Neustadt-Duttweiler. In den Pfälzer Weingarten reifen kerngesunde Trauben und wenn es die nächsten Wochen überwiegend sonnig und trocken bleibt, können sich die Weinliebhaber auf einen hervorragenden Jahrgang freuen.
„Wir gehen voller Optimismus in den Herbst. Es sieht bestens aus und die Menge ist absolut marktkonform“, sagte Klaus Schneider, der 1. Vorsitzende der Pfalzweinwerbung bei der traditionellen Weinleseeröffnung, dieses Jahr im Weingut Mohr-Gutting in Duttweiler.
„Die Winzer sind sehr optimistisch, dass wir einen guten Jahrgang haben werden“, sagte auch Dr. Detlev Janik, seines Zeichens Geschäftsführer der Pfalzweinwerbung.
Schneider schätzt, dass in der Pfalz zirka 2,1 Millionen Hektoliter Wein erzielt werden, etwas weniger als im langjährigen Mittel.
Größter Wermutstropfen: Die Frostschäden am 20. und 24. April, die in Einzelfällen verheerend waren – in der Summe allerdings weniger schlimm als in anderen Bundesländern.
Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut berichtet, dass bundesweit etwa 10 Prozent weniger Trauben gelesen werden. Starker Frost gab es in Baden-Württemberg, der Osten blieb weitgehend davon verschont. „Wir haben einen Reifevorsprung von zirka 10 Tagen“, so Büscher weiter. Durch die frühzeitige Reife könne der Winzer jedoch in Ruhe abwarten und den für ihn richtigen Lesetermin bestimmen.
„Wir sind mit einem blauen Auge davon gekommen“ freut sich auch Dr. Jürgen Oberhofer von der Abteilung Weinbau und Önologie des DLR.
Er erwartet Weine mit „ausgeprägtem Aromenspiel“: „Bukettsorten wie Sauvignon-Blanc, Muskateller oder Scheurebe werden davor sicher stark profitieren“. Außerdem rechnet er mit Rotweinen kräftiger Farbe. Die Menge wird allerdings beim Dornfelder geringer ausfallen als in den Vorjahren, da die Sorte sehr stark vom Frost betroffen war.
Die Weinexperten beschreiben die klimatischen Bedingungen, nach denen im Winter keine Frostschäden feststellbar waren, ein extrem warmer März folgte, der die Reben früh austreiben ließ. Umso schlimmer schädigten die Minustemperaturen im April die Reben.
Inzwischen seien die nicht geschädigten Wingert gut in der Entwicklung fortgeschritten, die Pflanzen sind durch den Regen der letzten Tage mit Wasser versorgt, die Trauben sind „kompakt und gesund“, so Oberhofer.
Auch die Gefahr der Kirschessigfliege scheint gebannt, denn die trockene und heiße Witterung im Juni hat den Aufbau der Population verhindert.
Außerdem: „Unsere Winzer wissen, was sie bei einem starken Auftreten der Insekten tun müssen“, betont Schneider.
Wahrscheinlich wird die Hauptlese in der Pfalz um den 10. September beginnen. Im Weingut Mohr-Gutting hat man heute die frühreifenden Sorten Solaris und Ortega geerntet. „Die Ortega mit dem Vollernter und Solaris per Hand“, berichtet Franz Gutting, der einige tausend Kilo mit 74 Grad Oechsle Mostgewicht als beliebten Federweißen anbieten will. Der gärende Bizzler soll am Wochenende verkauft werden.
In diesem Jahr haben auch das Weingut Nett in Geinsheim und das Weingut Schwind in Weisenheim am Sand mit der Federweiße-Lese begonnen. Weitere Betriebe folgen in den nächsten Tagen. (desa)
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