
Beschmierter Verteilerkasten.
Foto: Pfalz-Express/Ahme
Pfalz. Der 1. FC Kaiserslautern (FCK) ist DER Fußballclub für die Pfalz – und seine Fans lieben ihn. Doch diese Leidenschaft hat auch Schattenseiten. Insbesondere die Ultras, eine besonders engagierte Fangruppe, sorgen immer wieder für Kontroversen.
Von eingefleischten FCK-Fans hört man bisweilen: „Ja, das sind die Kaiserslauterer Hooligans.“ Doch wie kann man auf solche Fangruppen einwirken? Welche Rolle spielen Stadiondurchsagen, Strafandrohungen oder gar Sperrungen? Wie stehen die Fanclubs dazu, und wie geht der Verein selbst mit dem Problem um?
Der Vorwurf, der FCK habe „seine Leute nicht im Griff“, wie es eine Quelle gegenüber der Verfasserin äußerte, führt zu erheblichem Groll in der Bevölkerung. In der Region sind die Spuren der Ultras unübersehbar.
In Zeiskam wurden zum Beispiel Verteilerkästen rot gestrichen, und große Hinweistafeln zu Radwegen sind durch Aufkleber unkenntlich gemacht. Solche „Aktivitäten“ sind in der gesamten Pfalz zu beobachten.
Wie positionieren sich die Stadt Kaiserslautern, die Stadtwerke, die Polizei und der FCK selbst zu diesem Phänomen? Besonders im Jubiläumsjahr des Vereins (der Verein wurde am 2. Juni 1900 gegründet und feiert somit sein 125-jähriges Bestehen), stellt sich die Frage, ob der FCK stärker auf „seine Ultras“ einwirken sollte, um das Image des Clubs zu schützen.
Stadt Kaiserslautern: „Ein deutschlandweites Phänomen“
Die Stadt Kaiserslautern betont, dass es sich bei den Sachbeschädigungen durch Graffiti und Aufkleber um ein „deutschlandweites Phänomen“ handle, das nicht nur Kaiserslautern betreffe. Laut der Stadtbildpflege seien derzeit keine übermäßigen Markierungen über das übliche Maß hinaus aufgefallen oder gemeldet worden. Das Thema wurde im Stadtrat bisher nicht behandelt. Die Stadt hat eine Anfrage des Pfalz-Express an die Abteilung Stadtbildpflege weitergeleitet, die jedoch keine neuen Erkenntnisse zu aktuellen Vorkommnissen meldet.

Foto: Pfalz-Express/Ahme
Stadtwerke: Hohe Kosten durch Schmierereien
Die Stadtwerke Kaiserslautern (SWK) kämpfen seit Jahren mit Sachbeschädigungen an ihren Anlagen, insbesondere an Verteilerkästen in der Innenstadt und in der Nähe des Fritz-Walter-Stadions. „Selbstverständlich sind wir bemüht, unsere Anlagen in einem ordnungsgemäßen Zustand zu halten – sie beeinflussen ja auch das Stadtbild“, heißt es in einem Statement der SWK.
Besonders ärgerlich: Die Kosten für Reinigungs- und Malerarbeiten belaufen sich pro Jahr auf einen größeren fünfstelligen Betrag. Trotz professioneller Reinigungen werden die Kästen oft am selben Tag erneut beschmiert oder beklebt. Anzeigen gegen Unbekannt werden häufig unterlassen, da sie selten zu Ergebnissen führen und zusätzlichen Aufwand bedeuten. Dennoch gehen die Stadtwerke konsequent gegen bekannte Verursacher vor.
Interessanterweise stammen nicht alle Schmierereien von Ultra-Gruppen – ein erheblicher Teil sei „wahllos“ und ohne erkennbaren Bezug zum FCK. Um dem Problem entgegenzuwirken, setzen die Stadtwerke auf kreative Lösungen.
So wurden Verteilerkästen in der Innenstadt mit Motiven professioneller Graffiti-Künstler wie Daniel Ferino, Maltag und Carl Kenz gestaltet. Diese Maßnahme hat sich als erfolgreich erwiesen: „Die von Künstlern gestalteten Anlagen bleiben weitestgehend von Schmierereien verschont“, so die Stadtwerke. Aktuell wurde eine neue Station zur Versorgung des Fritz-Walter-Stadions durch Daniel Ferino gestaltet, was nicht nur das Stadtbild aufwertet, sondern auch einen Bezug zur Region herstellt.
Die Kosten für solche Gestaltungen sind jedoch nicht unerheblich.
Polizei: Sachbeschädigung als bundesweites Problem
Das Polizeipräsidium Westpfalz betont, dass Graffiti und Aufkleber ein bundesweites Phänomen seien, das sich durch die Fanszenen aller großen Fußballvereine ziehe. Eine genaue Auswertung der Fälle ist schwierig, da die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) nicht speziell zwischen Graffiti-Straftaten mit und ohne Fußballbezug unterscheidet. Eine händische Auswertung sei aufgrund der hohen Fallzahlen – mehrere Hundert pro Jahr – nicht praktikabel.

