BüroLichtBlick in Bad Bergzabern hilft bei Bürokratie-Überforderung

10. Februar 2021 | Kategorie: Kreis Südliche Weinstraße

Dekan Dietmar Zoller, Initiator Werner Ertel, Seniorenreferent Rainer Brunck.
Foto über Haus der Familie Bad Bergzabern

Bad Bergzabern – Das BüroLichtBlick im Haus der Familie  ist ein Projekt der Protestantischen Kirchengemeinde Bad Bergzabern. Es wurde von Ehrenamtlichen im Jahr 2020 gegründet. Das engagierte Team unterstützt nach eigenen Worten „vertraulich, unbürokratisch und schnell.“ 

Wer kann unterstützt werden ?

Das Unterstützungsangebot richtet sich an „alleinstehende“ Menschen in der Stadt und in der Verbandsgemeinde bzw. im Dekanat. Alleinstehend bedeutet nicht, dass die Person im wörtlichen Sinne alleine leben muss, sondern der oder die Unterstützungsbedürftige alleine mit den täglichen Anforderungen nicht zurechtkommt und keine Angehörige hat, die helfen können. Umgekehrt gilt aber auch, dass zuerst  Angehörige zur Hilfe gefordert werden sollen, wenn diese dazu in der Lage sind.

Für das Angebot gibt es keine Altersbeschränkungen. BLB hilft auch jungen Menschen, bei denen sich z.B. durch unerfahrenen Umgang mit Geld Schulden aufgetürmt haben, ebenso wie einem betagten Menschen, dessen Partner verstorben ist und der sich mit dem lästigen Schriftkram überhaupt nicht auskennt.

BLB ist ein Projekt der protestantischen Kirche für alle Menschen, unabhängig ob einer oder welcher Konfession zugehörig, betonen die Verantwortlichen Dekan Dietmar Zoller, Initiator Werner Ertel, und Seniorenreferent Rainer Brunck.

BLB unterstützt im privaten Bereich:

Oftmals hat sich bei jungen und auch bei betagten Menschen Post angesammelt. Sie trauen sich nicht mehr, die Briefe zu öffnen. „Es sind ja doch nur Mahnungen“ befürchtet ein 25-Jähriger. „Warum soll ich den Brief vom Jobcenter überhaupt lesen?“

„Um die ergänzende Grundsicherung hat sich doch nur meine verstorbene Partnerin gekümmert – ich kenne mich doch darin gar nicht aus,“ denkt der Rentner. Wie sich diese beiden Situationen entwickeln, kann man sich unschwer vorstellen. Bei dem jungen Schuldner erscheint irgendwann der Inkassodienst oder gar der Gerichtsvollzieher. Bei dem verwitweten Rentner bleibt irgendwann die ergänzende Grundsicherung aus.

Dafür zu sorgen, dass solche Situationen nicht entstehen, vorliegende alte Unterlagen zu sichten, zu ordnen und eingehende Post mit den Menschen zu besprechen und zu bearbeiten, gehört ebenso zum Angebot von BLB wie nach Lösungen zu suchen. Bei den Schuldenproblemen des 25-Jährigen erfolgt zuerst eine umfassende Analyse der wirtschaftlichen Situation: Wie hoch sind Einnahmen und Ausgaben – können die Einnahmen z.B. durch Nebenverdienst verstärkt oder können die Ausgaben vertretbar reduziert werden? Wie hoch sind die Schulden – wo brennt es – muss mit den Stadtwerken schnell gesprochen werden, damit der Strom nicht abgeschaltet wird?

Bei der irgendwann ausbleibenden Grundsicherung des Rentners bittet das BLB – falls erforderlich – zunächst das Diakonische Werk, die letzten Bescheide zu prüfen, um dann gemeinsam mit dem Klienten beim Jobcenter nach einer Lösung zu suchen.

