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Kein strenger Typ: Freiherr Knigge rät, Menschen mit Respekt zu begegnen

8. November 2013 | Kategorie: Allgemein, Landau, Regional

„Sie müssen mich nicht mit Freiherr Knigge anreden. Knigge genügt“ sagt der Nachfahre des berühmten Adolph Freiherr Knigge. Dr. Anja Ohmer hatte ihn für das ZKW in der Reihe „Große Begegnungen“ nach Landau eingeladen.
Foto: Ahme

Landau. „Wie macht man es richtig, Herr Knigge?“ Unter diesem Motto hatte das Zentrum für Kultur und Wissensdialog (ZKW) in der Reihe „Große Begegnungen“ ein wirklich interessantes Meeting mit dem Nachfahren des als Benimm-Papstes bekannten Adolph Freiherr Knigge, dem Autor und Coach, Moritz Freiherr Knigge, initiiert.

Knigge, angezogen wie ein englischer Landedelmann, stellte sich zunächst im Vorfeld der großen Abendveranstaltung in der Festhalle, in der Uni Landau den Fragen von Schülern des Pamina Schulzentrums und der Presse.

Dr. Anja Ohmer vom ZKW, Organisatorin der Reihe, hatte die Vorstellung Knigges übernommen und war auch später in der Abendveranstaltung seine Gesprächspartnerin. „Die Frage ist doch, wie wollen wir miteinander umgehen in einer Welt, die immer internationaler wird“, so Anja Ohmer.

Gerade der Begriff „Knigge“ (übrigens wie Knigge erzählte, in „keiner Weise geschützt“) sei längst zu einem Synonym geworden, wie man etwas richtig tut. Das berühmteste Werk Knigges, der vor über 200 Jahren lebte, heißt „Über den Umgang mit Menschen“.

Knigge, der Moraltheologie studiert hatte, habe allerdings nicht den „Umgang mit Messer und Gabel“ in den Mittelpunkt gestellt, keine Etikettenregel aufgestellt, sondern habe sich für Menschenrechte eingesetzt. „Knigge war eigentlich ein Querdenker, ein Aufklärer. Er war kein Benimm-Papst. Das Steife, Gezierte, lehnte er ab“, so sein Nachfahre, der sich selbst auch nicht als „strengen Typen“ sieht. „Das halte ich für kontraproduktiv“. „Wenn ich einen Menschen spannend finde, dann achte ich auch nicht so sehr auf seine Umgangsformen. Wenn ich ihn unsympathisch finde, schon eher“.  Das miteinander kommunizieren sei geprägt von Missverständnissen. Email schreiben und gleich in einer Emotion verschicken, löse keine Konflikte.

„Schreiben Sie die E-Mail, speichern Sie ab und wenn Sie sich wieder abgeregt haben, lesen Sie sie nochmals durch“ rät Knigge, der als Coach in Unternehmen ein gefragter Berater ist. Natürlich sind auch die modernen Medien und deren Handhabung, speziell auch durch die Jugendlichen, ein großes Thema. „Diese Handhabung ist zum Teil sehr befremdlich. Der lebendige Mensch muss wichtiger sein als jedes Handy“, so Knigge. „Ich laufe Slalom im Bahnhof, wenn mir Menschen mit Handy entgegenkommen“.

„Inwieweit ist Etikette denn Thema bei der Jugend?“, wollte eine Schülerin wissen. „Ich habe das Gefühl, dass die heutige Jugend viel mehr über diese Dinge nachdenkt und auch ihr Leben früher plant“, vermutet Knigge.

Das ganze Leben besteht wohl aus Regeln, ist Knigge überzeugt, doch die beste Etikettenregel sei wohl die, „anderen Menschen mit Respekt zu begegnen“. Respekt sei auch durch die richtige Kleidung einem Gastgeber oder einem speziellen Ort wie der Oper zu erweisen. Viele Menschen sind in ihrer Kleidung unsicher, aber auch darin, was das richtige Benehmen angeht. Auch die Studenten wollten wissen, wie man sich im universitären Umfeld sicher und korrekt bewegt („wie verhalte ich mich, wenn ich zu spät in einen Seminarraum komme?“)

„Seien Sie so klug, höflich zu sein, es wird Ihnen nützen“, rät Knigge. Höflich sein sollte man aber nicht um Eindruck zu schinden und anderen zeigen, „dass man es besser kann“, sondern, weil man es richtig findet. „Es gibt keine weltweit gültigen Regeln, aber ein kultiviertes Miteinander ist die Basis unserer Kultur“, so Knigge.

„Die gehtmich-nichts-an-Einstellung sei ein Relikt der 68er Jahre. Man habe keine Verantwortung tragen wollen. Doch heute erlebten Benimm-Kurse eine Renaissance.

„Einander respektieren und einander wahrnehmen, dabei Gelassenheit zeigen und einer gewissen Etikette folgen“ ist der Rat, den Knigge seinen Zuhörern mit auf den Weg gibt. Außerdem gibt es ja im Foyer einen gut bestückten Büchertisch mit seinem aktuellen Hörbuch „Unhöfliche Zeiten“ oder einer modernen Interpretation des „alten Knigge“ mit dem Titel „Spielregeln“. ( siehe auch PEX-Video ganz unten) (desa)

Volles Haus: Alle wollen wissen, wie man sich richtig verhält.
Foto: Ahme

 

Dr. Anja Ohmer fühlt dem Benimm-Papst im Gespräch auf den Zahn.
Foto: Ahme

Wer unsicher ist, kann in Knigge´s Werken nachlesen.
Foto: Ahme

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