Professor Dr. Klaus Töpfer bei der Friedensakademie: „Der Schlüssel zum Frieden ist die Freiheit“

11. März 2015 | Kategorie: Neustadt a.d. Weinstraße und Speyer, Politik regional, Regional

Frieden und wie er zu erlangen und zu stabilisieren ist, war Thema der Auftaktveranstaltung der Friedensakademie.
Foto: red

Hambach. „Kann die Friedensakademie zu einer Bürgerbewegung wie einst das Hambacher Fest von 1832 werden?“

Keine Frage für den weltgeprägten Friedensstifter Prof. Dr. Klaus Töpfer, sondern These und Forderung an die wissenschaftlichen Führungskräfte in seiner Festrede bei der Auftaktveranstaltung der Friedensakademie Rheinland-Pfalz im Hambacher Schloss.

„Mit der Friedensakademie Rheinland-Pfalz will die Landesregierung – gemeinsam mit mehr als einem Dutzend Bildungs- und Forschungseinrichtungen, Organisationen und Initiativen aus dem Land und darüber hinaus – dafür sorgen, dass zum
einen die anwendungsorientierte Gewalt- und Konfliktforschung vorangetrieben wird, und zum anderen Erkenntnisse aus dieser Forschung verstärkt in die Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften, von  Sozialpädagogen sowie von Mitarbeitern von Nicht-Regierungsorganisationen einfließen“, unterstrich Bildungs- und Wissenschaftsministerin Vera Reiß.

Vera Reiß.
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Die Friedensakademie Rheinland-Pfalz sei als besondere Einrichtung  der Universität Koblenz-Landau, die Schwerpunkte in den Bereichen Lehramtsausbildung und Politikwissenschaften habe, besonders gut dafür geeignet, bewährte Strategien der Krisenprävention und der zivilen Konfliktbewältigung zu stärken und weiterzuentwickeln.

Gerade im Bereich der Friedenspädagogik  gäbe es eine gravierende Lücke, bekräftigte Politikwissenschaftler und Vorsitzende des Trägervereins Ulrich Sarcinelli in seiner Eröffnungsrede.

Ulrich Sarcinelli.
Foto: red

Die Gründung der Friedensakademie beweise die Einsicht der Politik, dass Krisen-und Gewaltprävention sowie zivile Konfliktbearbeitung als zentrale Herausforderung heutiger Gesellschaften zu begreifen sind, hob Roman Heiligenthal, Präsident der Universität Koblenz-Landau hervor.

„Die Einrichtung und der Ausbau institutioneller Voraussetzungen – insbesondere auf Landesebene – sind wichtige, ja entscheidende Schritte, um die Bürger nachhaltig für die Themen Krisenprävention und zivile Konfliktbearbeitung zu sensibilisieren.“

Heiligenthal kündigte an, dass die Universität im Zusammenhang mit der Friedensakademie die Einrichtung einer Stiftungs-Juniorprofessur mit einer Ausrichtung in Humangeographie an der Universität Koblenz-Landau einrichten will.

Mögliche thematische Schwerpunkte könnten Umweltveränderungen als Konfliktursache, Ressourcenkonflikte oder Fragen nachhaltiger menschlicher Sicherheit sein.

 

Professor Dr. Klaus Töpfer.
Foto: red

„Der Schlüssel zu Frieden ist die Freiheit“, betonte  Klaus Töpfer mit Blick auf die geschichtliche Bedeutung des Hambacher Schlosses, der Wiege der deutschen Demokratie.

„Wenn wir den Weltfrieden erlangen und sichern wollen, dann müssen wir aus unserer Wissensdemokratie heraus den Bürger mitnehmen, damit nicht nur die Gebildeten die Wissenschaft zum Frieden verstehen“, erklärt er.

Töpfer, heute mit 76 Jahren immer noch rhetorisch fesselnd unterwegs, ist Exekutivdirektor  am IASS (Institute for Advanced Substainability Studies e.V.) in Postdam.

