FWG Kreis Germersheim: Güterverkehrspläne der Bahn erschüttern Vertrauen der Bürger

31. Januar 2015 | Kategorie: Kreis Germersheim, Politik regional

Blick in das Rülzheimer Wohngebiet “Im Mühlsändel” am S-Bahn-Haltepunkt “Freizeitzentrum”.
Foto: v. privat

Kreis Germersheim – Auch die Freien Wähler im Kreis kritisieren die Pläne der Deutschen Bahn zum Ausbau des Güterverkehrs (Pfalz-Express berichtete mehrfach).

 In einer Stellungnahme schreibt der Erste Vorsitzende Michael Braun:

„Die Bahnstrecke Wörth-Germersheim wurde erst vor wenigen Jahren durch erhebliche Investitionen von Kreis und Gemeinden aus einem jahrzehntelangen Dämmerschlaf gerissen und in eine funktionierende S-Bahn-Strecke verwandelt, die von der Bevölkerung immer besser angenommenwird.

Selbst der Wunsch nach einer Verdichtung des S-Bahntakts in Stoßzeiten wurde schon des Öfteren von Bürgerseite geäußert. Ohne die Initiative und die finanzielle Beteiligung der Kommunen und des Kreises wäre die Modernisierung des Gleisbetts und die Elektrifizierung der Strecke und damit der S-Bahn-Betrieb nie zustande gekommen.

Schon damals war es für viele Gemeinden eine schwere Abwägung zwischen der sehr erwünschten besseren Verkehrsanbindung für alle im Ort und der zu erwartenden Lärmbelastung für die Anwohner der oft mitten durch die Orte führenden Strecke. Die Vorteile haben jedoch bisher stets überwogen und überwiegen auch weiterhin, selbst in Bellheim und Rülzheim, wo sich der Bahnlärm durch den hoch liegenden Bahndamm besonders gut verbreitet.

Die S-Bahn von Karlsruhe nach Germersheim ist eine Erfolgsgeschichte, die noch weiteres Entwicklungspotential hat. Jetzt plötzlich haben Bund und Bahn vor, beim Ausbau der Rheinstrecke im Güterverkehr genau auf der Basis dieser bereits getätigten lokalen Investitionen Geld beim Streckenausbau zu sparen, indem sie durch die Unterteilung in mehr Strecken-Blöcke die Kapazität erhöhen und bis zu 42 Güterzüge pro Tag (und insbesondere Nacht) mitten durch Orte wie Rheinzabern und Jockgrim fahren lassen wollen.

Dafür ist die Strecke mit ihrem Verlauf, ihren darauf absolut nicht ausgelegten Lärmschutzmaßnahmen und ihren Bahnübergängen aber sicher nicht geeignet. Genau diejenigen, die letztendlich für den Ausbau gezahlt haben, werden dadurch auch zu den Hauptleidtragenden.

Das Fehlen von geeigneten Brücken- oder Unterführungsbauten birgt bei vielbefahrenen Strecken mit mehrere hundert Meter langen Zügen ein nicht zu unterschätzendes Unfallrisiko an Bahnübergängen innerorts und in ortsnahen Lagen – nicht zuletzt durch die mangelnde Vorsicht und große Ungeduld vieler junger, insbesondere jugendlicher Straßenverkehrsteilnehmer.

Wer viel mit der Bahn unterwegs ist, weiß, wie oft Ansagen über Personenunfälle oder Notarzteinsätze im Gleis zu hören sind. Auch einige wichtige Weichenstellungen in den lokalen Entwicklungsplanungen, wie etwa die Ausweisung eines Baugebiets für Wohnbebauung am ehemaligen Schlachthof in Germersheim, werden durch die Pläne der Bahn ad absurdum geführt.

Langgehegte und für die Zukunftsperspektiven notwendige Wünsche des Kreises, wie der zweigleisige Ausbau der Strecke Wörth-Winden erhalten plötzlich einen sehr faden Beigeschmack. Auf welcher Basis sollen Kreis und Gemeinden denn in Zukunft noch vorausschauend und langfristig planen können, wenn die Randbedingungen so plötzlich und ohne Vorwarnung so gravierend verändert werden können?

Wie sollen denn für Rats- und Kreistagsmitglieder, also für die gewählten Vertreter der Bürger, vor diesem Hintergrund die Folgen planerischer Beschlüsse abschätzbar bleiben?

Zentralistische Entscheidungen am Grünen Tisch, ohne die lokalen Gegebenheiten auch nur berücksichtigt zu haben und ohne die Vertreter der betroffenen Gemeinden gehört zu haben, sind der beste Weg, nachhaltig das Vertrauen der Bürger in die Politik, in deren Fähigkeit, die Bürger vor Gesundheitsgefahren zu schützen, und in die Verlässlichkeit einer Regionalplanung in der Metropolregion zu verspielen“, so Braun.

 

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