Dienstag, 16. April 2024

Neujahrsempfang in Neustadt: Abwechslungsreiches Programm gefällt Besuchern

OB Weigel mit Rück-und Ausblick auf das Stadtgeschehen

11. Januar 2020 | Kategorie: Neustadt a.d. Weinstraße und Speyer, Regional

Der Neustadter Saalbau war beim Neujahrsempfang voll besetzt.
Fotos (auch Galerie): Carsten Hofsäß

Neustadt. Im herrlich geschmückten Neustadter Saalbau lud Oberbürgermeister Marc Weigel zum Neujahrsempfang ein und etwa 1.000 Neustadter folgten seinem Aufruf.

In der „guten Stube“ der Stadt moderierte er gemeinsam mit der Mußbacher Weinprinzessin Sandra Eder das abwechslungsreiche Programm und wagte gemeinsam mit den Gästen nach einem kurzen Rückblick auch einen Ausblick auf das neue Jahr.

Oberbürgermeister Weigel lobte dabei das große ehrenamtliche Engagement in der Stadt, darunter die „Mußbacher Mäher“, die sich seit einigen Jahren um die Grünflächen in Mußbach kümmern, und stellte erfolgreiche Sportler wie das Team Rosberg, Laurenz Rieger (dt. Meister im Fechten) sowie die U16 der Neustadter Wasserballer sowie erfolgreiche Neustadter Unternehmen wie 8Com vor.

Weigel spannte bei seiner Rede den Bogen von den weltweiten Entwicklungen mit Irankonflikt, Brexit, „nerviger“ Empörungskultur im Internet, Polarisierung, Migration und Klimakrise nach Neustadt und verwies auf Trockenheitsschäden und die Waldbrandgefahr, die auch Neustadt vor neue Herausforderungen stellten.

Deshalb freute er sich, dass Neustadt in Sachen Klimaschutz bereits aktiv sei und verwies auf die Seite www.klimaschutz.neustadt.eu, wo die Maßnahmen vorgestellt würden. Man arbeite an der Verbesserung der Energieeffizienz sowie der Weiterentwicklung der Mobilitätskonzepte mit einer Verkehrsplanungsabteilung, die am 1. April ihre Arbeit aufnahm.

Hier spiele der Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) sowie „Mobility on demand“, ein junges Unternehmen, das ein revolutionäres Angebot in Neustadt schaffen wolle, und die Verbesserung der Situation für Fahrradfahrer eine besondere Rolle.

Weigel verwies auch auf die Haushaltssituation. Aufgrund einer sparsamen Haushaltsführung in den vergangenen 30 Jahren habe man bei einem Schuldenstand von rund 100 Millionen Euro zwar die niedrigste Pro-Kopf-Verschuldung unter den kreisfreien Städten in Rheinland-Pfalz und fast keine Liquiditätskredite, allerdings bedeute dies einen enormen Sanierungs- und Investitionsstau, weswegen noch lange Zeit Altprojekte abgearbeitet werden müssten.

Die Stadtverwaltung arbeite hoch engagiert, allerdings mit der auf die Einwohner gerechnet immer noch niedrigsten Personaldecke unter den kreisfreien Städten des Landes, was sich mit der zunehmenden Komplexität und der höheren Zahl von Aufgaben sowie den höheren Ansprüchen nicht mehr vereinbaren lasse. Daher reagiere man mit einer „moderaten Personalaufstockung“ und setze große Hoffnung in den Prozess der strategischen Neuausrichtung „NeuStadt im Aufbruch“, dessen Hauptzweck eine umfassende Modernisierung der Stadtverwaltung unter Einbeziehung der Tochtergesellschaften sei.

Auch die Gewerbesteuereinnahmen wurden thematisiert; Weigel betonte, dass diese Einnahmen, für die Finanzierung der freiwilligen Leistungen elementar, viel zu niedrig seien.
Daran arbeite man, nicht zuletzt mit der nun anstehenden Neufassung des Flächennutzungsplans, der wichtigsten Weichenstellung für die räumliche und bauliche Entwicklung in den kommenden 15 Jahren, wo es auch um Gewerbeflächen geht, aber auch eine Wohnraumbedarfsanalyse erstellt und das Einzelhandelskonzept fortgeschrieben wird.

Stärkung der Innenstadt

Hierfür wolle man die attraktive Innenstadt mit dem höchsten Fachwerkbestand in der Pfalz 2020 durch „Wasser in der Stadt“ weiter verbessern und beginne mithilfe einer neuen Fachkraft für Lichtplanung mit der Arbeit an einem Lichtmasterplan für die Altstadt.

Er appellierte auch an die Bürger, Verschmutzungen nicht mehr gleichgültig gegenüber zu stehen, um die Stadt attraktiver zu gestalten.
Für die Gewerbeflächen des Klemmhofs sei ein Umnutzungskonzept in Arbeit, durch den Kauf von Gewerbeeinheiten durch die WBG konnten 2019 bereits Fortschritte erzählt werden.
Auch die Planung des Bahnhofsvorplatzes komme gut voran. So sei es 2019 gelungen, das Postareal an den Kaiserslauterer Investor Sachs zu verkaufen mit der Verpflichtung zur Realisierung eines 4-Sterne-Hotels sowie dem Bau eines Parkhauses.

