Besuch bei Pfarrer Wienecke: „Leute sind auf der Suche“

18. Dezember 2015 | Kategorie: Landau, Leute-Regional
Jürgen Wienecke ist Pfarrer bei der SELK...

Jürgen Wienecke ist Pfarrer bei der Landauer Katharinengemeinde…

Landau. Pfarrer Jürgen Wienecke bietet mir eine Tasse Kaffee an und dann reden wir über die SELK, über die Katharinenkapelle und natürlich über Gott und die Welt.

SELK, das ist die Abkürzung für Selbstständige Evangelisch-Lutherische Kirche. Die SELK ging 1972 aus dem Zusammenschluß eigenständiger kleiner lutherischer Kirchen in den alten Bundesländern hervor. Die Evangelisch-Lutherische (altlutherische) Kirche der früheren DDR, trat 1991 ebenfalls der SELK bei. So sind fast alle konfessionell-lutherischen Minderheitskirchen in Deutschland zu einer Körperschaft vereinigt.

Die Katharinengemeinde Landau entstand nach dem zweiten Weltkrieg als Sammlung vor allem altlutherischer Flüchtlinge. Zu der kleinen lutherischen Gemeinde stießen dann weitere, meistens aus den lutherischen Landeskirchen Norddeutschlands stammende Zuwanderer. 1960 gründete Pfarrer Friedrich Godduhn aus Kaiserslautern die Gemeinde- der erste Gottesdienst wurde aber schon 1958 in einer Landauer Gaststätte gefeiert.

Seit den Sechzigern werden in der städtischen Katharinenkapelle die Gottesdienste abgehalten, als „Untermieter“ der alt-katholischen Gemeinde, die hier seit 1872 ihre spirituelle Heimat hat.
2003 hat Jürgen Wienecke die Pfarrstelle übernommen.

Wie sein Vorgänger, Pfarrer Gerhard Triebe ist auch Wienecke begeisterter Motorradpfarrer. Das Wort Gottes kann überall und jedem verkündet werden. „In den Gottesdiensten der Katharinengemeinde haben wir oft fast 50 Prozent Leute, die nichts mit der Gemeinde zu tun haben“, so Wienecke. Sie kommen, weil sie auf der Suche sind, die familiäre Atmosphäre im Gottesdienst schätzen und an der Ökumene interessiert sind.

„Es ist nicht besser bei uns, sondern anders“ weiß das Nordlicht Wienecke, immerhin hat der Pfarrer auch schon gut besuchte Gottesdienste auf plattdütsch gehalten.

Die Gemeinde umfasst momentan 110 Mitglieder – Kirchensteuer wird nicht gezahlt, die Gemeinde lebt von Spenden. Es geht um die eindeutige Verkündigung des Evangeliums nach dem Bekenntnis der Evangelisch Lutherischen Kirche, die aus der Reformation Martin Luthers hervorgegangen ist, quasi um die reine Lehre, wenn man so will.

Durch die Bestrebungen, vor allem von staatlicher Seite, die verschiedenen evangelischen Richtungen in unierten Kirchen zusammen zu schließen, sahen Lutheraner die Geltung von lutherischem Bekenntnis und Gottesdienst gefährdet, selbst in nominell lutherisch gebliebenen Landeskirchen.

Aus diesem Grunde waren zwischen 1817 und 1880 in verschiedenen Regionen Deutschlands mehrere mehrere freikirchlich organisierte kleine Kirchen mit lutherischem Bekenntnis entstanden.

„Zur Entstehung solcher lutherischen Kirchen trug auch die bibelkritische Theologie bei, die sich von den staatlichen Universitäten her ausbreitete. Ein weiterer Anlass zu lutherischer Freikirchenbildung waren Übergriffe der Behörden auf angestammtes kirchliches Recht“, wird in einer Chronik erklärt.

Pfarrer Jürgen Wienecke war seit 2004 auch Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirche (ACK) in Landau. „In dieser AG begegnet uns wiederrum der ökumenische Gedanke und die Idee eines intensiv gelebten christlichen Miteinanders, bei dem unter anderem die Bewahrung der Schöpfung im Mittelpunkt steht“, so Wienecke.

In der ACK-Landau arbeiten seit dem Jahr 2000 die Altkatholische Gemeinde St. Katharina Landau, die Freie Christengemeinde Landau (FCG; Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden), die Evangelische Stadtmission Landau-Zeiskam (Evangelischer Gemeinschaftsverband Pfalz), die Evangelisch-Lutherische Katharinengemeinde (SELK) sowie der Katholische Pfarrverband Landau – Protestantische Stiftskirchengemeinde Landau.

Gründungsmitglied war auch die die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde (Baptisten), die sich zwischenzeitlich aufgelöst hat.

Die ACK Landau beschreibt sich als Förderer der ökumenischen Zusammenarbeit und möchte die Einheit der Christen erreichen, doch mit gegenseitigem Respekt.

Die sieben in der Stadt vertretene Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften engagieren sich im ökumenischen Dialog und arbeiten gemeinsam an Projekten wie z.B. der Ökumenischen Bibelwoche, dem Ökumenischen Pfingstgebet oder dem Ökumenischen Lichtweg zum Advent. (desa/red)

...und begeisterter Motorradpfarrer. Fotos: Tom Bursinsky

…und begeisterter Motorradpfarrer.
Fotos: Tom Bursinsky

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