Dienstag, 16. April 2024

Erster Neujahrsempfang des neuen Landauer OB Hirsch: Wir können auch schwierig“

11. Januar 2016 | Kategorie: Allgemein, Landau, Regional
Full House beim diesjährigen Neujahrsempfang. Foto: Pfalz-Express/Ahme

Full House beim diesjährigen Neujahrsempfang.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Landau. Es war sein erster Neujahrsempfang als Landauer Oberbürgermeister: Thomas Hirsch wird nicht schlecht gestaunt haben über die vielen Menschen, die die Festhalle gestern Abend für zwei Stunden beherbergte. Und auch nach dem offiziellen Teil konnte man sich kaum einen Weg durch die Menschenmenge im Foyer bahnen – Gott und die Welt waren hierher gekommen, um diesen Neuanfang der Stadtgeschichte mitzuerleben.

„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft zu leben“, zitierte Hirsch aus Hermann Hesses „Glasperlenspiel“ und wünschte allen Gästen genau diesen Zauber.

Die Neujahrsansprache, auf die noch näher eingegangen wird, wurde von einem ansprechenden Programm umrahmt. Zu hören war Poetry Slam mit Stefan Dörsing von der Uni Landau, danach begeisterte die Gruppe Vocatello mit einem Bond-Medley und einem besonderen Highlight, dem „Landaulied“.

Vocatello mit dem selbst komponierten "Landaulied". Foto: Pfalz-Express/Ahme

Vocatello begeisterte das Publikum mit dem selbst komponierten „Landaulied“.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Der Gospelchor „Good News“ und ein Internationaler Neujahrsgruß mit Landauern aus aller Herren Länder machte die Veranstaltung zu einer runden Sache.

Gospelchor Good News. Foto: Pfalz-Express/Ahme

Gospelchor Good News.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Internationale Neujahrsgrüße von Landauern aus aller Herren Welt. Foto: Pfalz-Express/Ahme

Internationale Neujahrsgrüße kamen von Landauern aus aller Welt.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Hirsch ging in seiner Ansprache auf die problematische Weltlage ein, aber benannte auch die aktuelle schwierige Situation, mit denen sich die Kommunen auseinandersetzen müssen. Kommunen, das sind Städte wie Landau. „Städte mit ihrer inneren Organisation, mit ihrem sozialen Gefüge haben eine lange, eine geradezu biblische Tradition“, so Hirsch. In Landau dürfe man sich seit einiger Zeit „Schwarmstadt“ nennen. „Ein Titel, der Anerkennung und Herausforderung zugleich beinhaltet.“

Thomas Hirschs erster Neujahrsempfang als Landauer OB. Foto: Pfalz-Express/Ahme

Thomas Hirschs erster Neujahrsempfang als Landauer OB.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Die kommunale Selbstverwaltung, („das kann ich nach 30 Jahren im kommunalen Dienst und als neuer Oberbürgermeister dieser Stadt bekräftigen“), sei ein Glücksfall für die effiziente Aufgabenerledigung vor Ort, wie sie gerade in den letzten Wochen und Monaten bei der Bewältigung der Flüchtlingssituation unter Beweis gestellt worden sei.

Stärkung des Universitätsstandortes Landau: Vor der Weihnachtspause habe sich der Stadtrat mit den Studierendenprotesten solidarisiert und das Land aufgefordert eine Verbesserung der Studienbedingungen in Landau zu ermöglichen.

Hirsch gab bekannt, dass man gemeinsam mit der Universität ein Innovations- und Ausgründungszentrum realisieren wolle.

Gemeinsam wurde am Ende der Veranstaltung die Europahymne gesungen. Foto: Pfalz-Express/Ahme

Gemeinsam wurde am Ende der Veranstaltung die Europahymne gesungen.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Mit einem zusätzlichen Veranstaltungsangebot soll künftig auf dem ehemaligen Landesgartenschaugelände an der Vinothek die Bedeutung Landaus, als Weinstadt unterstrichen werden. Mehr wollte der OB noch nicht zu diesem Projekt, das auch touristisch interessant sein werde, sagen.

