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Die Lese für den Federweißen ist eröffnet: Früher Start im Weingut Schwindt in Weisenheim am Sand

10. August 2020 | Kategorie: Kreis Bad Dürkheim, Regional, Rheinland-Pfalz

Die Pfälzische Weinkönigin Anna-Maria Löffler freut sich mit Wioletta Schwindt über den frisch gekelterten Neuen.
Fotos: Pfalz-Express/Ahme

Weisenheim am Sand. Ein großes Presseaufgebot begleitete heute am 10. August die Eröffnung der diesjährigen Federweißensaison.

Im Weisenheimer Weingut Schwindt * hatte das Inhaber-Ehepaar Michael und Wioletta Schwindt dazu eingeladen, Weinlese und Keltern zu begleiten. Das Lesegut der frühreifen Sorte Solaris wurde später in die große Halle gefahren, wo die Trauben schließlich zu einem köstlichen Federweißen gekeltert wurden.

Natürlich durfte auch gekostet werden. Nicht nur die Pfälzische Weinkönigin Anna-Maria Löffler zeigte sich begeistert von dem gehaltvollen Most. Michael Schwindt konnte dann per Oechsle-Waage das Mostgewicht ablesen:100 Grad Oechsle hat der Neue und er hat alle Chancen, ein sehr guter Wein zu werden. „Wir sind rund 14 Tage früher dran mit der Lese des Neuen Weines als im langjährigen Jahresdurchschnitt“, verrät Schwindt.

Er nimmt an, dass nach Solaris und Ortega die Lese der Hauptrebsorten in seinem Weingut am 25. August beginnen dürfte und zwar mit dem Sauvignon Blanc. Die DLR-Experten rechnen dagegen eher mit einem allgemeinen Lesebeginn der Hauptrebsorten Anfang September bis 10. September.

Dr. Jürgen Oberhofer, Reinhold Hörner sowie Ernst Büscher (v.l.) sagten Einiges zur allgemeinen Situation im Weinbau.

Dr. Oberhofer, Gruppenleiter Weinbau DLR, gab einen Ausblick mit „vorsichtig positiven Aussichten“ für den diesjährigen Weinjahrgang.

Mit einem frühen Austrieb und damit einhergehender größerer Frostgefahr (die gab es schon zwei Mal in diesem Jahr) habe man dennoch ein relativ normales Jahr durchlaufen ohne Hagel und Schädlinge. Und für die sonst sehr gefürchtete Kirschessigfliege ist das trockene, heiße Wetter alles andere als gut. Gott sei Dank seien Sonnenbrandschäden auch nicht eingetroffen. Prognosen zur Erntemenge wollte Oberhofer jedoch keine abgeben. Wegen der Trockenheit werde sich die Erntemenge wohl um zirka 5 Prozent reduzieren. Die Beeren blieben sicherlich klein.

Entscheidend für die Qualität des Neuen Jahrgangs sei wie immer das Wetter unmittelbar vor und während des Herbstes, sind sich die Experten einig.

Hier Trockenheit, andernorts wie in der Südpfalz, gab es auch Regenunterbrechungen. Von diesen Unterschieden sprach der Präsident des Weinbauverbands Pfalz, Reinhold Hörner. Aber: „Wir beherrschen die heißen Sommer mittlerweile“, so Hörner. „Wenn die Trauben reif sind und es kommt Regen, haben wir ein Fäulnisproblem“, erklärt Hörner.

Die Winzer seien unterschiedlich mit den Corona-Zeiten zurecht gekommen, ergänzt Dr. Oberhofer. Weingüter, die normalerweise Feste beliefern in großem Stil hatten gegenüber Winzern mit Privatkunden das Nachsehen in der Pandemie.

Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut konnte bestätigen, dass die Reben im Vergleich zum Vorjahr etwa eine Woche voraus seien. Nach einem warmen und sonnigen Frühjahr trieben sie fast zwei Wochen früher aus als im langjährigen Mittel. Auch die Rebblüte habe in diesem Jahr bereits Ende Mai eingesetzt und damit acht bis zehn Tage vor dem 30-jährigen Mittel. Trauben sind etwa 90 bis 100 Tage nach der Blüte erntereif.

Kräftiges und gesundes Lesegut: Solaris-Trauben.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

„Spätfröste um den Termin der Eisheiligen haben“, so Büscher, „von Nordbaden über Nord-Württemberg und Franken bis nach Saale-Unstrut und Sachsen zu erheblichen Frostschäden geführt“. In den östlichen Weinanbaugebieten rechne man deshalb mit relativ großen Ertragsverlusten.

Die allgemeine Trockenheit sei in den deutschen Weinanbaugebieten ebenfalls weit verbreitet. Niederschläge seien regional sehr unterschiedlich verteilt worden. Er stimmte damit Reinhold Hörner zu. Sonnenbrandschäden in einigen deutschen Weinbauregionen wirkten sich zwar ertragsmindernd aus, hätten aber keinen Einfluss auf die Weinqualität.

„Die Winzer dürfen sich auf schöne, fruchtige Federweiße und einen vielversprechenden Weinjahrgang 2020 mit guten Erträgen freuen“, so Ernst Büscher. (desa)

*Das Weingut Schwindt bewirtschaftet zirka 19,5 Hektar Rebfläche und setzt dabei zu 55% auf weiße Rebsorten wie Riesling, Grauburgunder, Chardonnay und Sauvignon Blanc.

Michael Schwindt freut sich: Seine Oechslewaage zeigt 100 Grad Mostgewicht an.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

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