Wo immer es geht, oder auch nicht geht, werden die Aufkleber platziert.
Foto: Pfalz-Express/Ahme
Die Polizei sieht die Motivation hinter den Schmierereien im „Revier markieren“, was nicht nur beim FCK, sondern auch bei anderen Vereinen zu beobachten sei. Bei Sachbeschädigungen, die Kosten verursachen, setzt die Polizei auf konsequente Ermittlungsarbeit, um Täter ausfindig zu machen und Schadenersatzansprüche zu sichern. Dabei wird mit anderen Polizeidienststellen und der Bundespolizei zusammengearbeitet, um etwa Graffiti-Serien oder Mehrfachtäter zu identifizieren.
Zur Prävention empfiehlt die Polizei Maßnahmen wie Begrünung, bessere Beleuchtung oder Oberflächenschutz. Auch die schnelle Entfernung von Graffiti könne Täter demotivieren. Betroffene werden aufgefordert, Schäden zu dokumentieren und Anzeige zu erstatten. Dennoch gibt es „keinen 100%-igen Schutz vor Sachbeschädigung“.
Die Frage nach „Rädelsführern“ oder Ansprechpersonen der Ultra-Gruppen beantwortet die Polizei vorsichtig: Diese seien bekannt, stünden jedoch nicht zwangsläufig in Verbindung mit den Vorkommnissen.
Die Kommunikation mit der Fanszene sei aufgrund einer allgemein ablehnenden Haltung schwierig.
Statement des 1. FC Kaiserslautern
Der FCK zeigt Verständnis für den Unmut in der Bevölkerung: „Wir können Ihren Unmut bezüglich der Aufkleber natürlich gut verstehen“, heißt es in einem offiziellen Statement. Der Verein betont, dass die Aufkleber weder im Auftrag noch mit Wissen der Verantwortlichen verklebt werden.
Der FCK steht in regelmäßigem Austausch mit organisierten Fanclubs, um das Thema zu sensibilisieren, und erhält hierfür viel Verständnis. Allerdings habe der Verein nur begrenzten Einfluss auf unorganisierte Fans oder Gruppen. Die Aufkleber werden von Fanclubs selbst hergestellt und vertrieben, nicht vom Verein. Besonders bei jungen Fans seien diese sehr beliebt – etwa für Schulmappen oder private Fahrzeuge –, was grundsätzlich unproblematisch sei.
Der Verein hat die Problematik des Klebens auf Hinweisschildern bereits mehrfach angesprochen und wird dies auch künftig tun. „Wir nehmen das Thema ernst und versuchen alles, was im Rahmen unserer Möglichkeiten liegt“, versichert der FCK.
Zudem stehe man im Austausch mit anderen Vereinen, da das Problem in nahezu allen Städten mit populären Fußballclubs bestehe.Fazit: Ein komplexes Problem ohne einfache LösungDie Sachbeschädigungen durch Ultras und andere Fans des 1. FC Kaiserslautern sind ein vielschichtiges Problem, das nicht nur die Stadt Kaiserslautern, sondern Fußballstädte bundesweit betrifft.
Während die Stadtwerke mit kreativen Ansätzen wie künstlerisch gestalteten Verteilerkästen gegensteuern, setzt die Polizei auf Ermittlungen und Prävention. Der FCK selbst versucht, durch Dialog mit seinen Fans Einfluss zu nehmen, stößt jedoch bei unorganisierten Gruppen an Grenzen.
Die Stadt Kaiserslautern verweist auf den überregionalen Charakter des Problems, ohne konkrete Lösungsansätze im Stadtrat zu diskutieren. Die Leidenschaft der FCK-Fans ist unbestritten – doch sie hinterlässt Spuren, die nicht nur das Stadtbild, sondern auch das Image des Vereins belasten.
Im Jubiläumsjahr steht der FCK vor der Herausforderung, seine Fans stärker für ein respektvolles Miteinander zu sensibilisieren, um die Fanliebe wieder in ein positives Licht zu rücken. (Desirée Ahme, Pfalz-Express)

So kann Graffiti schön und sinnvoll sein. Ganz aktuell wurde durch Daniel Ferino die neue Station zur Versorgung des Fritz-Walter-Stadions direkt am Stadion neu gestaltet.
Quelle SWK

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