„Unser touristisches Standbein zu stärken – eine Aufgabe, der wir mit dem neuen Management des Parkhotel und mit dem neu entstehenden Hotel Maximilians deutliche Schritte näher gekommen sind“, so Hirsch.

„Unsere wirtschaftliche Lage ist gut, aber wir dürfen uns nicht ausruhen. Deswegen werden wir mit großem Engagement die zeitgemäße Gestaltung unserer Innenstadt fortführen. Dabei wird sicherlich der anstehende Ausbau der Königstraße einiges an Diskussionsbedarf mit sich bringen.“

Mit der Entwicklung des neuen Gewerbegebietes D10, der Erweiterung des SBK-Marktes und der Fortentwicklung der grenzüberschreitenden Arbeit mit PAMINA, nannte Hirsch weitere zukünftige Aufgaben.

Hirsch führte seine Begrüßung weiter aus und beschrieb Aufgaben, die von kirchlicher Seite im nächsten Jahr anstehen. „Der katholische Dekan Axel Brecht muss die Reform der Neu-Gliederung der Pfarrbezirke in Angriff nehmen, auf evangelischer Seite bereitet man sich auf das große Reformationsjubiläum im Jahr 2017 vor.“

Hirsch machte noch auf weitere Daten und damit auch auf ein Landauer Problemkind, das Haus zum Maulbeerbaum, aufmerksam. Dort fand vor genau 500 Jahren die Tagung des Drachenfelsbundes mit vielen Riitern statt. Doch jetzt ist Landaus ältestes Gebäude vom Abriss bedroht.
„Die neue Stadtspitze begrüßt das Engagement derjenigen, die sich in Form eines Vereins und einer Genossenschaft für die Rettung des vom Verfall bedrohten, aber für die Historie der Stadt so bedeutsamen Anwesens einsetzen.

Die neue Stadtspitze ist sich einig, dass wir Mittel und Wege finden müssen, finden werden, den Erhalt sicher zu stellen. Es wäre nicht das erste Mal, dass bürgerschaftliches Engagement, politischer Wille und – mit Blick auf die anwesenden Vertreter des Landes – auch durch die Unterstützung des Landes, in Landau ein solches Vorhaben möglich gemacht wird“, so Hirsch.

Der Förderverein Haus zum Maulbeerbaum hatte dazu im Foyer einen Stand aufgebaut und warb um Mitglieder für seine Genossenschaft.

Es werden noch Genossenschaftsmitglieder für das Haus zum Maulbeerbaum gesucht. Hier mit Minister Alexander Schweitzer. Foto: Pfalz-Express/Ahme

Es werden noch Genossenschaftsmitglieder für das Haus zum Maulbeerbaum gesucht. Hier am Stand mit SPD-Fraktionsvorsitzendem im Landtag  Alexander Schweitzer.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Der neue OB ging auch auf die Stadtentwicklung ein und darauf, wie seine Vorgänger die Stadt geprägt hatten.

Hans-Dieter Schlimmer zum Beispiel. Zentrales Element seiner Amtszeit war die Landesgartenschau. In Kürze will Hirsch detaillierte Umfragergebnisse dazu vorstellen.

Einsteigen wolle man in das Projekt „Kommune der Zukunft“ um die Identität der Stadtdörfer als „lebenswerte Teile unserer Stadt“ auch in Zukunft mit jeweils eigenem Profil zu fördern.

„Städte waren immer dann erfolgreich, wenn sie eine gute Verkehrsinfrastruktur ausweisen konnten. Innerorts zeigt sich leider auch bei uns immer noch ein Investitionsrückstand – mit der Horstbrücke und der gesperrten Brücke An 44 als markanten Beispielen. Beide Maßnahmen wollen wir mit dem HH 2016 voran bringen“, erklärte Hirsch.