Seine Erfahrungen aus den Kriesengebieten dieser Welt, insbesondere auf dem afrikanischen Kontinent, sind vom früheren rheinland-pälzischen, dann Bundesumweltminister und späteren Chef  des Umweltprogramms der Vereinten Nationen, uneingeschränkt gefragt.

Seine Ratschläge haben Gewicht, wenn er formuliert, „lassen sie uns Abrüstungsmaßnahmen in der Sprache beginnen, das ist Krisenprävention“.

„Die Friedensarbeit kann nur mit den Menschen „transdiziplinär“ gelingen“ sagt er und belegt dies mit  Beispielen aus der Reihe afrikanischer Staaten . Töpfer stellte besonders heraus, dass Rheinland-Pfalz das erste und bis heute einzige Bundesland sei, dass eine Patenschaft mit einem afrikanischen Staat (RUANDA) pflege.

Das Land Rheinland-Pfalz habe erkannt,  dass die Voraussetzungen für Frieden und Freiheit die Erfüllung wirtschaftlicher
Grundbedürfnisse für die Menschen sei, so Töpfer.

Zum Beispiel überall dort, wo Energie zur Verfügung steht und in den verschiedensten Formen umgesetzt wird, entwickele sich ein friedliches Miteinander. Dann, wenn Wasser gewonnen und gebraucht werden kann, wenn um Wasser und um Rohstoffe keine Kriege geführt werden müssen und die Menschen sich nicht einschränken müssen, könne man  damit rechnen, den Frieden nicht mehr zu gefährden.

Die aktuelle Lage der nach Europa strömenden Flüchtlinge sei ein Indikator dafür, dass Menschen in Unfreiheit leben und
die Friedenspolitik die wirtschaftlichen Entwicklungen in den jeweiligen Heimatländern außer Acht gelassen hat.

Wie relevant Einrichtungen der Friedensforschung und Friedenspraxis bei den heutigen Herausforderungen der Krisenprävention und zivilen Konfliktbearbeitung sind, war Thema der von SWR-Chefreporter und Honorarprofessor an der Universität Koblenz-Landau Thomas Leif moderierten Podiumsdiskussion.

Ute Finckh-Krämer, Andreas Zumach, Susanne Luithlen und Sascha Werthes beleuchteten anhand der Kämpfe in der Ost-Ukraine, welche Herausforderungen sich im Umgang mit Konflikten ergeben.

Dr. Ute Finckh-Krämer ist seit über 30 Jahren friedenspolitisch aktiv als Mitglied des Bundestages und in verschiedenen relevanten Ausschüssen.

Der Journalist Andreas Zumach ist Träger des Göttinger Friedenspreises, mit dem seit 1999 Konflikt- und Friedensforschung gefördert wird. Susanne Luithlen leitet die Akademie für Konflikttransformation im Forum Ziviler Friedensdienst.

Der Friedensforscher Sascha Werthes ist Geschäftsführer der Friedensakademie  Rheinland-Pfalz.

Nähere Informationen zur Friedensakademie Rheinland-Pfalz und deren Aktivitäten gibt es unter www.uni-koblenzlandau.de/friedensakademie

Friedensakademie Rheinland-Pfalz – Akademie für Krisenprävention und zivile Konfliktbearbeitung

Die Friedensakademie verfolgt das grundsätzliche Ziel, bewährte Strategien der Krisenprävention und der zivilen Konfliktbearbeitung zu stärken und weiterzuentwickeln.

Dazu entwickelt sie Qualifizierungs- und Weiterbildungsangebote und betreibt anwendungs- und problemorientierte Forschung zu friedenswissenschaftlichen und friedenspädagogischen Themen.

Als eine Schnittstelleninstitution in diesem Politikfeld in Rheinland-Pfalz fördert sie nachhaltig den wechselseitigen Austausch zwischen akademischer Forschung und den zivilgesellschaftlichen Akteuren mit entsprechender Erfahrung und Expertise.

Die Friedensakademie Rheinland-Pfalz wurde 2014 gegründet und als „besondere wissenschaftliche Einrichtung“ an der Universität Koblenz-Landau verankert.

Weitere Informationen: www.uni-koblenz-landau.de/friedensakademie. (red/Kreisel)

 

 

 

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