Samstag, 20. April 2024

Rheinzabern: Nachdenkliche Feier zum Volkstrauertag

20. November 2018 | Kategorie: Allgemein, Kreis Germersheim

Bürgermeister Gerhard Beil bei seiner Ansprache.

Rheinzabern – Strahlender Sonnenschein ermöglichte es in diesem Jahr wieder, die Feier zum Volkstrauertag bei der Kriegerkapelle auf dem Friedhof abzuhalten.

In einem besinnlichen Sonntagsgottesdienst, zu dem die Fahnenabordnungen der Vereine mit Musikbegleitung einzogen, ging Pfarrer Marco Richtscheid auf die Besonderheit des Tages ein.

Beim anschließenden Zug zum Friedhof erklang der berühmte Trauermarsch von Frédéric Chopin. Pfarrerin Elke Maicher und Pfarrer Richtscheid trugen im ökumenischen Geist Fürbitten vor und erwähnten die vielfältigen Opfer von Rassenhass, Krieg, Gewalt, Flucht, Wiederstand.

Ortsbürgermeister Gerhard Beil ging in seiner Rede auf das Kriegsende 1918 ein, aber auch auf das Jahr 1938. Bedeutete das Weltkriegsende 1918 totalen Bruch und radikalen Neuanfang zugleich, so waren 1938 – nur 20 Jahre später – bereits die Pläne fertig für einen II. Weltkrieg. Er sollte noch schlimmeres Leid bringen, als es die Feldgrauen in den Schlammfeldern von Flandern, den Schützengräben vor Verdun oder in den Felsen der Vogesen erlitten hatten. Beil hob dabei insbesondere auf die Hilflosigkeit der Kreatur im Räderwerk der Kriegsmaschinerie ab.

Versöhnung über den Gräbern, so die Losung des Volksbundes deutsche Kriegsgräber nach dem II. Weltkrieg, war eine wichtige Basis für die Bildung eines vereinten Europas mit den ehemaligen „Erbfeinden“ Frankreich und Deutschland als Kern. Über 70 Jahre leben wir in Mitteleuropa ohne Krieg und mit ungekannter Freiheit.

Der Ortsbürgermeister betonte aber, dass Freiheit und Demokratie immer wieder neu errungen werden müssen. Auch könne heute kein Land mehr alleine bestehen. Zunehmender Egoismus, Ellenbogen und Nationalismus müssten diesbezüglich in die Irre führen. Nur in einem Europa, wo die Staaten gleichberechtigt zusammenleben, sei Friede auf Dauer sicher.

Zum Schluss seiner Rede legte Beil zusammen mit Gisela Werling, VdK, in der Kapelle einen Kranz nieder.

Der Kirchenchor Sankt Michael, Dirigent Harald Laudenbach, ummalte die Feier mit „Herr, deine Güte…“, während der MV Lyra unter der Stabführung von Thomas Türk „Über allen Gipfeln ist Ruh“ und das „Lied vom guten Kameraden“ spielte.

Eine würdige, nachdenkliche Feier, die ihre Berechtigung hat, auch wenn die Zeitzeugen immer weniger werden. Doch heißt es nicht, die Toten würden uns mahnen? (gb)

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