Neustadt. Am Sonntag, 10. November 2024, feierte die Weinbruderschaft der Pfalz ihren 70. Ordenstag. Ort dieser Mitgliederversammlung, der mit rund 900 Mitgliedern größten Weinverbindung im deutschsprachigen Raum, war traditionsgemäß der Saalbau.
Das 70. Jubiläum der Gemeinschaft nahm Ordensmeister Oliver Stiess zum Anlass, einen ausführlichen Rückblick auf die letzten Jahrzehnte zu geben. Die am Nikolaustag 1954 gegründete Vereinigung habe durch kontinuierliche Arbeit die Weinkultur in der Pfalz präsent gemacht.
Seit 1954 werden beispielsweise die Literarischen Weinstunden durchgeführt, seit 1965 die Große Pfalzweinprobe als Leistungsschau des pfälzischen Weins im Rahmen des Deutschen Weinlesefestes. Die Weinbruderschaft zeugt mit nur vier Ordensmeistern in 70 Jahren von Stabilität und ist ein verlässlicher Partner, wenn es um Fragen rund um den Wein geht. Das alles ist nachzulesen in der Schrift „Weinkultur leben.
Die Weinbruderschaft der Pfalz“ von Zeremonienmeister Michael Landgraf, die den Mitgliedern der Weinbruderschaft im Dezember zugeht und dann auch über die Weinbruderschaft sowie über den Buchhandel erworben werden kann.
Den Festvortrag am Ordenstag hielt Eberhard Hartelt, seit 2014 Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz. Er selbst bezeichnete sich primär als „Göllheimer Bauer“, der vor diesem Hintergrund den Vortrag über „Umweltpolitik im Spannungsfeld gesellschaftlicher Erwartungen“ halte.
Er spannte dabei den Bogen von 1954 bis heute. „1954 hatte mein Vater noch Wald am Donnersberg gerodet, um Land für Äcker und Felder urbar zu machen“, erinnerte er an die Aufgabe der Landwirtschaft in der Nachkriegszeit, als die Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln noch nicht gewährleistet war.
„Heute wäre dies ein Frevel, denn die Paradigmen haben sich radikal verändert“. Statt Effizienzsteigerung als Maß aller Dinge sei nun der Umweltschutz prioritäres Ziel. Gleichzeitig hat sich das Bewusstsein für die Landwirtschaft in diesem Zeitraum verändert, denn einst war jeder fünfte Arbeitnehmer dort beschäftigt, heute sei dies nur jeder 130ste. Beginnend mit der Überschussproduktion in den 1960ern und einer internationalen Ausrichtung des Nahrungsmittelimports war die Sicherung der Ernährung im eigenen Land kein Thema mehr.
Das ändere sich aber durch den Krieg in der Ukraine. „Klar muss sein, dass die Forderung nach Umweltschutz eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, die allein für Rheinland-Pfalz 148 Millionen Euro Mehrausgaben mit sich bringt“, betonte Hartelt. Angesichts europäischer Krisen mahnte er, wieder die Versorgung der Bevölkerung mit bezahlbarer Nahrung in den Vordergrund zu stellen.
Ein Höhepunkt des Ordenstages war nach den Berichten von Sekretarius Peter Döngi und Schatzmeister Thomas Huber die Aufnahme von 36 neuen Mitgliedern, darunter der Landtagsabgeordnete und ehemalige Rheinland-Pfälzische CDU-Chef Christian Baldauf, der Bundestagsabgeordnete Mario Brandenburg, Amtsleiter Jan Deubig, der Winzer Stefan Fischer, Kellermeister Christoph Lutz und der Journalist Jochen Willner.
Baldauf hielt die Dankesrede der neuen Weinbrüder launig und auf Pfälzisch. Geehrt wurden Kapitelmeister Harald Weber sowie der Chef des Ordenshauses Jürgen Klein, die zu Ordensräten ernannt wurden.
Frank Ortloff wird neuer Kapitelmeister, Oliver Jung ist zukünftig für das Ordenshaus zuständig. Kellermeister Thomas Weihl erhielt den goldenen Küferschlägel, die Verdienstmedaille der Weinbruderschaft wurde Bernd Dieffenbacher, Stefan Echter, Christoph Grundmeier, Dr. Matthias Frey, Oliver Jung, Christoph Klohr, Christopher Köhr, Christian König, Bruno Merk, Frank Ortloff und Robert Renno überreicht.
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