„Bürger“-Windpark Hatzenbühl: Wieder einen Schritt weiter

20. Februar 2013 | Kategorie: Kreis Germersheim, Regional

vlnr.: Ortsbürgermeister Karlheinz Henigin, SWS-Geschäftsführer Wolfgang Bühring, Geschäftsführer der WEAG, Lutz Gubernator und VG-Bürgermeister Uwe Schwind freuen sich gemeinsam über die anstehende Projektierung des Bürger-Windparkes in Hatzenbühl. Foto: vgj

Hatzenbühl – Vor gut einer Woche wurden die Eigentümer von rund 140 Grundstücken, in deren Bereich Ende des nächsten Jahres Windräder aufgestellt werden sollen, zum ersten Mal detailliert über das Windenergieprojekt auf ihren Grundstücken informiert.

Zu dem Treffen hatten die Ortsgemeinde Hatzenbühl und die Verbandsgemeinde Jockgrim sowie die künftigen Betreiber des Windparks eingeladen. Geplant ist, im nördlichen Gemarkungsbereich von Hatzenbühl, Richtung Herxheim, fünf Windräder aufzustellen. Für diesen Zweck wird eine 93 Hektar große Konzentrationsfläche ausgewiesen, die in den Gewannen „Klein Hayna“, „Im Rott“ und „Am gedrehten Eichbaum“ liegt und innerhalb der die Windräder verteilt werden.

Hatzenbühls Ortsbürgermeister Karlheinz Henigin wünscht sich bei den Grundstückseigentümern von Gelände in der Konzentrationsfläche eine möglichst umfassende Akzeptanz des Windparkprojekts. Um dies besser zu erreichen, kam ihm vor der ersten Grundstücks-Eigentümerversammlung die Idee, alle betroffenen Grundstücke der Fläche in einem „Pool“ zusammenzufassen. „Die 290 Flurstücke im Bereich des geplanten Windparks gehören rund 200 Eigentümern oder Eigentümergemeinschaften. Um bei diesen die Akzeptanz für den geplanten Windpark zu erhöhen, sollten grundsätzlich alle Eigentümer auch davon einen Nutzen haben“, erklärte der Ortsbürgermeister seine Gedanken. Die Windparkbetreiber befürworteten das vorgeschlagene „Poolkonzept“ genauso wie Bürgermeister Uwe Schwind, Verbandsgemeinde Jockgrim.

Als im letzten Jahr das Windparkprojekt von Seiten der Ortsgemeinde Hatzenbühl konkret ins Auge gefasst wurde, sah sich die Ortsgemeinde nach geeigneten Betreiberfirmen um. Der Gemeinderat wählte schließlich aus mehreren Bewerbungen die Kooperationspartner Stadtwerke Speyer GmbH (SWS) und WEAG Future Energies AG aus. Von diesen Betreibern waren in der ersten Eigentümer-Versammlung der SWS-Geschäftsführer Wolfgang Bühring und Lutz Gubernator, Geschäftsführer bei der WEAG, anwesend.

Wolfgang Bühring war mit dem Verlauf der ersten Eigentümerversammlung sehr zufrieden, erklärte er einen Tag später. „Unser Ziel ist es, alle durch das Windpark-Projekt betroffenen Eigentümer und auch die Gemeinde am Entstehen der Windkraftanlagen teilhaben zu lassen.“ Die Menschen sollen aus „ihrem Windpark einen Wert schöpfen können und die Energiewende aktiv erleben.“

Deshalb ist geplant, mit allen Grundstückeigentümern innerhalb der Konzentrationsfläche auf freiwilliger Basis generelle Pachtverträge abzuschließen. Wie konkret das jeweilige Grundstück durch die Windräder betroffen sein wird, ergibt sich erst aus der detaillierten Planung. So werden Grundstücke zwar in der Fläche liegen, aber nicht direkt betroffen sein. Für andere Grundstücke muss eine Baulast wegen der Abstandsfläche rund um ein Windrad eingetragen werden, den stärksten Eingriff erfahren die Flächen, auf denen das Fundament für die Windräder und die Kranaufstellfläche gebaut werden. Dazu kommen noch die Wege zu den Anlagen. Je nach Schwere des Eingriffs werden die Pachtbeträge gestaffelt. (vgj)

 

