Mehr als Leberkäs: Die Wittelsbacher am Rhein

15. Januar 2014 | Kategorie: Kreis Germersheim, Regional

Rheinzaberns Ortsbürgermeister Gerhard Beil (re.) dankt dem Referenten Dr. Alexander Schubert.
Fotos. v. privat

Rheinzabern – Das Kleine Kulturzentrum ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Besucher aus einem Umkreis von ca. 40 km sind gefesselt von Dr. Alexander Schuberts Vortrag.

Zum Schluss kommt ein besonders delikates Kapitel aufs Tapet: Der berühmte „original“ bayerische Leberkäs hat einen Pfälzer Erfinder. Es war der Hofmetzger von Kurfürst Carl Theodor, der im Jahre 1777 seinem Herrn von Mannheim an die Isar folgte, nachdem zuvor der Wittelsbacher Besitz auf verschiedene Seitenlinien verteilt war.

Dass die Pfälzer rund 240 Jahre nach diesem Ereignis den Bayern den Leberkäs streitig machen, führt aber sicher nicht mehr zu einer Strafexpedition, wie sie im Hause Wittelsbach durchaus vorkam, wenn das Erbe auseinander zu fallen drohte.

Jahrhundertelang waren die Wittelsbacher auch Herren an Ober- und Mittelrhein, zwei wirtschaftlich reichen Regionen in Europa, die aber auch – frei nach Zuckmayer – zur Völkermühle wurden, weil die Söldner nicht nur kämpften, sondern auch soffen, liebten und blieben. Die Kurpfalz, Reich und Europa sind hier verzahnt. Der Blüte im Mittelalter folgte ein Auf und Ab im Zeitalter der Reformation.

Lieselotte von der Pfalz steht symbolisch für die Erbfolgekriege. Die Sprengung des Heidelberger Schlosses bedeutete für die Kurpfalz ein Trauma à la 11. September. Stichworte sind auch: Raute und Löwe, Goldene Bulle, Kurfürsten, Reformation, Erbfolgekriege, Ludwig der Strenge, Friedrich der Siegreiche, der Winterkönig Friedrich V. Im 18. Jahrhundert gilt Mannheim als Musenhof gleich nach Versailles.

Dr. Alexander Schubert, wissenschaftlicher Direktor und Projektleiter, versteht es blendend, den großen Bogen zu schlagen – lebendig, humorvoll und doch informativ, begeisternd, Appetit machend auf die große Mannheimer Wittelsbacher-Ausstellung, die noch bis März 2014 läuft.

Erstaunlich auch das Wiederentdecken von Zusammenhängen und Gemeinsamkeiten in der Region Rhein-Neckar, die ja seit wenigen Jahren als Metropolregion wirbt.

Zigtausende haben bisher die Ausstellung gesehen, die das Zusammengehörigkeitsgefühl diesseits und jenseits des Rheins stärkt. Jedenfalls – um nochmals auf das Kulinarische als Katalysator für Kunst- und Geschichtsinteresse zu kommen – dürfte es ein für alle Mal der Vergangenheit angehören, dass sich „Bavaria“-Pfälzer und „Badenia“-Pfälzer die „original“ Pfälzer Leberwurst neiden.

Lang anhaltender Beifall ist der Dank an den Referenten. Ortsbürgermeister Gerhard Beil überreicht dazu Literatur mit Bezug zum Thema. (Gerhard Beil)

Mehr zur Wittelsbacher-Ausstellung auf www.wittelsbacher2013.de

Öffnungszeiten: Noch bis 2. März 2014 täglich von 11–18 Uhr im Museum Zeughaus und Barockschloss Mannheim.

Das kleine Kulturzentrum war bis auf den letzten Platz besetzt.

 

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