Freitag, 19. April 2024

Haus zum Maulbeerbaum in Landau: Restaurierungsarbeiten gehen voran

17. April 2020 | Kategorie: Kultur, Landau, Regional

Dr. Michael Zumpe (links) und Uli Malisius beim Baustellenrundgang.
Foto (auch Galerie): Pfalz-Express/Ahme

Landau. Die Arbeiten im Haus zum Maulbeerbaum schreiten voran. Der Pfalz-Express hatte Gelegenheit, einen Blick auf die Bauarbeiten zu werfen. Desirée Ahme, selbst Genossenschaftsmitglied, wurde von Uli Malisius und Dr. Michael Zumpe von der „Genossenschaft Haus zum Maulbeerbaum“ durch die Räumlichkeiten geführt.

Ehrfurcht gebietet das Haus, das vor dem Abriss gerettet werden konnte, unbedingt. Uli Malisius und Dr. Michael Zumpe gehören zu den Liebhabern alter Bausubstanz und ihre Passion gehört diesem geschichtsträchtigen Gebäude. Das wird durch ihre Ausführungen und die Begeisterung, die sie dabei vermitteln, deutlich.

Im Genossenschaftsbüro präsentieren Uli Malisius und Dr. Michael Zumpe die Pläne zur Restaurierung des Hauses.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Viele Bauteile sind jetzt freigelegt, Drinnen sieht alles sehr zerbrechlich aus, überrascht ist man dennoch von den mächtigen Balken und Wänden, die viele Jahrhunderte überdauert haben. Man vermutet dass der heutige Bau ein Wiederaufbau kurz nach dem grossen Stadtbrand im Jahr 1698 ist. Der Vorgängerbau aus dem 13. Jahrhundert fiel wohl diesem Brand zum Opfer.

Die Südwand ist das Sorgenkind der Genossenschaftler und musste als erstes angepackt werden. Diese Wand ist zwar ca 60 cm dick, aber im Inneren kaum vermörtelt, teilweise sogar hohl, so dass sie sich in den letzten Jahrzehnten bedrohlich ausgebeult hat.

Südwand, d.h. Rückseite des Hauses mit dem Treppenturm. Das Foto ist von 2019 vor dem Beginn der Arbeiten. Man sieht die umfangreiche Abstützung der Südwand, die vorher notwendig war, weil die ganze Wand zu kollabieren drohte.
Foto: Malisius

Nur mehrere provisorische Hilfskonstruktionen aus Holz und Stahl konnten in den letzten Jahren das Gebäude vor dem totalen Kollaps bewahren. Ein Neuaufbau dieser Wand von unten nach oben war unumgänglich, sozusagen eine Operation am offenen Herzen.

Dazu mussten die Zimmerleute erst über alle drei Geschosse eine temporäre Tragkonstruktion aus Holzbalken und Stützen errichten um die abzubrechende Außenwand völlig zu entlasten damit die Decken mit ihren Balken während der Bauzeit gehalten werden. Im Februar konnte dann mit dem Abbruch der instabilen Wand begonnen werden.

Nun sind die schadhaften Teile der Südwand abgebaut – die beiden oberen Etagen fehlen schon, nur im Erdgeschoss steht noch ein Rest. Stein für Stein wurde sie abgetragen und muss später ebenso vorsichtig wieder aufgebaut werden.

Blick vom Turm der Stiftskirche, Foto vom Stand April 2020. Das provisorische Dach auf der westlichen Hälfte des Gebäudes ist sichtbar.
Foto: Malisius

Das Dach ist auf der Westseite zur Hälfte abgedeckt. Die alten Biberschwanzziegeln wurden, so weit als möglich und so weit sie wiederverwendet werden können, geborgen und aufgeschichtet.

Das Dach musste abgedeckt werden um an morsche Gebälkteile besser heran zu kommen, aber auch um Gewicht zu reduzieren während man an der Südwand arbeitet. Was am Dachgebälk morsch ist, wird beseitigt und mit festem Balkenmaterial angefüttert.

Wir befinden uns in der 1. Bauphase, die der konstruktiven und statischen Sicherung des Gebäudes dient, zu dem auch die Treppenhaussanierung gehört.

Die Arbeiten liegen in professionellen Händen: verantwortlicher Architekt und Bauleiter ist Marc Sattel aus Maxdorf, die Firma Thomae nimmt sich des Dachstuhls und aller Zimmerarbeiten an, Firma Nüthen aus Erfurt betreut die Abbruch- und Maurerarbeiten. Für Steinmetzarbeiten hat man die Firma Hanbuch beauftragt.

Als die Besichtigung durchgeführt wurde, hatten die Handwerker eine mehrtägige Pause. Einige Punkte müssten erst mit dem Denkmalamt geklärt werden, wie Zumpe und Malisius erklären.

Die Bauarbeiter der Firma Nüthen beim Abbruch der Südwand.
Foto: Malisius

Das Denkmalamt begleitet die Arbeiten laufend. Es wird darauf geachtet, so viel wie möglich der originalen Bausubstanz zu erhalten. Zum Beispiel wurden alte Fliesen (Villeroy und Boch) aus dem 1. OG geborgen damit sie später beim Ausbau einmal neu verlegt werden. Das war im Januar.

Mit Holzverschalungen geschützt sind mittlerweile auch die alten Wandmalereien, damit sie während der Arbeiten am Rohbau keinen Schaden nehmen. Zum Bauherrenteam der Genossenschaft gehört auch Sonja Behrens, die eigene Erfahrungen mit solchen Gebäuden mitbringt.

Sie sind sehr zuversichtlich über den Fortgang der Arbeiten und weisen gerne auch auf eine Wein-Sonderabfüllung hin: Wer die Genossenschaft unterstützen möchte, wird hier fündig.

Nach wie vor erhältlich ist auch das sehr nett geschriebene Buch von Gunhild Wolf „Wisper, das kleine Gespenst im Haus zum Maulbeerbaum“. (desa)

Die Südwand nach dem Abbau (Stand April 2020), Die beiden oberen Etagen fehlen schon, im Erdgeschoss steht noch ein Rest.
Foto: Malisius

 

Fotogalerie (Pfalz-Express): Baustellenbegehung mit Dr. Zumpe und Uli Malisius

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