Rheinzabern – Aufatmen im Teeuwengebiet. „Hightech für den Artenschutz“, „Mit Doodle zum Massen-Date“, „Faule Männchen lassen sich von ihrer Auserkorenen zum Rendezvous tragen“: So oder ähnlich könnten Schlagzeilen über eine Massenheirat lauten, die sich in den Märztagen 2015 im Grenzgebiet zwischen Jockgrim und Rheinzabern abspielte.
Erleichtert schauen nun die Beteiligten auf eine gelungene Aktion zurück. Aber beginnen wir von vorne.
Alljährlich im Frühjahr wandern unzählige Erdkröten aus dem zur Gemarkung Jockgrim gehörenden Distrikt Grüben in den Teeuwen-Teich bei den ehemaligen Rheinzaberner Tongruben, um dort zu laichen und sich zu vermehren.
Auf dem Weg dorthin durchqueren unzählige Vierbeiner die Gärten und Außenanlagen etlicher Häuser am Waldrand und den südlichen Bogen des Straßenrings An den Tongruben.
In ihrem Liebesrausch scheinen die Tiere unaufhaltsam. Viele wurden in der Vergangenheit überfahren, worüber sich allein die Raben und Igel freuten. Seit vergangenem Jahr jedoch haben sich einige Anwohner des Naturschauspiels angenommen, um den Kröten sicher über die Straße zu helfen, doch die vorgenommene Straßensperrung allein half nicht.
In einer konzertierten Aktion von Anwohnern, Schülern der IGS Rheinzabern, Kindern der KiTa-Faustina und der Gemeinde ging man 2015 systematisch vor. Angestoßen durch einen rüstigen Pensionär, der in seinem Arbeitsleben das Organisieren täglich praktizierte, beschaffte die Gemeinde einen Krötenzaun, half beim Anlegen desselben und spendierte ausreichend Sammeleimer. Bevor sie in die Venus-Falle gehen sollten, lockte man die Erdkröten in mehrere Eimer-Fallen, um sie über die Straße zu tragen.
Bei der Artenschutz-Aktion half auch der Einsatz von Hightech. Mit PC, Excel, Doodle und E-Mail wurde die Helferschar aus Anwohnern und Schülern koordiniert. Schüler der NAWI-AG der nahe gelegenen IGS Rheinzabern freuten sich zudem über die Möglichkeit praktischer Feldarbeit.
Akkurat wurde zwischen 4. März und 1. April Statistik geführt. Höhepunkt war am Josefstag, 19. März, als 900 Erdkröten geborgen wurden. An zwei weiteren Tagen gingen 450 bzw. 350 Erdkröten in die Eimerfalle. Die Wanderfreudigkeit schien eng mit den Temperaturen zu korrelieren. Im „Beifang“ registrierte man auch 10 Grasfrösche, 27 Teichfrösche und 17 Molche.
Auffällig, dass fast doppelt so viele Männchen wie Weibchen gezählt wurden, was wohl erklären mag, warum die Männchen, haben sie mal eine Holde erwischt, sich von dieser nicht mehr abschütteln lassen.
Beiläufig erfuhr man während der Aktion vieles über Flora und Fauna. Erdkröten, Teichfrösche, Grasfrösche und Molche brachten aber auch Menschen zusammen, die zum Teil schon viele Jahre an den Tongruben wohnen, aber bisher im Alltag relativ wenig Berührungspunkte gefunden hatten. Nun könnte man behaupten: Kröten schaffen Kontakte.
Ein Insider indes bemerkte augenzwinkernd gegenüber dem Verfasser dieser Zeilen über die Krötenmännchen, die sich von ihren Weibchen tragen lassen: „Das sind ja richtig faule Säcke“. Dies bestätigte der Schreiber auf Pfälzer Art: „Ich det e zwäbänichi Krott äner vierbäniche vorzieche“.
Bei der abschließenden Manöverbesprechung brachte Beigeordneter Roland Milz den Dank der Gemeinde an alle Helfer zum Ausdruck. Die Gemeinde hat die Aktion gerne unterstützt und hofft auf Wiederholung im kommenden Frühjahr.
Herr Wüst, Kreisverwaltung Germersheim, lobte ebenfalls die vorbildliche Aktion im Dienste des Artenschutzes. (Gerhard Beil)

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