Zweiter Kita-Streik in Landau: OB-Kandidaten: „Gute Arbeit muss sich lohnen“

22. Mai 2015 | Kategorie: Landau, Regional

„Come in and burn out“: Die Erziehrinnen gehen oft an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Landau. In der laufenden Tarifauseinandersetzung Sozial- und Erziehungsdienst gingen gestern wieder Kitas aus der Region auf die Straße. Etwa 300 Erzieherinnen aus 25 kommunalen und konfessionellen Kitas trafen sich zum zweiten Mal vor dem Landauer Rathaus um auf die Gründe ihres Streiks hinzuweisen.

Die OB-Kandidaten Hartmann, Hirsch, Ingenthron und Migl waren vor Ort, letztere drei zeigten ihre Solidarität auch mit Redebeiträgen.

„Come in and burn out“, „Bildung ist kein Kinderspiel“, „Eine Erzieherin ist wie ein Dessous- Spitzenqualität für ein Hauch von nichts“, waren einige der Aussagen, die auf Transparenten und Schildern zu lesen waren. Ihre Arbeit werde oft zur körperlichen und psychischen Belastungsprobe, sagte Vera Haug von der Landauer Kita „Haus für Kinder“.

Die Anforderungen an den Beruf des Erziehers seien extrem gestiegen. Es gäbe erhöhten Förderbedarf, gesetzliche Richtlinien zur Beobachtung und Dokumentation, einen Anstieg der Verhaltensauffälligkeiten, verlängerte Öffnungszeiten.

Viele Einrichtungen entwickelten sich zu komplexen Familienzentren, jüngere Kinder benötigten einen anderen Betreuungsaufwand. Haug beklagte auch einen erhöhten Zeitaufwand durch Kooperation mit Ämtern, Ärzten u.s.w, sowie Nachteile, die bei einem Arbeitgeberwechsel entstünden.

„Wir fordern mehr Wertschätzung unserer Arbeit, bessere Rahmenbedingungen und eine angemessene finanzielle Anerkennung“, brachte es  Haug auf den Punkt.

Bürgermeister Hirsch richtete  in seiner Funktion als Jugenddezernent als Erster das Wort an die Anwesenden, unter denen sich auch Eltern, Schulleiter, Vertreter der Landauer Stadtratsfraktionen sowie der Kirchen befanden: „Wir wissen, um was es geht. Nach sieben Jahren als Dezernent kann ich einschätzen, dass Ihre Forderungen eine Berechtigung haben.

Der bisherige Tarifvertrag müsse eine Änderung erfahren. Es gehe neben dem finanziellen Aspekt bei der Demo auch um mehr Anerkennung und Wertschätzung des Berufsbildes, da seien alle gefordert.

Hirsch habe mit dem Kommunalen Arbeitgeberverband telefoniert, die kommunale Seite sei gesprächsbereit. „Wir können sofort einsteigen- denn wir brauchen für alle Beteiligten eine schnelle Lösung! (siehe auch Video1 – Video 2 „Song „Gerechter Lohn“, Video 3Impressionen)

„Eine Stadt ist wie ein Haus- sie braucht ein starkes Fundament. Und dieses Fundament legen Sie, die Erzieherinnen,“ sagte Dr. Ingenthron in seinem Redebeitrag.

„Sie stellen ein soziales Korrektiv dar, ohne Sie wäre es um die Gesellschaft schlecht bestellt. Sie verdienen unsere Solidarität und Anerkennung, denn Höchstleistung ist ihren Preis wert“, so Ingenthron.

Einen Arbeitskampf zu führen sei ein Grundrecht und sicherlich kein Spaziergang, führte er weiter aus. Man hoffe auf baldige Einigung.

Dr. Gertraud Migl sagte „Gute Arbeit muss am Lohnzettel erkennbar sein“. Auch sie lobte die gute und vielfältige Arbeit der Erzieherinnen. „Danke, dass Sie den Mut haben, auf die Straße zu gehen“.

Qualitätvolle Arbeit und Lohnzettel stünden in keinem Verhältnis zueinander. „Der Arbeiter ist seines Lohnes wert, das steht schon so in der Bibel“ bekräftigte auch Dekan Volker Janke von der evangelischen Kirche. (desa)

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