„Bei nicht einfach aufzulösenden Verschuldungssituationen arbeiten wir mit Einverständnis der Klienten mit der zuständigen Schuldnerberatung der AWO in Landau zusammen und setzen in  Abstimmung mit dieser Stelle für den Klienten die notwendigen Briefe an die Gläubiger auf. Sollte eine Privatinsolvenz erwogen werden, gibt BLB im Einvernehmen mit dem Klienten den Fall an die Schuldnerberatung ab, bleibt aber unterstützend eingeschaltet.“

BLB unterstützt im sozialen Bereich:

Der Schwerpunkt der Arbeit von BLB im sozialen Bereich liegt darin, ältere alleinstehende Menschen auf den sogenannten „letzten“ Abschnitt ihres Lebens einzurichten und  sie rechtzeitig auf besondere Lebenssituationen vorzubereiten. Dazu kann die Einrichtung eines Notrufsystems  oder zumindest die Einbindung in einen Telefonring – auch ein Angebot der prot. Kirche über das HdF – gehören. Man halte darüber hinaus den Klienten an, für einen plötzlichen Krankenhausaufenthalt das Erforderliche in einer Tasche gerichtet zu haben, so die BLB-Gründer. Zum Beispiel die notwendigen persönlichen Angaben (Notfallkarte, Medikamentenplan, Ja oder Nein zur Organspende durch einen Ausweis, Hinweis auf bestehende Patientenverfügung usw.), einer Notfalldose im Kühlschrank und ein kleiner Aufkleber an der Wohnungstür sagt dem Rettungsdienst, wo solche Informationen finden sind.

Rechtzeitig, d.h. wenn der Klient die Bedeutung und Tragweite seiner Entscheidungen noch einzuschätzen weiß, wird auf die Sinnhaftigkeit von Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht hingewiesen. Die meisten Menschen schieben diese unangenehmen Dinge vor sich her. Den Klienten dazu an die Hand zu nehmen, ihn darüber zu informieren, mit ihm Entwürfe dazu zu erörtern, stellt für die Ehrenamtlichen im BLB durchaus eine Herausforderung dar, bedarf es doch einer gehörigen Portion Einfühlungsvermögen. Bei der Patientenverfügung wird immer der Hausarzt einbezogen, bei der Versorgungsvollmacht oft ein Rechtsbeistand um Rat gefragt. Welche medizinischen Maßnahmen der Klient für sich wünscht oder ablehnt sollte deswegen frühzeitig, möglichst vor Bestellung eines Betreuers, geklärt werden.

Ältere Menschen ohne jegliche Angehörige fragen sich oft: „Wie werde ich bestattet, wie oder von wem werden die Beerdigungskosten bezahlt?“ BLB begleitet den Alleinstehenden zum Bestatter seiner Wahl, mit dem ein Bestattungsvertrag besprochen und abgeschlossen werden kann. Über ein Bestattungsvorsorgekonto bei einer Bank kann für die Bestattung angespart werden, Kosten und Gebühren fallen dann meistens nicht an.

Vorgehensweise und Motivation

Zuerst hat natürlich die Behebung des Problems, das den Klienten bewegt hat, sich an BLB zu wenden,  Priorität. Ist damit der „Fall“ erledigt? Nein! Zusammen mit Klienten wollen die Ehrenamtlichen die Ursachen suchen und diese beseitigen, damit das Problem nicht in Kürze erneut aufschlägt. Im Fall des 25-Jährigen, der nicht sparsam mit Geld umgeht, kann aufzeigt werden, wie man sein Ausgabeverhalten steuern kann. Dem Älteren, der die Anforderung vom Jobcenter unbeachtet ließ, kann mit einem Wiedervorlagekalender gezeigt werden, wie man der Vergesslichkeit vorbeugt.

Die Unterstützung kann sich durchaus über einen längeren Zeitraum erstrecken, da der ehrenamtliche Unterstützer nicht Vollzeit zur Verfügung steht. Während dieser Zeit lernen sich Klient und Unterstützer kennen. Der Helfer erkennt, wie der Klient denkt und empfindet. So ist eine Grundlage vorhanden, auf der eine Unterstützung im beschriebenen „sozialen“ sehr persönlichen Bereich sich umsetzen lässt.

„Der Klient muss selbst unbedingt mitwirken – dies ist für eine Begleitung zwingend erforderlich. Dann kann das Ziel, eine umfängliche Unterstützung zum Wohl des Klienten, erreicht werden“, so Zoller, Ertel und Brunck.

Zum Team BLB gehören zurzeit vier weitere Ehrenamtliche. BLB befindet sich im Untergeschoss des Haus der Familie und ist behindertengerecht  zugänglich. (W. Ertel/red)

Kontakt: 

BüroLichtBlick

Luitpoldstraße 22

76887 Bad Bergzabern

Tel. 06343/931775

buerolichtblick@gmx.de

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