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Großer Andrang bei den Landauer Akademiegesprächen: Kriminologe und Verfassungsschützerin zum Thema „Angst und Politik“

22. Januar 2018 | Kategorie: Allgemein, Landau, Regional
Großer Andrang im Alten Kaufhaus: das Thema interessierte Viele. Fotos: Pfalz-Express/Ahme

Großer Andrang im Alten Kaufhaus: das Thema interessierte Viele.
Fotos: Pfalz-Express/Ahme

Landau. Das Frank-Loeb-Institut an der Universität Landau veranstaltet alljährlich im Wintersemester, zusammen mit der Evangelischen Akademie der Pfalz und seit dem Wintersemester 2012/13 mit der Stadt Landau die „Landauer Akademiegespräche“.

Im Mittelpunkt sollen Fragen stehen, die laut Veranstalter „für die Grundorientierung eines freiheitlichen Gemeinwesens von zentraler Bedeutung sind“. Veranstaltungsort ist das Alte Kaufhaus Landau.

„Politik und Angst“ ist das Thema in diesem Wintersemester. Vier Termine sind dafür vorgesehen. Das erste Gespräch bezog sich auf „Angst als politischer Erfolgsfaktor“, „Angst und innere Sicherheit“ wurden aktuell beleuchtet. Die weiteren Abende lauten „Angst vor dem sozialen Abstieg“ und „Angst vor der Religion“.

Die Veranstalter hatten wohl offensichtlich nicht mit diesem großen Andrang gerechnet. Gedanken um ihre Sicherheit treibt die Menschen um und sie erhofften sich Antworten auf ihre Fragen von den beiden Referenten Beate Bube, Präsidentin des Landesamts für Verfassungsschutz Baden-Württemberg. und Prof. Dr. Christian Pfeiffer , Minister a.D., ehemaliger Präsident des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen.

Kriminologe Christian Pfeiffer...

Kriminologe Christian Pfeiffer…

Mit ihnen hatte man zwei profunde Kenner der Materie eingeladen. Leicht hätte man den großen Saal oben füllen können, zumal draußen noch etwa 200 Personen Einlass begehrten. Angemeldet hatten sich nur 50 Personen.

Der Veranstalter weist deshalb darauf hin, sich zwecks besserer Planung unbedingt zu jedem Termin anzumelden. OB Hirsch ließ jedenfalls kurzerhand das Foyer öffnen, so dass alle zumindest akustisch das Gespräch verfolgen konnten.

...und Verfassungsschützerin Beate Bube...

…und Verfassungsschützerin Beate Bube…

Timo Werner (Frank Loebsches Institut) umriss in seiner Begrüßung die Problematik: Kaum ein Thema habe in der politischen Debatte der letzten Jahre solch einen Raum eingenommen wie die Frage nach der inneren Sicherheit. Gleichwohl sei das Thema „kein Phänomen der Moderne“.

Durch Anschläge und die Berichterstattung über Gewaltverbrechen und sexuelle Übergriffe entstehe in der Öffentlichkeit ein Gefühl der Unsicherheit. Inwieweit dieses Gefühl durch Fakten untermauert werde oder ob das Ganze bloße Panikmache sei, sollte dieser Abend klären.

Beate Bube und Christian Pfeiffer gaben zunächst einen Überblick über ihre Arbeit. Im zweiten Teil konnten die Zuhörer Fragen stellen.

„Ein solch massives Interesse habe ich schon lange nicht mehr erlebt“, so Bube und erläuterte zunächst die Aufgaben des Verfassungsschutzes.

Politisch Gruppierungen versuchten, eine andere Gesellschaftsordnung durchzusetzen. Der Verfassungsschutz sammle Informationen, um Gegner der freiheitlich-demokratischen Grundordnung zu bekämpfen. „Es geht dem Verfassungsschutz nicht um Kriminalitätsabwehr“, so Bube.

Nicht erst seit 2015 stehe Deutschland im Focus terroristischer Taten, die Lage habe sich jedoch „deutlich verschärft“. 1.900 Personen werden aktuell vom Verfassungsschutz beobachtet: „Es gibt eine hohe abstrakte Gefährdungslage“.

...waren die Referenten am zweiten Abend der Reihe "Politik und Angst". Foto: Pfalz-Express/Ahme

…waren die Referenten am zweiten Abend der Reihe „Politik und Angst“.

