Mittwoch, 08. Mai 2024

Appell von Germersheims Bürgermeister Schaile: „Keiner möchte, dass seinen Lieben etwas passiert“

30. März 2021 | Kategorie: Kreis Germersheim

Bürgermeister Marcus Schaile

Germersheim – In der Nacht vom 28. auf den 29.März 2021 haben in Germersheim einige Eltern Kinderschuhe auf die Treppen des Stadthauses gestellt.

Der Eingang der Stadtverwaltung wurde dabei vollständig mit Kinderschuhen und Plakaten blockiert (wir berichteten). Es handelte es sich um eine Protestaktion bezüglich der Schulschließungen und der angeordneten Maskenpflicht für Grundschüler.

Der Germersheimer Bürgermeister Marcus Schaile (CDU) weist darauf hin, dass das Stadthaus der falsche Adressat für eine solche Aktion sei, da die Verantwortung für alle unlängst erlassenen Verfügungen nicht bei der Stadtverwaltung läge. „Wir erlassen die Corona-Verordnungen nicht, auch wir können nicht immer alle Beschlüsse nachvollziehen. Es muss aber im Interesse aller liegen, dass das Virus sich nicht weiter ausbreitet. Das bleibt oberste Priorität,“ betont Schaile. „Ich sah mich übrigens leider umgehend gezwungen, diese entfernen zu lassen. Der Zugang zur Verwaltung muss frei bleiben, nicht zuletzt, weil der Eingang als Fluchtweg dient.“

Die Aktion veranlasst den Bürgermeister allerdings zu einem eindringlichen Appell an alle Bürger der Stadt Germersheim: „Mir ist klar, dass es auch für die Eltern in unserer Stadt immer anstrengender wird und gerade die Kinder viele Fragen haben, die wir Erwachsenen nicht immer alle beantworten können. Die Ohnmacht vor einem Virus, das man nicht sehen kann und dem man außer Abstand zu halten und Masken zu tragen wenig entgegenhalten kann, erfüllt auch mich. Auch im letzten Stadtrat formulierten die Ratsmitglieder ihre Sorgen und Ängste. Diese Angst und das daraus resultierende Ohnmachtsgefühl haben einige Bürgerinnen und Bürger letztlich vor die Tür des Stadthauses geführt. Ich kann verstehen, dass die Menschen in solchen Zeiten Angst um ihre Kinder und deren Wohl haben. Wir sollten aber nicht vergessen, dass wir es mit einem heimtückischen, gefährlichen und immer wieder mutierenden Virus zu tun haben, einem Gegner, der keine Rücksicht nimmt. Das haben wir alle in den vergangenen Monaten gesehen. Es ist auch für mich oft schwer, alle getroffenen Maßnahmen zu verstehen und sie miteinander in Einklang zu bringen. Und ja, es erschüttert mich, dass hier Existenzen verloren gehen, und ich bin wütend, dass die versprochenen Hilfen so zäh fließen.“

Schaile weiter: „Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, zu bestreiten, dass in den vergangenen Monaten Fehler gemacht wurden, wäre töricht. Zu bestreiten, dass es in dieser Pandemie Gewinner und Verlierer gibt, wäre naiv. Aber jetzt so kurz vor den Impfungen, ob Sie diese nun für sich und Ihre Familien in Erwägung ziehen oder nicht, die Abschaffung aller Maßnahmen zu beschließen wäre an Unvernunft nicht zu überbieten. Die Maskenpflicht in den Grundschulen soll unsere Kinder schützen. Hier hat der Landkreis Germersheim in den letzten Wochen bereits sehr gute Erfahrungen gemacht. Um eine Testung für die Kinder noch weiter zu erleichtern, plädiere ich ganz klar für die Beschaffung von Spucktests. Hier dürfen die Kinder ganz offiziell auf den Teststreifen spucken. Ich denke, dass dieses Verfahren mit Hilfe unserer Lehrer sehr gut als Spaß genutzt werden kann und so doch Infektionsketten unterbrochen werden können.

Auch Masken können den Kindern spielerisch erklärt werden. Einige meiner Mitarbeiter haben dies beispielsweise mit „Darth Vader“ getan und ich habe hier erzählt bekommen, dass ein Kind mittlerweile aufgefordert werden muss, die Maske zum Schlafen abzulegen. Dies ist sicher ein Extrembeispiel, zeigt aber, dass es auf die Einstellung ankommt.

Das Virus ist, wie wir insbesondere in anderen Ländern sehen konnten, sehr gefährlich. Auch wir in Deutschland haben mittlerweile über 75.000 Tote zu beklagen. Ob diese nur mit oder an Corona gestorben sind, darüber ist jede Diskussion müßig und aus meiner Sicht auch nicht angemessen. Schauen wir auf die Erkrankten und Genesenen, so sehen wir dort oft gravierende Auswirkungen der Erkrankung, die langwierige Spätfolgen erahnen lassen. So sehe ich es derzeit bei eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, und glauben Sie mir, es sind auch die Jungen und Fitten unter ihnen.

Keiner möchte, dass seinen Lieben etwas passiert. Daher bitte ich Sie alle, halten Sie weiter Abstand, achten Sie aufeinander und auf sich selbst. Wenn Ihnen die eigenen vier Wände zu eng werden, nehmen Sie Ihre Kinder und gehen Sie spazieren oder auf die vielen Spielplätze. Versuchen Sie auch hier Abstand zu halten, da die britische Mutante auch an der frischen Luft schnell ansteckend sein kann.

Liebe Bürgerinnen und Bürger, nur zusammen werden wir diese Pandemie überstehen. Bleiben Sie alle gesund und nutzen Sie die kommenden freien Tage für sich und Ihre Familien. Gehen Sie hinaus in unsere schöne Natur und sofern das Wetter nicht mitspielt, machen Sie es sich zu Hause schön. Besuchen Sie sich im Rahmen des Möglichen bitte mit Abstand und Maske.“

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