Freitag, 19. April 2024

Elektrische Triebwagen fahren ab Dezember 2025/2026 durch die Süd- und Westpfalz

Landrat Brechtel: „Großer Fortschritt für den Klimaschutz“

26. November 2021 | Kategorie: Allgemein, Kreis Germersheim, Kreis Südliche Weinstraße, Regional, Rheinland-Pfalz, Südwestpfalz und Westpfalz, Wirtschaft in der Region

Kaiserslautern/Mainz. Rheinland-Pfalz beschreitet im Bahnverkehr neue Wege. Auf einem Teil der nicht-elektrifizierten Strecken in der Pfalz, die bisher nur von Diesel-Zügen befahren werden konnten, kommen künftig batteriehybride Fahrzeuge zum Einsatz.

Das entsprechende Vergabeverfahren wurde nun erfolgreich abgeschlossen.

Das europaweite Vergabeverfahren des Zweckverbandes Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd ist deutschlandweit eines der ersten großen Verfahren, mit dem die Abkehr vom Dieseltriebwagen hin zu batteriehybriden Fahrzeug gemacht wird.

Batteriehybrid bedeutet, dass die Fahrzeuge unter der Oberleitung der DB konventionell als elektrischer Triebwagen fahren und abseits davon den Strom aus Batterien beziehen. Die DB Regio AG hat beide Lose der aktuellen Vergabe Pfalznetze gewonnen und wird ab Dezember 2025, bzw. Dezember 2026 mit Fahrzeugen der Firma Stadler vom Typ ´FLIRT Akku´ ca. 240 km der Bahnstrecken in der West- und Südpfalz bedienen.

„In Zukunft fährt fast die ganze Süd- und Westpfalz elektrisch“ erklärt Anne Spiegel, Klimaschutzministerin des Landes Rheinland-Pfalz und künftige Bundesfamilienministerin:  „Mit dem neuen Konzept sparen wir jährlich ca. 5 Mio. Liter Diesel und 64 Prozent an CO2-Emissionen gegenüber den heutigen Dieseltriebwagen ein (schon auf Basis des heutigen Strommixes) – und dies auch noch lokal emissionsfrei. Um eine vollkommene Klimaneutralität zu erzielen, wird derzeit geprüft, bei der Betriebsaufnahme nur Ökostrom einzusetzen. Die neuen elektrischen Züge sind leiser und bieten mehr Komfort. So starten wir durch in Richtung klimaneutrale Zukunft“.

Landrat Dr. Fritz Brechtel (Germersheim), Verbandsvorsteher Zweckverband Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd, betont die Komfortmerkmale der neuen Züge: „Das abgeschlossene Vergabeverfahren ist ein großer Fortschritt für den Klimaschutz, da durch die neuen Fahrzeuge jährlich bis zu ca. 20.400.000 kg CO2 eingespart werden können. Die 44 zweiteiligen Triebwagen sind rund 55 Meter lang und bieten jeweils 172 Sitzplätze. Sie erhalten eine moderne Innenraumgestaltung mit viel Platz für Kinderwagen, Rollstühle und Fahrräder. Neu ist ein Bereich mit lounge-ähnlicher Platzanordnung. Die Aufgabenträger finanzieren außerdem ein für die Kunden kostenfreies WLAN. So steigern wir die Attraktivität der Schiene und schaffen Anreize zum Umsteigen. Besonders wichtig war uns auch die Barrierefreiheit der Fahrzeuge. So besitzen alle Fahrzeuge z.B. eine automatische Spaltüberbrückung, die den Abstand zwischen dem Fahrzeug und der Bahnsteigkante schließt, gleichzeitig befindet sich eine behindertengerechte Toilette an Bord.“

Die Vergabeentscheidungen für die beiden Vergabelose  zugunsten der DB Regio fiel in der 64. Versammlung des Zweckverbandes Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd sowie durch die Entscheidungen der ebenfalls beteiligten Partner im Saarland und Baden-Württemberg auf Basis der vorliegenden Angebote. Um in einer künftigen Vergabe die Züge der Alsenz- und Nahebahn auch betrieblich verknüpfen zu können, bilden die SPNV-Leistungen im Alsenztal bis nach Bingen ein eigenes Los, bei dem die Verkehrsunternehmen mit gebrauchten Dieselfahrzeugen bieten konnten.

