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„Beck to the roots“ – SPD rief und alle kamen: „Danke Kurt“

25. Februar 2013 | Kategorie: Kreis Germersheim, Kreis Südliche Weinstraße, Landau, Politik regional, Regional

Grandioser Abschied für Kurt Beck in der Landauer Jugenstilfesthalle. Am Schluss gab´s noch eine Urkunde: Kurt Beck ist nun Ehrenvorsitzender der SPD. Fotos: Licht/Ahme

Landau. „Full House“ für Kurt Beck: Zahlreiche Freunde und Weggefährten des ehemaligen Ministerpräsidenten füllten am Sonntag die gute Stube Landaus bis auf den letzten Platz.

Das Motto war klar definiert und für zwei Stunden der rote Faden für alle Redner des Vormittags. Becks Nachfolgerin im Amt, Malu Dreyer, musste wegen Grippe das Bett hüten, doch die  Familie war an Becks Ehrentag ebenso vertreten wie SPD-Politikerin Andrea Nahles, der Schleswig-Holsteinische Landesvorsitzende Ralf Stegner, ehemalige und jetzige Kabinettsmitglieder der Landesregierung und natürlich Menschen aus Becks Südpfälzer Umgebung. Der Spielmannszug Schaidt, die Concordia Steinfeld und das Drehorgelspielerpaar Hundt zeigten dem ehemaligen Landesvater mit kleinen und großen Ständchen auf ihre Art Dankbarkeit.

Dank und Gemeinschaftsgefühl für Kurt Beck

Sigmar Gabriel, dem es tontechnisch kurz die Sprache verschlagen hatte, Rudolf Scharping, Klaus von Dohnanyi, Stefan Kuntz vom 1. FCK, Kardinal Lehmann, Walter Desch, Präsident des Fußballverbands Rheinland, Handwerkspräsident Dech und Hannelore Kraft – sie alle schickten Video-Grußbotschaften nach Landau. „Kurt, Du warst unglaublich wichtig für mich und die gesamte SPD“, sagte zum Beispiel Kraft. Von gelebter Loyalität, Sensibilität und Bodenständigkeit sprachen Kuntz und Lehmann.

Becks Verdienste als Ministerpräsident wurden von allen Rednern hervorgehoben. Beck als Sozialpolitiker, der „immer nah bei den Menschen“ sein wollte, beschrieb Landrätin Theresia Riedmaier in ihrem Grußwort. “Dem Mannsbild Kurt war immer die Familie sehr wichtig“, sagte Minister Roger Lewentz, der auch verriet, dass Beck genau in diesen Tagen vor 50 Jahren seine Lehre begonnen hatte und in der Tagespolitik immer Anwalt „seiner“ Südpfalz war. „Das ging so weit, dass wir uns immer erst in der Südpfälzer Presse morgens informierten“, erinnert sich Lewentz amüsiert.

„Südpfälzer Runde“

Alexander Schweitzer, Bundestagskandidat Thomas Hitschler, die Steinfelder Bürgermeisterin Marie-Thérèse Müller und Staatssekretär Jens Guth, der auch die Moderation der Veranstaltung übernommen hatte, trafen anschließend zu einer südpfälzer Talkrunde auf der Bühne zusammen.

Ob Schweitzer sich mit dem „Beckianer“ zutreffend beschrieben fühle, wollte Guth vom Minister wissen. Zutreffend beschrieben sei das, bestätigte Schweitzer, der nun auch das Abgeordnetenmandat von Kurt Beck übernimmt. Er empfinde diese Bezeichnung als Ehrentitel, wenngleich das Kurt Beck zu Anfang vielleicht nicht so gesehen habe. Schweitzer gab eine kleine Anekdote zum besten, in der er über seine Zeit als Juso berichtete, der als völlig unerfahrener 20-jähriger in der Presse häufig „gute Ratschläge“ nach Mainz gegeben habe, so dass ein Anruf vom Büroleiter des Ministerpräsidenten „mit deutlichen Worten“ die Folge gewesen sei.

Einmal „Beckianer“, immer Beckianer

Im Wahlkreis will Schweitzer einiges ändern: „Es wäre ja schlecht, wenn ich nur eine etwas zu lang geratene Kopie von Kurt Beck wäre.“ Anleihen will er aber trotzdem nehmen, Vieles beibehalten, so zum Beispiel die Sonntagssprechstunde für Bürger. „Ein echtes „Markenprodukt Kurt Beck“, sagte Schweitzer. „Sonntags haben die Leute Zeit.“ Und: „Politisch und emotional: Ich bin ein Beckianer und werde immer einer sein.“

Auch Bundestagskandidat Thomas Hitschler hat Respekt vor dem riesigen Erfahrungsschatz des ehemaligen Ministerpräsidenten und holt sich gerne hin und wieder einen Ratschlag: „Kurt ackert akribisch alles durch. Man kann sich nicht nur immer darauf verlassen, dass man eine Antwort bekommt, sondern man bekommt ein gute Antwort.“ Beeindruckend sei die Nähe zu den Menschen, die Kurt Beck immer gelebt habe: „Egal, wo man mit ihm hinkommt – er kennt wirklich Jeden.“

Eine unerschöpfliche Energiequelle müsse Kurt Beck haben, bescheinigte Marie-Thérèse Müller dem ehemaligen Landesvater, der für sie auch eine Art Mentor war: „Wir haben viel gelernt bei Kurt. Wenn wir erschöpft waren, hieß es: `Fahrt Ihr mal nach Hause, ich gehe noch ein paar Stunden nach Mainz, habe noch zu arbeiten`.“

Kein politischer Wachhund

Kurt Beck selbst lief in seiner Abschlussrede nochmals zu ganz großer Form auf. Nicht mehr einmischen wolle er sich in die Politik, bekräftigte er, aber für die niederen Arbeiten sei er jederzeit zu haben. „Ich werde nicht Papa ante Portas spielen – auch wenn es dienstags zur Kabinettszeit und mittwochs zur Fraktionszeit noch juckt.“ Er müsse eben nun “Beck to the roots“, nach Steinfeld, in seinem Heimat. Er versuche, mit der Situation zurechtzukommen und wolle sich einbringen in seine künftige Arbeit bei der Freidrich-Ebert-Stiftung, der Max-Planck-Gesellschaft und auch im Tierschutz:“ Um Spekulationen vorzubeugen: Alles reine Ehrenämter.“

„Da stimmt was ganz und gar nicht!“

Ganz unpolitisch konnte sich Beck dennoch nicht verabschieden: „Wenn jemand im 21. Jahrhundert von seiner Arbeit nicht leben kann, kann ich nicht nachvollziehen, dass andere sagen, das sei nun mal der Markt, da müsse man nichts korrigieren“, donnerte er ins Mikrophon. „Während Spekulanten, die auf anderer Leute Buckel Geld machen,  keinen Cent Steuern bezahlen müssen – da stimmt was ganz und gar nicht!“ Die Zuhörer waren offenbar derselben Meinung, Beck erntete frenetischen Applaus.

Staffelübergabe

Als Abschiedsgeschenk gab es die Urkunde zum Ehrenvorsitz in der SPD, Roger Lewentz wünschte sich Kurt Beck häufiger im Norden von Rheinland-Pfalz und überreichte einen Moselgutschein – und von Jens Guth gab es einen Staffelstab, der an Alexander Schweitzer weitergereicht wurde. Die neue Generation hat übernommen. (Ahme/Licht)

 

 

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