Kandel nimmt mit Trauergottesdienst Abschied von Mia

11. Januar 2018 | Kategorie: Elsass Oberrhein Metropolregion, Kreis Bad Dürkheim, Kreis Germersheim, Kreis Südliche Weinstraße, Landau, Ludwigshafen, Neustadt a.d. Weinstraße und Speyer, Nordbaden, Regional, Rhein-Pfalz-Kreis, Rheinland-Pfalz, Südwestpfalz und Westpfalz
Ende des Trauergottesdiensts in der St. Georgskirche. Fotos und Video: Pfalz-Express/Licht

Ende des Trauergottesdiensts in der St. Georgskirche.
Fotos und Video: Pfalz-Express/Licht

In Kandel haben am Donnerstagnachmittag die Eltern und Angehörigen, Freunde, Bürger und Politiker mit einem Trauergottesdienst in der St. Georgskirche von der getöteten Mia Abschied genommen.

Die Predigt hielt der evangelische Pfarrer Dr. Arne Dembek. Ein großes Bild, davor Kerzen und zwei Herzen aus roten Rosen, erinnerte an Mia. Kondolenzbücher lagen aus, in die sich die Trauernden eintragen konnten.

Von einem völlig sinnlosen, gewaltsamen Tod sprach Dembek, von Trauer, Wut und Ohnmacht: „Wir begreifen nicht, warum Mia sterben musste. Worte versagen, wir fühlen uns leer und trostlos“. Die Trauergemeinde sei hier, um der Familie beizustehen und ihren Schmerz zu teilen.

Der Kandeler Sänger und Komponist Johann Günther trug „Dir gehört mein Herz, von der Wiege an für alle Ewigkeit“ vor.

Pfarrer Dembek, der Mia 2016 konfirmiert hatte, berichtete von einer „Schockstarre“, nachdem er erfahren hatte, wer getötet worden sei. In alten Kisten habe er gegraben und eine weiße Taube gefunden, die Mia bei einer Freizeit gebastelt hatte. Sie steht nun bei den Eltern zuhause neben einem Foto von Mia.

Die Eltern müssten ertragen, „was nicht zu ertragen ist. Das tun sie mit großer Kraft“, sagte Dembek, „obwohl sie jeden Morgen aufstehen und sich erneut von diesem Schlag treffen lassen müssen.“

An diesem Donnerstag mussten Mias Eltern gleich zwei Mal Abschied von ihrer Tochter nehmen, die Beisetzung hatte am Vormittag in aller Stille stattgefunden.

„Mia war ein wunderbarer Mensch“

Mia sei tot, sprach Dembek weiter, weil ein Mensch, dem sie einmal vertraut hatte, sie getötet habe.

„Du sollst nicht töten“ stehe sowohl in den Zehn Geboten als auch im Gesetz. Die Tat sei auch nicht damit zu entschuldigen, dass der Täter aus einem anderen Land und einem fremden Kulturkreis komme. Wer aber alle Menschen aus dieser Region verurteile, mache es sich zu leicht. Auch der Täter selbst könne sich so hinter eben diesen Vorurteilen verstecken.

Alle Welt spräche über das „warum“, so der Pfarrer weiter. „Keiner spricht über Mia. Aber genau über sie sollten wir sprechen.“

Mia sei ein wunderbarer Mensch gewesen, Tochter, Enkeltochter, Nichte und Freundin, eine starke junge Frau, der ganze Stolz ihrer Eltern. Er selbst erinnere sich noch gut an eine Mia, die furchtlos und schwindelfrei auf die höchsten Berge geklettert sei.

Sonja Burg, Mias Lehrerin aus der Berufsbildenden Schule (BBS) Wörth, sprach zusammen mit Pfarrer Dembek Fürbitten. Nach einem getragenen „Hallelujah“ von Johann Günther, Gebeten und kirchlichen Liedern wandte sich der Schulleiter der BBS, Rainer Sprotte, an die Trauernden und drückte auch im Namen der Lehrerschaft „tief empfundenes Mitgefühl“ aus. Alle Lehrer und Mitschüler hätten Mia sehr geschätzt.

Am Ende der Trauerzeremonie zündete Pfarrer Dembek die Osterkerzen an: „Das Licht der Auferstehung.“ Mia sei in Gott geborgen, sagte der Geistliche und schloss: „Stärker als der Tod ist die Liebe. Die Liebe hört niemals auf.“

Landesregierung wünscht Angehörigen „Trost in dieser schweren Zeit“

Für die Landesregierung waren der stellvertretende Ministerpräsident Dr. Volker Wissing, Sozialministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler sowie die Integrationsstaatssekretärin Dr. Christiane Rohleder gekommen.

„Wenn ein junger Mensch, der noch sein ganzes Leben vor sich hat, getötet  wird, lässt dies das gesamte Umfeld mit Schmerz, Trauer und Ratlosigkeit zurück. Die Menschen hier zeigen, wie sehr sie einander in schweren Zeiten beistehen“, sagte der stellvertretende Ministerpräsident Volker Wissing.

Wenn ein Mensch inmitten von Menschen, am helllichten Tag getötet werde, könne man das nicht einfach hinnehmen. Es müssten Fragen gestellt und beantwortet  werden.

„Unsere Gedanken und unser tief empfundenes Mitgefühl sind mit den Eltern, der Familie und den Freunden des getöteten Mädchens. Die 15-Jährige wurde gewaltsam aus dem Leben gerissen. Es gibt keine Worte, um zu beschreiben, welche Wunden und welchen Schmerz der Tod der geliebten Tochter hinterlässt. Wir wünschen den Angehörigen Trost und Kraft in dieser schweren Zeit“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer anlässlich der Trauerfeier für Mia.

Ihre Solidarität gelte auch dem Bürgermeister und den Flüchtlingshelfern vor Ort, die derzeit unglaublichen Anfeindungen ausgesetzt seien. Die Ministerpräsidentin konnte nicht persönlich an der Trauerfeier teilnehmen.

Aus polizeilicher Sicht verlief der Nachmittag ruhig. es kam zu keinen Demonstrationen oder Kundgebungen, sagte ein Sprecher dem Pfalz-Express. (cli/red)

Information: Die Kirche hatte Foto-, Film-und Tonaufnahmen vom Gottesdienst nicht gestattet, um die Privatsphäre der Familie zu wahren.

Hinweis der Redaktion: Für diesen Artikel sind als Kommentare ausschließlich Beileidsbekundungen zugelassen. 

 

Trauergottesdienst Mia Kandel - 2

 

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2 Kommentare auf "Kandel nimmt mit Trauergottesdienst Abschied von Mia"

  1. Joachim sagt:

    Mia hatte ihr Leben noch nicht ganz ergriffen. Ich bin als Christ überzeugt, dass sie an Jesu Auferstehung teilhat und wir sie wieder sehen werden. Für jetzt ist uns das, was passiert ist, Mahnung, respektvoll mit fremden Ländern und Menschen, mit unseren eigenen Mitmenschen und uns selbst umzugehen. Nächstenliebe und Selbstliebe gehören zusammen. Herzliches Beileid aus der Nordpfalz.
    Joachim

  2. Redaktion sagt:

    Sehr geehrter Herr Schmidt,
    vielleicht haben Sie es überlesen: Unter dem Artikel stand: Hinweis der Redaktion: Für diesen Artikel sind als Kommentare ausschließlich Beileidsbekundungen zugelassen.
    Ihr Kommentar enthielt politische Statements, die hier nicht hergehörten. Deshalb haben wir ihn gelöscht.Mit freundlichen Grüßen! Die Redaktion