung mit Gitarre und Gesang in der mit über 300 Besuchern gefüllten Halle in pfälzischem Dialekt auf dieses Problem ein: „Unser Hall isch zu, der Brandschutz hat`s so gewollt, mer müsse uff Hachebach. Des Problem hot de Fritz im ganze Kreis.“
Der Präsident freute sich in seiner gereimten Begrüßungsrede, dass man dieses Jahr sogar in einer Stadt zu Gast sein dürfe. Er stellte das neue Prinzenpaar Johanna 1. und Cedric 1. vor. Dieser meinte: „Im Chaos-Jahr baun sie um die Hall, ich glaub, die hännse nimmi all“, während die Prinzessin erwiderte: “Fasching können wir feiern an jedem Ort.“
Der Sitzungspräsident ließ den traditionellen Eid auf die „Gäßeknie“ nacheinander vom außerhalb der Bühne sitzenden Elferrat, den Frauen, den Männern und dem ganzen Saal sprechen.
Das 12-jährige Berger Eigengewächs Marie Armbrust begann die Darbietungen als flottes Tanzmariechen. „Wie jedes Jahr ein Hochgenuss“ so Fried, der einmal mehr souverän und gekonnt durch die Sitzung führte, unterstützt von Brunner.
Seinen ersten Auftritt mit einer auswendig vorgetragenen Büttenrede hatte der 9-jährige Noah Kwintus. Er erzählte sehr selbstbewusst auftretend, was er mit seinem Vater als „Möchtegern-Handwerker“ alles so erlebte. Mit seinen zwei linken Händen wollte er alles im Haus selber machen, ließ den Fernseher beim Reparieren explodieren, verunglücket beim Tapezieren und war für eine Überschwemmung im Haus verantwortlich.
13 Mädchen und ein Junge zeigten bei der Minigarde in bunten Kostümen als kleine süße „Trolls“ in einem Schautanz ihr Können und erhielten viel Applaus. Das wunderte Fried nicht, denn immerhin wirkten drei Enkelkinder von ihm mit.
Nach einer ersten Schunkelrunde durch die Kirchberger, die die Sitzung wieder musikalisch begleiteten, ging Thomas Vetter als „Winni three“ („Enkel von Karl May) in einem Prolog auf zahlreiche aktuelle politische Themen ein, seien es die selbstherrlichen Präsidenten in den USA, Nordkorea oder der Türkei, die nur die Spitze des Berges seien oder die zweite Rheinbrücke, wo „die Gälfießler die Friedenspfeife im Rhein versenkt“ hätten. Die großen Banken, das Doping in Russland, Kerosinprobleme, Glyphosat ließen ihn appellieren: „Geht sorgsam mit der Ressource Mensch um.“
Die 17 jungen Damen der rot-weißen Junioren-Garde imponierten mit einem brillanten, gekonnt vorgetragenen Gardetanz, ehe Alexandra Latt als „Thusnelda Dappisch“ einen Einblick in ihre Erfahrungen als Köchin. Kellnerin und Klofrau und im Umgang mit Gästen im Gasthaus „Wilde Sau“ gab. „Ein Klasse-Vortrag“ konnte da Fried nur anmerken, bevor das zweite Berger Eigengewächs, die 17-jährige Selina Zimmermann als zweites Tanzmariechen mit einer tollen Darbietung glänzte.
Bei einem Zwiegespräch zwischen „Ilse & Fritzl“ (Sabine Meinzer und Karin Sandrell) über die Salatgurke und ihre Unterschiede zum Mann – nur Nachteile für ihn – kamen sie zum Ergebnis, dass der einzige Vorteil des Mannes sei, dass er nicht in den Salat komme, Damit beendeten sie den ersten Teil der Prunksitzung.
Nach der Pause ging es weiter mit zwei Troubadouren in einer Sketchrunde. Steffen (Sitter) aus der Pfalz ließ als erstes die Besucher unter den Tischen und Stühlen nachsehen, ob es nicht brenne. Das sei die neueste Verordnung des Innenministeriums .Der „Gälfießler“ Wulffi (Wolf) kam zu spät. Er war erst in der falschen Halle, wo ein Brandschutzseminar stattfand.
Dann wechselten sie sich mit Sprüchen und Geschichten ab, wobei Wulffi bemerkte, dass Berni Fried schon länger im Amt sei als Frau Merkel, aber noch keiner gesagt habe: „Berni muss weg.“ Dann griff der Badenser zum Akkordeon und sang, während der Saal stehend sang und klatschte.
17 junge Damen der Prinzengarde waren ein Augenschmaus mit ihrem gekonnt vorgetragenen Gardetanz, ehe Billy Prestele in seiner Büttenrede sein trostloses Singledasein beklagte, seine Probleme und Erlebnisse mit verschiedenen Frauen erläuterte und letztendlich die Hoffnung hatte: „Vielleicht finde ich eine hier im Haus“.
Die 15 Akteure des Damenballetts probten als süße Bienchen in den entsprechenden Kostümen den „Aufstand im Bienenstock“ und tanzten zu flotten Rhythmen in verschiedenen Formationen. Da mussten die 13 „Bergstreetboys“, das Männerballett schon einen perfekten Schautanz unter dem Motto „Steinzeit 2.0“ hinlegen, damit das Publikum nach einer Zugabe schrie.
Stefan Heck bot in lockerer Art eine Sketchrunde als „Kulissenschieber“ und erzählte „hochintelligentes Zeug“, wie Fried sagte.
Mit einer sehenswerten Choreographie und in wunderschönen Kostümen bildete der Showtanz „Die goldenen 20-er Jahre“ von 23 Damen den äußerst gelungenen Abschluss eines über fünfstündigen Programmes mit fast nur eigenen Aktiven des Berger Carnevalvereins, bevor das „Gäßelied“ gemeinsam gesungen wurde.
„Das war wieder eine menschliche, echte Fastnacht zum Greifen, nicht so aalglatt, richtig familiär“ meinte dazu Marketänderin Sonja Lenner vom Mannheimer Traditions Corps Schlossgarde, das seit über 20 Jahren mit den Bergern freundschaftlich verbunden ist und sich jedes Jahr gegenseitig besuchen. (lumi)
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