Viele weitere Punkte sprach Hirsch auch noch an: B10, zweite Rheinbrücke, Barrierfreiheit, Generationengerechtigkeit und Ehrenamt. So soll der Bürgerpreis in einen Ehrenamtspreis der Stadt Landau umgewandelt werden und eine eigene Veranstaltung am 30 Mai erhalten.

De Bäcker Becker, Claus Becker überreichte eine große Neujahrsbrezel. Foto: Pfalz-Express/Ahme

De Bäcker Becker, Claus Becker überreichte Hirsch eine große Neujahrsbrezel.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Auch das energetische Stadtkonzept wurde thematisiert. „Über 4 Mio. Euro wollen wir für energetische Verbesserungen einsetzen. Landau hat sich in der Energiewende engagiert. Vielfach mit Erfolg, wie bei unserer großflächigen Photovoltaikanlage auf der ehemaligen Deponie am roten Weg.

Aber auch mit großen Schwierigkeiten: Mit dem Landauer Geothermiekraftwerk wollten wir einer neuen Technologie zum Durchbruch verhelfen, mussten aber erkennen, dass dieses Kraftwerk an dieser Stelle in unserer Stadt möglichst nicht wieder ans Netz gehen sollte. 2016 wird wohl das Jahr der Entscheidung dazu.“

Schwierig sei auch der Ausbau der Windenergie. Zum Erhalt unseres Landschaftsbildes in der Rheinebene habe man sich vom Land veranlasst gesehen, Wind-Projekte im Wald zu forcieren. „Die Umsetzung wurde gestoppt, um den Biosphärenreservat-Status des Pfälzer Waldes nicht zu gefährden“.

„Sowohl die Geothermie als auch die Windkraftpläne im Wald, haben die Stadt sehr viel Geld gekostet. Es ist Lehr-Geld, wie es auch andere Kommunen in anderen Projekten in irgendeiner Form bezahlen mussten.

Die German Energiewende, auf die die ganze Welt schaut, ist eben nicht ohne solches Lehrgeld zu haben. Es nützt auch nichts, diesem Geld hinterher zu trauern, es hilft nur, nach vorne zu blicken: Mit unserer EnergieSüdwest und mit den weiteren Kommunen, die sich in der EnergieSüdpfalz zusammengeschlossen haben, wollen wir weitere Projekte realisieren für eine energieautarke Region“, bekräftigt Hirsch.

„Bürgerbeteiligung ist ein weiteres Thema, dem wir uns verstärkt widmen werden – der Landauer Weg zur Bürgerbeteiligung ist vom Stadtrat verabschiedet, nun gilt es in den Gesprächen zur Haushaltsgenehmigung mit der Aufsichtsbehörde möglich zu machen, dass wir die dafür notwendige Stabsstelle in unserer Verwaltung auch tatsächlich einrichten können.“

Hirsch kündigte an, in den nächsten Wochen eine Befragung unter den Landauern für eine Stadtmarke Landau zu starten. „Damit wollen wir die Identifikation nach innen und unser Image nach außen stärken, ich lade Sie schon heute alle dazu diese Möglichkeit der Bürgerbeteiligung zu nutzen.

Es wird auch in Zukunft nicht einfach, wandte sich Hirsch an seinen Vorgänger, „aber wie wir, lieber Hans-Dieter, in den vergangenen Monaten in Landau bewiesen haben, „wir können auch schwierig“. (desa)

Nach dem offiziellen Teil traf man sich im Foyer der Festhalle zum Umtrunk. Foto: Pfalz-Express/Ahme

Nach dem offiziellen Teil traf man sich im Foyer der Festhalle zum Umtrunk.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

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Ein Kommentar auf "Erster Neujahrsempfang des neuen Landauer OB Hirsch: Wir können auch schwierig“"

  1. Ich liebe mein Vaterland sagt:

    Eine gelungene Veranstaltung. Dennoch bleibt ein Vermutstropfen zurück. Früher hat man zu solchen Anlässen die deutsche Nationalhymne gesungen. Heute wir dies durch die Europahymne ersetzt, das macht mich traurig. Ich wünsche Hr. OBgm Hirsch eine glückliche und erfolgreiche Hand.