11.000 Personen bundesweit, davon 200 in Rheinland-Pfalz, sind dem Salafismus als „Nährboden“ des Terrorismus zuzurechnen. Zahlen zu Rechtsextremismus: 12.000 Personen in Deutschland (150 in RLP) und Linksextremismus: 8.500 Personen in Deutschland, davon zirka 100 in RLP).

„Angst führt zur unrealistischen Wahrnehmung der Realität“

Terrorismus könne Jeden treffen. Angst sei aber kein guter Ratgeber. „Denn genau das wollen die Terroristen, sie wollen verunsichern und destabilisieren“, so Bube. Angst führe zur „unrealistischen Wahrnehmung der Realität“. Bube plädiert vielmehr für eine „vernünftige Erhöhung der Wachsamkeit“.

Einem gefühlten Anstieg der Kriminalität trat Christian Pfeiffer mit seinen Zahlen, die er in einer Langzeitstudie mit zwei weiteren Kriminologen zusammen erstellt hat, entgegen. „Auf Basis der Polizeilichen Kriminalstatistik ist damit ein historisch einzigartiger Rückgang der Jugendkriminalität zu konstatieren.“

Außerdem meint er: „Je mehr Leute fernsehen, umso mehr entfernen sie sich von der Realität“.

Pfeiffer bricht eine Lanze für die Jugend: Sie sei umwelt-und politikbewusst. Je jünger die Personen, um so mehr gehe die Gewalt zurück. „Mehr Liebe als Hiebe“, ein radikaler Wandel in der Erziehung also, sei der Grund dafür.

„Wir haben eine tolle Jugend, und keiner schreibt darüber. Was sind wir für ein Land, in dem wir uns nur auf die Flüchtlinge als großen Angstmacher fixieren?“ Das sei eine einseitige Verzerrung, den Leuten werde Angst gemacht, so Pfeiffer.

Er unterscheidet zwischen Kriegsflüchtlingen und Personen aus dem nordafrikanischen Raum – Personen, die kein Bleiberecht haben.
„Die einen haben Chancen, die anderen haben keine. Das ist ein Potential für Probleme. Mich interessiert, wie die Regierung damit umgeht“. Freiwillige Rückführung könnte dem Staat enorm viel Geld sparen. „Mit denen, die in Deutschland bleiben, muss man integrativ umgehen“.

In Niedersachsen seien unbegleitete Flüchtlinge unterproportional mit Straftaten zugange und die beiden Fälle in Kandel und Freiburg seien Ausnahmen.

Pfeiffer führt das auf die guten Angebote für die Jugendlichen zurück. „Das ist aber mit 4.000 Euro pro Monat auch teuer. Ich wäre deshalb für eine Altersbestimmung und dafür, dass Handydaten der Flüchtlinge genutzt werden“. Wer volljährig ist und straffällig werde, könne abgeschoben werden. Junge Männer zwischen 14 und 30 seien im Übrigen „überall in der Welt ein Problem.“

Menschen haben Angst vor Überfremdung, Angst vor anderen Religionen, Angst um ihre Sicherheit und Angst vor dem drohenden sozialen Abstieg.

„Wie könnte man die destruktiven Mechanismen der Angst schwächen?“, fragt Moderator Dr. Christoph Picker, Direktor der ev. Akademie der Pfalz, und wendet sich an beide Referenten.

Pfeiffer: „Die Polizei macht einen guten Job, es muss aber auch die Staatsanwaltschaft gestärkt werden. Außerdem müssen wir unsere zivilgesellschaftlichen Stärken weiter ausbauen.“

Die gleiche Frage ging an Bube: „Man muss sich sachlich informieren. Außerdem gibt es 100 Prozent Sicherheit und Kriminalitätsfreiheit nicht, schon gar nicht in einer freien Gesellschaft.“

In der anschließenden lebhaften Diskussion wurden Ängste, Befürchtungen thematisiert wie Überforderung der Schulen in der Integration, etc. Auch ein Erfahrungsbericht einer mit einem Iraker verheirateten Mutter war zu hören.