Die Betriebsleistung im Los 1 beträgt jährlich 4,6 Mio, der Vertrag hat eine Laufzeit von 15 Jahren – bis Dezember 2040. Auch einige Fahrplanverbesserungen können realisiert werden, u.a. zwei Regionalexpress-Verbindungen im Queichtal, morgens in Richtung Landau und am frühen Abend zurück in Richtung Pirmasens.

Zudem haben das Land und der ZSPNV eine ingenieurtechnische Untersuchung beauftragt mit dem Ziel, die Machbarkeit eines zweiten Gleises zwischen Wörth und Winden zur Beseitigung dieses eingleisigen Engpasses zu erreichen. Sollte der Bund als Eigentümer der Strecke die Finanzierung dieses Ausbaus übernehmen, so könnten mittelfristig weitere Verbesserungen eingeführt werden.

Im Zuge des bis Juni 2037 geltenden Vertrags für Los 2 sind 1,3 Mio. Zug-km pro Jahr zu erbringen. In diesem Zuge ist ein deutliches ausgeweitetes Direktzugangebot zwischen Mainz und Kaiserslautern über Bad Kreuznach vorgesehen. Ziel ist es, werktäglich insgesamt sieben umsteigefreie Züge anzubieten. „Die DB Regio wird zunächst mit den bekannten Triebwagen vom Typ Desiro starten.

Im Verlauf der Jahre 2031/2032 werden sie sukzessive durch Fahrzeuge vom Typ LINT 41 (DB-Baureihe 648.3) ersetzt, die derzeit noch im Bereich Nürnberg verkehren. Alle Triebwagen, die künftig im Los 2 zum Einsatz kommen, werden einem vertraglich festgelegten umfangreichen Redesign unterzogen, damit sie sich mit Vertragsstart in einem attraktiven kundengerechten Zustand befinden. Auch zwischen Kaiserslautern und Bingen bzw. Mainz finanziert der ZSPNV Süd in den Zügen des Pfalznetzes ein für die Kunden kostenfreies WLAN“, so Brechtel zu dem neuen Angebot.

Land und Zweckverband wollen nun die Realisierung des anspruchsvollen Zeitplans in Angriff nehmen. Damit die notwendige Energiezufuhr für die Batterien der neuen Fahrzeuge sichergestellt werden kann, sind sogenannte Oberleitungsinselanlagen notwendig. Diese sind in den Bahnhöfen Landau und Winden und im Bereich Pirmasens Nord und in den Endbahnhöfen Kusel und Lauterecken vorgesehen.

„Wir werden seitens des Landes ebenfalls unseren Beitrag dazu leisten, die notwendige Infrastruktur bereitzustellen, damit die Batterien der Züge während der Fahrt mit ausreichend Strom versorgt werden. Das Kostenvolumen dieser Anlagen beträgt nach derzeitigen Schätzungen rund 50 Mio. Euro, hierzu wird ein Förderantrag auf Bundesmittel gemäß dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz gestellt werden“, so Anne Spiegel.

„Das neue, elektrische Pfalznetz ist ein Meilenstein für die klimaneutrale Mobilität und hat für viele weitere Projekte Pilotfunktion. Wir steigen ein in den Ausstieg vom Verbrennungsmotor im Schienenverkehr und sorgen so für deutliche Einsparungen an Dieselkraftstoff. So machen wir den Bahnverkehr zukunftsfähig“, erklärt die Ministerin.

 

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