Die Betreiber des Windparks werden für die Finanzierung 20 Prozent Eigenkapital in das Projekt einbringen. Die weiteren 80 Prozent der Investitionssumme sollen durch Kredite, aber auch durch Einlagen von Bürgern und Kommunen abgedeckt werden. Bürger können sich nach den Plänen der Betreiber durch den Kauf von Sparbriefen oder durch einen Anteil an einer Gesellschaft oder Genossenschaft an den Investitionskosten von rund 24 Millionen beteiligen und dann auch von den Erträgen profitieren, so Wolfgang Bühring. Auch die Ortsgemeinde und die Verbandsgemeinde könnten sich direkt in der Hauptgesellschaft beteiligen. Uwe Schwind findet diese Überlegungen gut, wünsche sich aber für die Verbandsgemeinde die Option, „dass wir auch erst nach zwei Jahren Anteile erwerben können, wenn wir sehen, wie gut der Windpark funktioniert.“

Nach der ersten Eigentümerversammlung zog Uwe Schwind das Fazit: „Die Stimmung unter den Anwesenden war gut, es wurden viele Fragen gestellt und auch beantwortet.“

 

In einem nächsten Schritt zum Umsetzen des Windpark-Konzepts beschloss der Verbandsgemeinderat in seiner Sitzung am Montag die Teilfortschreibung des Flächennutzungsplans für die künftige Windparkfläche. „Wir wollen bis Ende 2013 die Teilfortschreibung des Flächennutzungsplans durch die Verbandsgemeinde erledigt haben“, so Schwind über den ehrgeizigen Zeitplan. In nächster Zeit geht allen Eigentümern ein ausführliches Informationsanschreiben zu, das die Inhalte des ersten Treffens zusammenfasst.

 

„Wir sind schon dabei, die ersten Gutachten, die für die Genehmigung der Anlagen notwendig sind, erstellen zu lassen, um keine Zeit zu verlieren.“ ergänzte Bühring. „Und die Pachtverträge sollen möglichst schnell versendet und ein weiteres Eigentümertreffen einberufen werden, damit die Grundstücksfragen bald geklärt werden können.“ „Die Ortsgemeinde würde im Zweifelsfall auch Grundstücke kaufen“, um das Projekt sicherzustellen, so Karlheinz Henigin.

 

Der weitere Zeitplan sieht vor, das Genehmigungsverfahren für die Windräder im vierten Quartal 2013 anzustoßen, denn „wir haben das ehrgeizige, aber realistische Ziel“, so der Geschäftsführer der SWS, „dass sich die Windräder im Bürger-Windpark Hatzenbühl Ende 2014 drehen und am Netz sind.“

 

Print Friendly, PDF & Email
Zur Startseite

Abonnieren Sie auch unseren Pfalz-Express-Kanal bei YouTube

Diesen Artikel drucken Diesen Artikel drucken

2 Kommentare auf "„Bürger“-Windpark Hatzenbühl: Wieder einen Schritt weiter"

  1. Hegele-Raih sagt:

    Wenn ich in letzer Zeit die wunderschöne Aussicht vom Rülzheimer Wald nach Hatzenbühl udn Richtung Pfälzer Berge sehe, werde ich sehr sehr wehmütig. Ich könnte heulen wenn ich mir vorstelle, dass dieser mytische, wunderbare Anblick bald zerstört sein wird. Es gibt nicht mehr viele solcher schönen, unzerstörten Landschaften vor der Hardt. Leider scheinen sich die Einheimischen dessen nicht bewusst zu sein, was sie da opfern. Nördlich von Rülzheim/Offenbach kann man sehen, was für einen hässlichen Anblick die Windräder bieten. Anscheinend ist es nicht zu ändern, dass Deutschland immer mehr damit zugepflastert wird. Obwohl das Energieproblem damit bekanntlich nicht gelöst wird und wenn noch so oft geschrieben wird, dass mit einem Windrad so und soviel Haushalte versorgt werden – tja, aber eben nur wenn der Wind weht. Das Problem der Grundlast ist damit eben nicht gelöst.

    • B. Werling sagt:

      Sie sehen diesen „mystischen, wunderbaren Anblick“ auch? Ein bisschen beruhigt mich das. Mir wird in Hatzenbühl von Seiten der CDU unterstellt, „nicht mehr ganz richtig im Kopf“ zu sein, weil ich vehement gegen den Wind„park“ angehe.