Trotz hoher Brisanz des Themas versuchten die Diskussionsteilnehmer ruhig zu argumentieren und die Meinung der Anderen zu respektieren. (desa)

Es gibt noch zwei weitere Termine in dieser Reihe. Quelle: Landauer Akademiegespräche

Es gibt noch zwei weitere Termine in dieser Reihe.
Quelle: Landauer Akademiegespräche

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7 Kommentare auf "Großer Andrang bei den Landauer Akademiegesprächen: Kriminologe und Verfassungsschützerin zum Thema „Angst und Politik“"

  1. Johannes Zwerrfel sagt:

    Das Scheitern der muslimischen Integration

    Immer wieder wurden Studien über die Einstellungen der Muslime gemacht. Die kamen alle zu ähnlichen Ergebnissen wie auch wieder die neueste Untersuchung des Kriminologen Christian Pfeiffer „Zur Entwicklung der Gewalt in Deutschland“ (2018). Knapp 70 Prozent der in Niedersachsen befragten muslimischen Jugendlichen stimmten der Aussage zu, der Koran sei das einzig wahre Glaubensbuch; mehr als ein Drittel bejahte die Aussage, der Islam sei „die einzige wahre Religion“, alle anderen Religionen seien „weniger wert“; und fast ein Drittel könnte sich vorstellen, für den Islam sein Leben zu riskieren.

    Basler Zeitung

  2. GGGGGGKKKKKEEEE sagt:

    Christian Pfeiffer ist ein Fernsehprediger der Willkommenskultur unter einer wissenschaftliche Maskerade. Es sei daran erinnert, dass Pfeiffer 2009 eine Studie „über die Verbreitung rechtsextremistischer Einstellungen unter Jugendlichen veröffentlichte. Die Studie geriet aufgrund methodischer Mängel, die zu einer deutlichen Aufblähung der Zahlen führten, in die Kritik.“

    „Im Jahre 2000 trug ein Gutachten Pfeiffers maßgeblich dazu bei, dass der so genannte Joseph-Fall um den über drei Jahre zurückliegenden Tod des sechsjährigen Joseph Kantelberg-Abdullah in der sächsischen Kleinstadt Sebnitz als vermeintliche Tat von Neonazis Schlagzeilen machte. … Nach einer Woche erhärtete sich die gegenteilige Annahme, dass das Kind in Wahrheit verunglückt war.“

    Quelle/Zitat Wikipedia

  3. GGGGGGKKKKKEEEE sagt:

    Wer sich ein ungefähres Bild der Inneren Sicherheit im Jahre 3 nach der Grenzöffnung machen will, der wird die Pressemitteilungen 2017 der Bundesanwaltschaft interessant finden. Geschätzt 80% der Meldunge beziehen sich auf „ausländische terroristische Vereinigungen“. Es werden nun ja öfter Bahnhöfe wegen herrenlosen Gepäckstücken abgesperrt. Wer aber kümmert sich um herrenlose Fahrzeuge, die man mit Sprengstoff beladen und ungehindert quer durch die EU fahren kann um sie vor einen Bahnhof oder einer Schule zu platzieren?

    • Belehrender sagt:

      Wer sich über die Tatsache wundert dass sich die Bundesanwaltschaft hauptsächliuch mit Terrorismus befasst wundert sich wahrscheinlich auch über weiße Schimmel und tote Leichen

  4. GGGGGGKKKKKEEEE sagt:

    „Die triste Realität sieht so aus, dass die Bundespolizei nur an der 817 Kilometer langen Grenze zu Österreich als einziger der insgesamt neun deutschen Landgrenzen regelmäßige Kontrollen durchführen darf. … De facto ist diese Grenze trotz unserer Präsenz völlig offen. … Aber sobald sie das Zauberwort Asyl sagen, dürfen wir sie auf Weisung des Bundesinnenministers nicht zurückweisen, obwohl die deutschen Gesetze das verlangen.“ – Polizeiführer der Bundespolizei zitiert von Stefan Aust

  5. GGGGGGKKKKKEEEE sagt:

    „über weiße Schimmel und tote Leichen“

    Nun, ja mir fiel halt nur auf, dass keine christlich-fundamenalisitischen Terrorgruppen auftauchen …

  6. Fred S. sagt:

    Die „2 Fälle in Freiburg und Kandel“ passieren täglich und steigen seit Jahren und sind sicher nicht die Ausnahme! – der Hobbydetektiv Pfeiffer sollte das wissen…