Mittwoch, 24. April 2024

Ortschronist Edgar Schnell: Streifzug durch Zeiskams Gässchen

21. April 2023 | Kategorie: Ausflugsziele in der Pfalz, Kreis Germersheim

Teil der langen Mittelgasse.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Zeiskam. Eine Besonderheit von Zeiskam und charakteristisch für das ältere Ortsgebiet sind die vielen kleinen, engen, kleinwinkeligen Gassen, Durchgänge oder schmale Verbindungen zu Hauptwegen oder -straßen, im Volksmund als „Gässchen“ bezeichnet.

Abseits der Straßen schlängeln sich diese teilweise nur etwa einen Meter breiten Wege zwischen Häuserzeilen, Mauern oder Gartenzäunen. Sie sind so alt wie die dortige Ortsbebauung und bis in die heutige Zeit erhalten geblieben.

Bei der engen Bebauung als Straßendorf war es sicherlich sinnvoll, den Ort auf diese Weise mit kurzen Wegen abseits der Straßen flussläufig zu verbinden. Einfach „hintenrum“ zur Schule, zum Einkaufen, zum Nachbarn oder auf das Feld gehen. Man konnte über die Gässchen auch schnell weglaufen. Weil unbeleuchtet, waren sie bei Dunkelheit auch bevorzugte Treffs für ein Techtelmechtel.

Heute jedenfalls sind sie nach wie vor wichtig für die Struktur des alten Ortsgebietes und beliebt bei Fußgängern und Radfahrern. Keiner möchte sie missen, obwohl der Begegnungsverkehr des Radfahrers mit einem Fußgänger mitunter schwierig werden kann.

Ein künstlerisch tätiger Mensch hat hier im Gässel seinen Wohnsitz.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Insgesamt gibt es in dem 2.380-Einwohnerdorf Zeiskam 30 Straßen und die hohe Zahl von rund 20 Gassen bzw. Gässchen. Amtlich gekennzeichnet sind die Badstubgasse, Häckgasse, Kirchgasse, Mittelgasse und Mühlgasse.

Für mehrere andere Verbindungsgässchen hat der Volksmund Namen überliefert, von denen meist nur noch die älteren Zeiskamer wissen. Um diese Namen auch für nachfolgende Generationen zu erhalten kam unlängst vom Gemeinderat die Anregung, auch diese Gässchen mit ihren überlieferten Namen in der Örtlichkeit zu markieren, zugleich als Beitrag für die Ortsgeschichte.

Verwinkelte Gasse in Zeiskam.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Nachstehend nun die Namensursprünge der wichtigsten Gässel:

Das „Oppengartengässchen“ verdankt seine Bezeichnung der Innerortsgewanne „Oppengarten“. Beiderseits umsäumt von Gärten verläuft es von der Kirchgasse durch diese Gewannabteilung und zweigt in die Mittelgasse ab.

Das „Löwenwirtsgässchen“ entlang der früheren Gastwirtschaft „Zum Löwen“ verbindet die Pfalzstraße mit der Badstubgasse.

Das ca. 100 Meter-Teilstück der Kirchgasse ab der Hauptstraße ist als „Dewel-Heiner-Gässchen“ überliefert, weil im angrenzenden Anwesen bis in die 1950er Jahre der Landwirt Heinrich Guth „Dewel“ mit seiner Familie wohnte.

Gegenüber zieht von der Hauptstraße Richtung Umgehungsstraße das „Heidenreichgässchen“ (früher Manufakturengeschäft).

Der enge Verbindungsweg von der Kirchgasse zur Haydnstraße ist das „Hollinger-Schneider-Gässchen“, so benannt nach dem früheren Schneidermeister und Anlieger Hollinger.

Das „Schardegässchen“ verbindet die Hauptstraße mit der Mittelgasse und verläuft neben dem Grundstück der früheren Familie Schard.

Unweit vom Schardegässchen zieht ebenfalls von der Hauptstraße beim Gasthaus „Zum Adler“ Richtung Umgehungsstraße das „Enggässchen“ (vormals enge Gasse).

Bis in die 1960er Jahre ging das „Brauereigässchen“ von der Mittelgasse in den Brauereihof mit Sommerhalle, vorbei an der Metzgerei und „Wurstelei“ sowie Gaststätte „Zur Brauerei“ in die Pfalzstraße.

Für das Gässchen in der Bahnhofstraße ab und entlang des Bäckereigrundstückes zum Hofgraben (Kohlerbach) sind von früher her die Namen überliefert „Staabe“-, besonders aber „Kraftegässchen“, später auch „Lechnergässchen“. Dies wegen den jeweiligen Bäckereibetreibern.

In den Katasterplänen verzeichnet sind der „Neuwiesenweg“ mit Bezug zur Gewanne „Neuwiesen“ als Zufahrtsweg zwischen Hauptstraße und Umgehungsstraße. Gleiches gilt für den „Reitbachweg“ als Verbindungsweg zwischen Hauptstraße und Mühlgasse. Reitbachweg deshalb, weil hier der Reitbach verlief mit Pferdeschwemme.

Außer diesen aufgeführten Wegen und Gassen gibt es noch eine ganze Reihe weiterer kleinere Innerortswege ohne Namen bzw. überlieferte Bezeichnungen.
(Edgar Schnell)

Das Schardsgässchen- benannt nach einem Einwohner.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

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