Freitag, 26. April 2024

Türkischer Präsident Erdogan in Rheinstetten: 14.000 umjubeln ihr Idol

10. Mai 2015 | Kategorie: Nordbaden, Regional

Folklore für den Staatschef.
Fotos und Videos: pfalz-express.de/Licht

Rheinstetten – Ein Meer aus roten Fahnen, Rosenblüten und eine eigene Erdogan-Hymne begrüßte das türkische Staatsoberhaupt Recep Tayyip Erdogan in der DM-Arena in Rheinstetten.

Wenige Wochen vor der Parlamentswahl in der Türkei hatte der Staatspräsident auf Einladung mehrerer türkischen Vereine die in Deutschland lebenden Landsleute zur Wahl aufgerufen.

Rund 14.000 Menschen drängten sich in der Messehalle, viele kamen wegen Überfüllung nicht mehr hinein. Die Menge feierte begeistert ihr Idol, riefen in Sprechchören: „Recep, wir lieben dich“, und zeigten das „R4bia“-Zeichen – eine Hand mit vier ausgestreckten Fingern und eingeklapptem Daumen. Das Emblem wurde zu einem Symbol der Muslimbruderschaft für die Protestbewegung in Ägypten und die Demonstrationen auf dem Rabia-al-Adawija-Platz gegen die Machtübernahme durch das Militär. Das Zeichen wird in der Türkei ebenfalls verwendet – von islampolitischen Gruppen.

Der konservativ-islamische Erdogan, der zuerst mit seiner Frau die Bühne betrat, beschwor die Erfolge seiner Partei AKP, den gesteigerten Wohlstand auch in den entlegenen Regionen des Landes, die verbesserte Infrastruktur und eine höhere Lebensqualität in den türkischen Städten.

Recep Tayyip Erdogan bei seiner Rede.

Die in Deutschland lebenden Türken sollten sich zwar integrieren, aber niemals ihre Wurzeln vergessen. Es gelte, die Religion, Sprache und die eigenen Werte auch im Ausland zu bewahren. Je enger man in der Welt draußen zusammenhalte, „um so stärker werden wir“, rief Erdogan.

Obwohl nach türkischer Verfassung der Staatspräsident neutral bleiben muss, forderte Erdogan die Auslandstürken auf zu wählen: „Die Wahlurne ist eure Waffe“, donnerte unter tosendem Applaus der Landesvater. Man könne sie nicht überhören, auch nicht diejenigen in der EU, „die für die Armenier eine Schweigeminute eingelegt haben.“ (Massenmord an den Armeniern von 100 Jahren, Anm.d.Red.) Diese Bemerkung entsprach wohl dem Geist des Publikums, Buhrufe und Pfiffe hallten durch den Saal.

Im Vorfeld der Veranstaltung hatten etwa 4.000 Menschen gegen Erdogan protestiert, unter ihnen zahlreiche Anhänger der Kurdischen Arbeiterpartei PKK. Bei Zusammenstößen mit Erdogan-Anhängern, die eine Gruppe PKK-Sympathisanten verprügelten, wurden mehrere Menschen verletzt, es gab zwei Festnahmen, sagte ein Polizeisprecher.

Als nach Ende der Rede Erdogans die Menge zu ihren Fahrzeugen und Bussen strömte, kam es erneut zu Raufereien. Die Polizei schaffte es jedoch, die Konflikte zu entschärfen und Ausschreitungen zu verhindern. (cli)

Proteste gegen Erdogan auf der anderen Straßenseite.

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