Dienstag, 23. April 2024

Verfassungsschützer planen Geheimtreffen zur AfD in Köln

15. September 2018 | Kategorie: Politik

Kölner Dom.
Foto: dts Nachrichtenagentur

Köln- In die Debatte über eine mögliche Beobachtung der AfD durch den Verfassungsschutz kommt Bewegung.

Ende September treffen sich nach Informationen des „Handelsblatts“ aus Sicherheitskreisen die Präsidenten der Verfassungsschutzbehörden des Bundes und der Länder in Köln, um über ein gemeinsames Vorgehen zu beraten.

Das geheime Treffen schließt an eine Zusammenkunft der Behördenleiter im Frühjahr 2018 an, bei dem bereits über den Umgang mit der AfD diskutiert worden war. Auf Wunsch der Landesämter soll das Thema nun bei der sogenannten „Herbsttagung“ der Verfassungsschützer erneut auf die Tagesordnung kommen und einen „Schwerpunkt“ der Beratungen bilden, wie ein Spitzenbeamter dem „Handelsblatt“ sagte.

Konkret soll es um die Frage gehen, wie die Verfassungsschutzbehörden künftig als Verbund besser zusammenarbeiten können.

Hintergrund sind die bislang „sehr unterschiedliche Auffassungen“ zwischen den Ländern und dem Bund, wie mit der AfD umzugehen sei.

Allerdings hätten auch die Ereignisse in Chemnitz Anlass gegeben, das Thema AfD stärker in den Blick zu nehmen.

Der Bremer Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) kritisierte die zögerliche Haltung von Verfassungsschutz-Chef Hans-Georg Maaßen im Umgang mit der AfD scharf. „Wenn wir auf die Unterstützung durch den Präsidenten des Bundesverfassungsschutzes gesetzt hätten, würden wir heute noch nicht die Junge Alternative (JA) in Bremen beobachten“, sagte Mäurer dem „Handelsblatt“.

In Bremen wird die AfD-Jugendorganisation vor allem wegen mutmaßlicher Verbindungen zu der als rechtsextrem eingestuften „Identitären Bewegung“ seit kurzem offiziell vom Verfassungsschutz beobachtet.

„Ich kann meine Kollegen nur ermutigen, in Ihren Ländern die rechtlichen Hürden für eine Beobachtung der JA im Alleingang zu prüfen“, sagte Mäurer. „Dies gilt auch für eine mögliche Beobachtung der AfD in ihren Ländern.“

Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU ) will insbesondere das Agieren der sogenannten Patriotischen Plattform (PP) der AfD stärker in den Fokus nehmen. Immer wieder fielen PP-Funktionäre mit „völkisch-nationalen Äußerungen“ auf; sie riefen zudem nach einer „ethnisch homogenen Gesellschaft“.

„Das ist purer Rassismus“, sagte Reul dem „Handelsblatt“. „Sollen wir da einfach zusehen und nichts tun?“ In einer internen Bewertung der Verfassungsschützer aus NRW, Brandenburg, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, über die das „Handelsblatt“ berichtet, wird die Sorge vor dem Einfluss der PP auf die AfD besonders betont.

„Vertreter und Protagonisten der Patriotischen Plattform beziehen vermehrt offen rechtsextremistische insbesondere ethnopluralistische Positionen.“ (dts nachrichtenagentur)

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3 Kommentare auf "Verfassungsschützer planen Geheimtreffen zur AfD in Köln"

  1. Hans-Jürgen Höpfner sagt:

    „Verfassungsschutz soll Material über AfD sammeln“

    Oder für die Begriffsstutzigen: Die Altparteien suchen einen neuen Weg, ihre schärfste Konkurrenz zu beschädigen.

    Sehr originell.

    Wie das deutsche Justizsystem hängt natürlich auch der Verfassungsschutz am Tropf der Altparteien. Wer glaubt, dass es sich um eine unabhängige Instanz handelt, der ist – mit Verlaub – ein Idiot.

    Es ist übrigens derselbe Verfassungsschutz, der bereits so tief in die NPD eintauchte, dass er von dieser Partei de facto ununterscheidbar wurde. Ich würde sogar noch weiter gehen: Die NPD ist in weiten Teilen ein staatlich gelenktes Gespenst, das der Dauerbeschwörung von Hitler und Co. dient.

    Ähnliches ist nun mit der AfD geplant?

    • Tobi sagt:

      „Oder für die Begriffsstutzigen: Die Altparteien suchen einen neuen Weg, ihre schärfste Konkurrenz zu beschädigen.“

      Naja, etwas übertrieben ist das schon, bestes Beispiel die CSU, nähert sich der Oberhorst sprachlich dem Landolf Höcke, geht es mit der CSU bergab.

  2. Hans-Jürgen Höpfner sagt:

    (…) Und was macht der (…) politmediale Komplex? Er breitet sich ernsthaft darüber aus, ob man nicht diejenigen durch den Verfassungsschutz beobachten sollte, die als einzige das Treiben (…) überhaupt zum Thema machen.

    Um es klar zu sagen: Die Verfassungsschutz- dient wie die Nazikeule einzig der Deckelung der AfD bei knapp über 20 Prozent. Es geht darum, nach oben eine Brandmauer zu bauen. Alles darunter ist bereits von der Machtelite aufgegebenes Territorium. Das ist die traurige Minderheit der Deutschen, die sich mit einem Adi-und-Kasperle-Theater nicht mehr hinter die Fichte führen lässt. Aber es wird eben eine Minderheit bleiben – konsequenterweise ohne demokratische Machtoptionen.