Auch die Weinhoheiten der Stadtdörfer genossen den Neujahrsempfang.
Foto: Carsten Hofsäß

Entwicklung des Hertie-Gebäudes

Hinsichtlich der ehemaligen Hertie-Immobilie, „die momentan ein mehr als trostloser Anblick ist“, teilte Weigel mit, dass diese Woche im Bereich Turmstraße / Wernigeröder Platz die Bauarbeiten begannen, was „sicher ein gutes Zeichen ist, aber noch nicht das schon für Ende des Jahres erhoffte Aufatmen“, so der Oberbürgermeister.

Baudezernent Adams und er stünden in regelmäßigem Kontakt mit der Hamburger Investorengruppe. Der Innenausbau stocke nach der Insolvenz des geplanten Ankermieters, seit einigen Wochen werden jedoch Verträge mit neuen Mietern verhandelt, die für ihn hochattraktiv klingen.

So sei auch große Zuversicht bekräftigt worden, dass in den kommenden zwei Wochen Mietverträge mit zwei großen Handelsunternehmen geschlossen werden können, die dann den Startschuss zum Innenausbau ermöglichen.

Allerdings verwies Weigel in diesem Zusammenhang auf die schwierige Situation des stationären Einzelhandels, weshalb er appellierte: „Kaufen Sie lokal!“, denn eine urbane Infrastruktur könne in der Innenstadt nur erhalten werden, wenn sich eine wirtschaftliche Betätigung dort lohnt.

C&A-Filiale schließt

Die zwei Großinvestitionen Jochen Stahlers in der Friedrichstraße seien zwar ermutigend, gleichzeitig gelte es jedoch, zwei Wermutstropfen zu verdauen, denn neben der Nordsee, die sich mit dem Vermieter nicht einigen konnte, schließe im Sommer auch die Filiale von C&A, wie das Unternehmen mitgeteilt habe.

Weigel freute sich aber über die Entwicklungen auf dem ehemaligen SULO-Gelände sowie in der IBAG-Halle und bestätigte, dass sich die Stadt für die Landesgartenschau 2026 bewerben werde. Auch diverse Projekte sollen angegangen werden, darunter die Entwicklungen der ehemaligen orthopädischen Fachklinik Haardt, das ehemalige Schlachthofgelände und der Dorfmittelpunkt Lachen-Speyerdorf.

Auch lobte er, dass Neustadt 2019 Sieger des MINT-Förderwettbewerbs (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) wurde und beim Forschungsinstitut „Prognos“ im Auftrag des ZDF in der Kategorie „Familien“ auf Platz 5 und in der Kategorie „Senioren“ auf Platz 25 von 401 Kreisen und kreisfreien Städten gewählt wurde, in denen es sich besonders gut leben lässt.

Partnerstädte

Schön war, dass die Partnerstädte mit Videobotschaften Neujahrsgrüße schickten. Oberbürgermeister Weigel wies darauf hin, dass dieses Jahr im Sommer Vertreter aller Partnerstädte Neustadt besuchen werden und man ein internationales Künstlersymposium feiern werde. Gefeiert werde gleichzeitig das 50-jährige Jubiläum der Städtepartnerschaft mit Lincoln sowie das 25-jährige Bestehen der Partnerschaft mit Quanzhou.

Das Team der Stadtverwaltung hatte sich Einiges einfallen lassen, um den Abend gelingen zu lassen. Gleich am Eingang gab es für jeden Besucher von Mitgliedern der Trachtengruppe zur Begrüßung einen Holzwürfel mit einem „Neustadt“-Aufdruck und einer Zwiebel für selbst gezogenen Glücksklee. Außerdem wurden Neustadter Weine aus den Ortsteilen Königsbach, Haardt und Geinsheim ausgeschenkt.

Die Stadtgärtnerei sorgte für eine herrliche dekorierte Bühne, die mit der richtigen Illumination noch schöner wirkte. Musikalisch gestaltet wurde der Abend von der Big Band des Käthe-Kollwitz-Gymnasiums, dem zwölfjährigen Davit Nikalayan, bekannt von „The Voice Kids“, der im neuen „König der Löwen“ singen durfte, dem Chor „Wir waren Weinkehlchen“ (Mitgliedern des ehemaligen Chors, die Spaß am gemeinsamen Singen haben) und „Stolen Sixpence“, die den Saal am Ende noch rockten.

Bei den Besuchern kam der Empfang gut an. Der Neustadter Richard Müller lobte den „sehr ordentlichen“ Empfang, der ihm rundum gefallen habe. Dass der Oberbürgermeister die Gäste im Saal begrüßte und durch die Reihen lief, habe ihm besonders gefallen. „Das Konzept ist gut, es ist für jeden etwas dabei. Das war ein sehr geselliger Abend.“ Gestört hat ihn lediglich die Unruhe im Saal. (Carsten Hofsäß)

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